Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Enthüllung als Kampf gegen Windmühlen

Von Helmut Magel

Wie ein vermeintlicher Scharlatan die Grundlagen der Akupunktur in der Tagespresse zum Wanken bringen soll.

„Akupunktur im Westen: Am Anfang war ein Scharlatan“ so titelt der Arzt Hanjo Lehmann seinen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt 1). Süddeutsche Zeitung und Spiegel übernehmen die Aussagen.
Was ist geschehen?

Mit altem Hut die Akupunktur treffen wollen

Lehmann hat ein Buch gelesen, das heute so gut wie niemand mehr kennt: „L’Acuponcture Chinoise“ von Soulié de Morant, erschienen 1939 in Paris, also vor 71 Jahren. Nun hat dieses Buch seinerzeit vor allem auf französische Akupunkteure einen gewissen Einfluss ausgeübt. Daraus zieht Lehmann den kausalen Schluss: Weil in diesem Buch einige Ungereimtheiten standen und Begriffe nicht adäquat in eine europäische Sprache übersetzt wurden, sei auch die heutige Akupunktur-Theorie fehlerhaft. Als ob Soulié de Morant der Vater der europäischen TCM-Theorie war, folgert Lehmann in der Süddeutschen Zeitung messerscharf: “Der Begründer der Akupunktur in Europa hat seinen Namen und seine Titel verfälscht und viele bis heute gültige Lerninhalte der Therapie aus China frei erfunden”. 2)
Bisher kann sich die Akupunktur über eine wohlwollende Presse nicht beklagen. Das kann sich aber ändern wie man nun sieht.

Vordergründig entlarvt Lehmann Soulié de Morant als Hochstapler, der in China “nicht, wie er behauptet, ständig mit Chinesen zusammen war. Sondern dass auch er, wie die meisten Ausländer im damaligen China, die meiste Zeit unter Ausländern, in westlichen Clubs, in westlichen Bars verbracht hat.” 3) Das ist ein alter Hut, denn Soulié wurde bereits 1953 vor Gericht wegen „unerlaubter Medizinausübung“ durch seinen eigenen Schüler entlarvt.

Dass, das alles Schnee von gestern ist, meint im Grunde der Enthüller Lehmann auch: “Heute ist er, der damals Hochgeehrte und Tiefgestürzte, auch in Frankreich fast vergessen. In der Sinologie scheint er nicht existent und wird so gut wie nie zitiert, trotz seiner vielen Bücher über alle möglichen chinesischen Themen. In der westlichen Akupunktur ist er ein Mythos, aber gelesen wird er kaum.”

Diskussionen verschlafen und offene Fragen entdecken

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Den Sack hauen und den Esel meinen

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Eine gute Frau fragen

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Was der gute Mann mal meinte

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Quellen
1) Hanjo Lehmann: Am Anfang war ein Scharlatan, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 107, Heft 30, 30. Juli 2010
2) Eine bearbeitete und gekürzte Fassung des o.g. Artikels, wie Fußnote 1, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 186, 14/15. 8. 2010
3) Zitate, wenn nicht anders angegeben, aus: Hanjo Lehmann: Akupunktur im Westen: Am Anfang war ein Scharlatan unter http://www.tcm.de/html/aktuell_george_soulie_de_mora.html aufgerufen am 18.8.2010
4) Hans-Joachim Lehmann: Akupunkturpraxis. Chinesische Standardtherapie mit Relevanzkarten. München, Jena: Urban & Fischer, 1999, Seite 11

Anschrift des Verfassers:
Helmut Magel
Heilpraktiker
Löhrerlen 16
42279 Wuppertal
Tel. (0202) 593237
h.magel@t-online.de
www.abz-west.de

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Naturheilpraxis 10/2010