Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

41. TCM Kongress Rothenburg vom 11. Mai bis 16. Mai 2010

Über 1200 Teilnehmer aus 30 Ländern waren bestens gestimmt, ziemlich unbeeindruckt vom kalten Wetter in Rothenburg. Schon am Dienstag sind über 120 Teilnehmer angereist zu dem Fertilitätstag, der erfolgreicher als im Vorjahr verlief, am Mittwoch kamen bereits 400 Teilnehmer und am Kernkongress stieg die Teilnehmerzahl auf fast 900 pro Tag. Da die vielbesuchten Kurse an zwei kleinen Zentren stattfanden (neben dem Wildbad war es die Stadthalle mit angrenzenden Räumen und zusätzlich drei schöne, bisher noch nicht genutzte Räume in der Nähe des Marktplatzes), verteilten sich die Teilnehmer gut an den verschiedenen Orten. Nach der großen Steigerung 2009 gab es in diesem Jahr noch einen weiteren 3%igen Anstieg, vor allem, die Menge der Vorbuchungen stieg weiter an (+8,6%).

Die meisten ausländischen Teilnehmer kamen wie bisher aus der Schweiz (über 100), da die AGTCM mit der SBOTCM in der Schweiz eine sehr enge Verbindung hat. Aus Dänemark (21), Holland (32), Österreich (38), USA (20) und England (23) kamen viele Teilnehmer, zusätzlich aus Australien (7), Belgien (6), China (7), Frankreich (9), Irland (9), Israel, (11) Italien(10), Japan (8), Kanada (6), Norwegen (12), Polen (5), Portugal (2), Spanien (3), Südafrika (1), Tschechien (10). Insgesamt waren es 210 englischsprachige Teilnehmer, was etwa 20% der Fachteilnehmer entspricht.

Die am Besten besuchten Dozenten waren Richard Tan (USA) und Shudo Denmei (J), die deutlich über hundert Teilnehmer in ihren Kursen begrüßen durften.

Neben den Vorsitzenden der TCM-Gesellschaften aus Frankreich, Norwegen, der Schweiz, Holland, Dänemark, Tschechien, Polen und den TCM-Kongressleitern aus Dänemark, England, Österreich, Tschechien, Kanada war diesmal auf Vermittlung von Gunter Neeb auch Zhang Boli (Tianjin) als Referent zugegen, der als Mitglied der chinesischen Akademie der Wissenschaften sicher zu den berühmtesten chinesischen Ärzten gehört, die bisher in Rothenburg waren. Auch war es eine große Ehre, einen der bekanntesten und ältesten Vertreter der japanischen Meridiantherapie, den 78-jährigen Dr. Shudo Denmei, begrüßen zu dürfen. Aus Kanada war der Präsident der „Ordre des acupuncteurs du Québec“, Raymond Bourret, gekommen.

Die internationale Anbindung des Rothenburger Kongresses hat sich weiterentwickelt, mittlerweile gibt es weitere Partner-TCM-Kongresse, mit denen ein Austauschpaket (gegenseitige Unterstützung und Werbung) besteht. Neben den langjährigen Verbindungen zum biennalen Skandinavischen TCM-Kongress in Nord-Dänemark, zum BAcC-Kongress in London und dem ÖGKA-Kongress in Graz/Wien sind die neuen Partner in Kanada, Australien, China, Tschechien/Prag, Niederlande/DenHaag dazugekommen (näheres über die Links auf der Kongresswebsite). Obwohl die verschiedenen Kongresse thematisch teilweise sehr unterschiedlich angelegt sind, wird es von allen Kongressleitern als eine sehr schöne Form der Netzwerkbildung empfunden.

Ein dynamischer und entspannter, inspirierender und lehrreicher Kongress liegt hinter uns und motiviert, die Fährte für 2011 wieder aufzunehmen und die vielen Hürden des nächsten Kongresses anzugehen. Das Vor-Programm 2011 ist auf der Website zu finden.

Der Rothenburger Kongress hat einen sehr hohen Arbeitsaufwand und wir freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr wieder auch von vielen ausländischen Kollegen unterstützt wurden, vor allem als Kursmoderatoren.
Gerd Ohmstede

Der 41. TCM Kongress Rothenburg fand unter dem Thema „Trauma – psychisch und physisch“ statt. Außerdem standen die Themen Allergien, Lebenspflege, Kinderheilkunde, Fertilität und Moxibustion im Vordergrund.

Das Interesse an der Chinesischen Medizin und der Behandlung nach ihren Prinzipien, die sowohl die körperlichen, aber auch die emotionalen und psychologischen Aspekte berücksichtigt, breitet sich immer mehr aus. Deshalb suchen immer mehr Therapeuten fundierte Aus- und Weiterbildung auf diesem breitgefächerten Gebiet der alternativen Medizin. Das macht sich auch an der ständig ansteigenden Teilnehmerzahl bemerkbar und an der Zahl der angebotenen Kurse. 88 international renommierte Dozenten referierten in über 140 Kursen, 33 Plenumsvorträgen und 15 Meetings.

Der Fertilitätstag, der am Dienstag zu Beginn des Kongress stattfand, hat sich nun bereits zu einer regelmäßigen Veranstaltung des Kongress etabliert. Das Motto in diesem Jahr: „Chinesische Medizin und die Vielfalt Ihrer Möglichkeiten in der Kinderwunschbehandlung“. Die Kurse beschäftigten sich sowohl mit der westlichen als auch mit der chinesischen Sicht der Thematik.

Am Mittwoch fand zum ersten Mal ein Tag zur Kinderheilkunde statt. Sieglinde Wilz, Ruthild Schulze, Yair Maimon und Alex Tiberi beschäftigten sich mit der Synchronizität zwischen Schwangerschaft und Säuglingszeit, vorgeburtlichen Traumen, Geburtstraumen und Impfungen. Im Anschluss an die Vorträge fand eine Diskussion über Impfbegleitung, Elternberatung und Erfahrungsberichte statt.

Am Kernkongress, der am Donnerstag begann, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit sich in allen Bereichen der Chinesischen Medizin weiterzubilden. Zur Akupunktur in Kursen wie z.B. `Behandlung von Schmerzen mit antiken Nadeltechniken´ und `Infertilitätsbehandlung´ (Wu Jie), `Einführung in die Therapie der Sechs-Schichten- Akupunktur´ und `Klassische Leitbahndiagnostik und –behandlung´ (Jason Robertson), Laserakupunktur in der Kinderheilkunde bei Rhinitis und Konjunktivitis allergica´ (Michael Weber), `Dr Tans Balancemethode zur Behandlung von Traumen und Allergien´ und `das Jing, Wi und Shen steigern´ (Dr Richard Tan), `Akupunktur zur Gesichtsverjüngung´ (Virginia Doran) und `Pulstechniken´ und `Wehen und Geburt´ (Marnae Ergil), aber auch in der Japanischen Akupunktur, z.B. `Traditionelle japanische Akupunktur´, `Grundlagen der Meridiantherapie und oberflächliches Nadeln´ und `Behandlung des Geistes, Kopfschmerzen, Schwindel´ (Shudo Denmai), `Einführung in die Kampo-Medizin´ (Ulrich Eberhard).

Viele Kurse fanden zur Weiterbildung in der Moxatherapie statt, z.B. `Japanische Moxa-Techniken´ (Sefan Birch) und `Moxibustion und Yangsheng´ und `Moxibustionstechniken für akute Erkrankungen und Notfälle´ (Ru Xie-Ritzer).

Die Lebenspflege und Lebensberatung nahm mit vielen Angeboten einen großen Raum ein z.B. „Vertrauen und Zufriedenheit“ und `Die 28 Aspekte der Lebenspflege´ (Alex Tiberi), Yangsheng - `Techniken zur Lebenspflege – Integration in den (Praxis-)Alltag und in den modernen Sport´ (Josef Hummelsberger), `Zhi Wei Bing (Nei Jing) = Behandele die Krankheit vor dem Entstehen´ (Zhang Boli) und `Den/die Heiler/in nähren´ (Livia Kohn).

Mit Kursen wie `Das Wesen eines chinesischen Krautes über seine äußeren Merkmale verstehen lernen´ (Andreas Kalg), `Die klinische Anwendungen des Jing Fang´ und `Die zehn Haupt-Rezeptfamilien der Chinesischen Medizin´ (Huang Huang) und `Die Auszehrung der Zang-Organe´ (Jens Vanstraelen) gab es die Weiterbildungsmöglichkeit in der Kräuterheilkunde. Zu dem Thema Allergien konnten die Teilnehmer interessante Kurse besuchen wie z.B. `Allergische Rhinitis´ (Barbara Kirschbaum), `Die unterschiedlichen Formen von Asthma und ihre Behandlung´ (Muccioli Massimo), `Behandlung allergischer Probleme mit shao-shan-huo´ (Wu Jie).

Natürlich gab es auch im Tuina die Möglichkeiten sich weiterzubilden, z.B. `Allergische Rhinitis, Asthma und Konjunktivitis mit Tuina behandeln´ (Anette Jonas), `Behandlung des Schulter-Arm-Syndroms mit Tuina´ (Foen Tjoeng Lie), `Behandlung von Patienten nach Bandscheibenvorfällen, Querschnittsyndromen und Lähmungen´ (Heike Wiedemann).

Zum Hauptthema des Kongresses, dem Trauma, gab es zahlreiche interessante Vorträge: `Chiu Diet Da – Traumatologie/Störungen des Bewegungsapparates´ (Nadine Zäch), `Das Mandat des Himmels zurückgewinnen´ (Jan Schroen), `Die drei Phasen des Traumas mit Mitteln der TCM´ (Karl Zippelius), `Trauma – nach einer Krebsdiagnose´ (Barbara Kirschbaum) und `Bluten lassen – Blut-Stase und Schmerz in der chinesischen Medizin´ (Henry McCann).

Natürlich hatten die Teilnehmer die Möglichkeit sich um ihr Wohlbefinden im Sinne der Chinesischen Medizin zu kümmern, morgens und abends auf der Wiese vor dem Wildbad unterschiedliche Qigong- und Taiji-Stile zu praktizieren oder zu meditieren. Auch Ganztageskurse zum Qigong wurden angeboten: `Qigong für Therapeuten´ (Oswald Elleberger), `Liuzijue – die sechs heilenden Laute zur psycho-mentalen wie körperlichen Hygiene´ (Michael Plötz) und `Grundlagen des Yiquan Qigong´ (Peter Wayne).

Eine umfangreiche Industrieausstellung fand auch in diesem Jahr wieder in der großen Aula des Wildbads statt und bot die Möglichkeit sich über neue Produkte im Bereich der Chinesischen Medizin zu informieren.

Das, was den Kongress zu einem „Muss“ und einer außergewöhnlichen Veranstaltung in jedem Jahr für so viele TCM-Therapeuten macht und was alle „Neuen“ beeindruckt, ist im Besonderen der kollegiale Austausch, der in den Podiumsdiskussionen, den Thementagen, in den Workshops, aber auch am Abend am Lagerfeuer, in der Mittagspause auf der Terrasse oder beim großen Buffetabend stattfindet, und die Freude und Begeisterung, die sowohl bei den Dozenten als auch bei den Teilnehmern zu spüren ist. In diesem Sinne blicken wir schon auf den TCM Kongress Rothenburg 2011, der vom 31. Mai – 05. Juni 2011 stattfinden wird.
Doris Schultze-Naumburg

Rezeption und Transmission
Andreas Noll

China-Tag 2010, Diskussionen zur Standortbestimmung der TCM in China
Dagmar Hemm

Kinderheilkundetag der AGTCM in Rothenburg ob der Tauber
Dr. med. Michael Weber

Es folgen Berichte von Teilnehmern zu einzelnen Seminaren, die im Rahmen des TCm Kongress Rothenburg in diesem Jahr stattfanden:

Larissa Backes über Henry McCann Blutenlassen – Blutstase und Schmerz in der Chinesischen Medizin

Ines M. Brüntrup über Jean Pierre Guilliani Die Energiezirkulation innerhalb der acht Wundermeridiane von der Pubertät bis zur Menopause

und: Gerard Timon Die energetische Bilanz zur Geburt und die Lebensführung im Sinne der TCM

Andreas Kalg über Huang Huang Einführung in die moderne Anwendung der klassischen Rezepturen (Jing Fang)

Roland Döring über Prof. Heping Yuan: Erfolgreiche Anwendung der Moxibustion in der Schmerztherapie und bei schwäche des Körpers und Geistes

Doris Schultze-Naumburg über Ulrich Eberhard Einführung in die Kampo-Medizin

Babette Ohlen über Prof. Wu Jie Infertilität

Findgott Angelika über Marnae Ergil Wehen und Entbindung mit Akupunktur

Marnae Ergil, Professor bei der Finger Lakes School of Acupuncture and Oriental Medicine of NYCC in den USA, stammt eigentlich aus der Anthropologie, hat Sprachen studiert und kam zur chinesischen Medizin, weil sie über ein Forschungsprojekt ein Jahr lang in China untersuchen sollte, wie die Studenten dort im Vergleich zu denen im Westen lernen. Bei den Studenten handelte es sich um Studenten der Chinesischen Medizin. Das Thema faszinierte sie, und dadurch, dass sie u.a. die chinesische Sprache studiert hatte, machte sie sich schon einen Namen als Übersetzerin bevor sie selber das Studium der Chinesischen Medizin abgeschlossen hatte.

Franziska Kohlmüller über Virginia Doran Facial Rejuvenation Acupuncture

Maximillian Beer über Nadine Zäch Traumatologie/ Störungen des Bewegunsapparates

und:
Jason Robertson Leitbahnenpalpation
Christian Scheweling über Shudo Denmai Grundlagen der Meridiantherapie und Behandlung von Kopfschmerz, Schwindel und HWS-Syndrom

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Naturheilpraxis 09/2010