SPEZIAL

Abgrenzungsstörungen - Atemwegserkrankungen und Allergie

von Martin Straube

Der Mensch steht in einem vielfältigen Gleichgewicht zu seiner ihn umgebenden Natur. Ein klares Innen und ein eindeutiges Außen werden ständig voneinander abgegrenzt. Viele Organe und Systeme halten dieses Gleichgewicht aktiv aufrecht. So die Haut, die Schleimhäute und besonders das Immunsystem.

Ein Organsystem erscheint dabei besonders gefährdet und bindet viele immunologische Aktivität: die Atemwege.

Die Atemwege beginnen im Kopfbereich und führen durch den Hals in die Bronchien und Alveolen der Lunge. Die oberen Atemwege dienen der Ein- und Ausatmung, der Reinigung, Temperaturregulation und der Anfeuchtung der der Atemluft. Es sind assistierende Organe für die Lunge. Diese ist eines von zwei großen Organen, die im rhythmisch gegliederten Brustraum ihre rhythmische Arbeit leisten: Lunge und Herz. Diese zwei Organe sind, so gemeinsam das rhythmische Arbeiten und so wichtig ihr Zusammenspiel auch sind, in einer Beziehung sehr unterschiedlich: Die Atemwege sind umweltoffen, sie lassen Außenwelt weit in das Innere des Organismus herein. Das Herz mit dem Kreislaufsystem hingegen schließt sich nach Außen vollständig ab. So wie die Atemwege umweltoffen sind, so ist das Kreislaufsystem mit dem Herz als Zentrum innenraumbildend. In der Mitte des Organismus, im Brustraum, begegnen sich Innenraum und Außenwelt, vertreten durch Herz und Lunge, die sich im rhythmischen System berühren.

Zwischen Herz und Lunge, gewissermaßen zwischen Außen und Innen liegt die Thymusdrüse, das Organ, in dem die Zentrale des spezifischen Immunsystem, die T-Zellen der Lymphozyten, heranreifen, die überall im Organismus zwischen Außen und Innen unterscheiden.

Reduziert sich die Fähigkeit oder Aktivität des Immunsystems, so überwiegt die Außenwelt und fremdes Leben kann sich im Inneren ausdehnen.

Dabei ist das Atemwegssystem am anfälligsten für Kälte, Feuchtigkeit und Dunkelheit. Besonders die Tuberkulose, die bis in das 20. Jahrhundert hinein die Haupttodesursache war, gedieh in den Wohnungen, die ständig feucht, dunkel und kühl waren. Der Rückgang der Tuberkulose auf weniger als 1% der größten Häufigkeit, lange bevor es Antibiotika oder Impfungen gab, lag in erster Linie an der Verbesserung dieser Wohnverhältnisse. Umgekehrt zu dem Rückgang der Tuberkulose nimmt eine andere Erkrankung der Atemwege in dem selben Maße zu, wie die Tuberkulose abnimmt: die Allergie. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist diese Zunahme ungebrochen mit Verdoppelungen der Erkrankungshäufigkeit alle 10 Jahre.

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Anschrift des Verfassers:
Martin Straube
Arzt
Harpener hellweg 301
44805 Bochum
E-Mail: martin@straube.net

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Naturheilpraxis 09/2010