FACHFORUM

Traditionelle Arzneiheilkunde: Juniperus communis Urtinktur – Wacholdertinktur

Von Erich Schmitt

Deutsche Bezeichnung: Wacholderbeertinktur (Wacholdertropfen)

Fachbezeichnung: Juniperus communis Urtinktur, Juniperus comm. Urtinktur

Arzneirechtliche Einstufung:
Registriertes homöopathisches Arzneimittel mit Pharmazentralnummer – ohne Angabe einer therapeutischen Indikation.

Pharmazentralnummer (DHU):
Juniperus Urtinktur 20 ml (PZN 2615674)
Juniperus Urtinktur 50 ml (PZN 2810111)

Der Drogerie-Versand „Kräuter Schulte“ liefert die „normale“ Wacholderbeerentinktur mit 1:5 (45 %).
(Es wird auch eine alternative teuere Tinktur in „Bio-Qualität“ angeboten)

Durchschnittsdosierung: 3 x tgl. 5 – 15 Tropfen.

Herstellungsverfahren:
Alkoholischer Auszug von frischen Beeren. (HAB § 3a) (Der Alkoholgehalt ist mit 70% V/V angegeben)

Beschreibung:
Die Wacholdertinktur ist klar und von braun-roter Färbung, sie riecht aromatisch bzw. harzig-ätherisch.
Der Geschmack ist aromatisch bitterlich – etwas ätherisch und terpentinartig

Inhaltsstoffe (Fructus Juniperi):

Arzneigruppe:

Indikation:

Externum: (Verdünnung)

Kontraindikation:

Wirkungsweise:

Die Wacholdertinktur ist ein belebendes und stimulierendes Arzneimittel – auch eine sanft erwärmende Wirkung ist hierbei gegeben (aromatisch harziges Mittel).
Es aktiviert die Schleimhäute samt den „drüsigen Organen“ (besonders Pfortadersystem mit Leber nebst Unterleibsorganen). Das Gefäß- und Nervensystem erfährt eine positive Erregung, so dass die Sekretion (sezernierende Tätigkeit) der Schleimhäute und die Ausdünstung der Haut befördert werden. Die Durchblutung der peripheren Arterien (kapillare Funktion) wird merklich verbessert, so dass unter anderem die Nierentätigkeit (Harnbildung) zeitweilig gesteigert wird.

In der Volksheilkunde haben die Wacholdertropfen einen guten Ruf zur Linderung der „Wassersucht“.

In der Kochkunst werden Wacholderbeeren bei schwerverdaulichen Speisen eingesetzt (z.B. bei Sauerkraut).

Bei Magenschwäche und bei Blähungsneigung (auch bei üblem Mundgeruch) ist mit Wacholder fast immer eine Besserung zu erzielen. Pfarrer Kneipp mischte zu seinen Bittertropfen (Magentropfen) fast immer Juniperus-Tinktur dazu.
Bei atonischen Stockungen u. Verschleimungen von Magen und Unterleibsorganen ist der Wacholder ein vorzügliches Arzneimittel.
Mit berechtigter Hoffnung auf Erfolg kann man den Juniperus auch beim chronisch-asthenischen Rheumatismus einsetzen.
Nach erlittenen Krankheiten (Rekonvaleszenz) kann die Wacholdertinktur als „Stärkungsmittel“ und als „Schlussmittel“ gute Dienste leisten – aber Vorsicht bei Hypersthenie.

Ein sogen.“Schlussmittel“ hilft nach einer überstandenen Krankheit die hinterbliebenen „Schlacken“ auszuscheiden, und durch Stärkung Rückschläge zu verhindern.
In guter Tradition werden Wacholdermittel in der Volksheilkunde bei Steinleiden im Harnsystem eingesetzt. Frauen mit Amenorrhoe (oder mit schwacher Menses) können – bei Atonie u. Asthenie – mit einer „Wacholder-Kur“ auf Besserung hoffen, da hierbei der gesamte Unterleib aktiviert und erwärmt wird. (im Wechsel mit Rosmarin oder Majoran?). Die Juniperustropfen sind auch ein vitalitätserhöhendes „Vorbeugungsmittel“ für Herbst und Winter. Auch bei Mattigkeit, Kopfdruck und mangelnder Konzentrationsfähigkeit können diese Tropfen hilfreich sein.

Bemerkung:

Hämorrhoidaldruck, Atembeschwerden, Migräne, Herzklopfen beim Hinlegen, Druckgefühl in den Augen und so manches mehr, was von Stauungen und Blähungen im Bauchraum herrührt (oft liegen Diätfehler dahinter), können mit Phytotherapeutikas – z.B. mit unseren Juniperustropfen – einfach und schonend behoben werden.

Das einfache Volk hat früher die preiswerten Wacholderbeeren (zerquetschte Beeren) auch Husten- und Bronchialtees beigemischt, um den lästigen „Schleim-Husten“ zu bekämpfen. (Produktiver Husten sollte nicht leichtfertig unterdrückt werden, da sonst eine Bronchitis chronisch werden kann)


Rezepturbeispiel I: Juniperus comm. Urtinktur 20,0
Spiritus dil. 45% ad 100,0
MDS: Stoffwechseltropfen 3 X tgl. 30 Tropfen

Rezepturbeispiel II: Juniperus comm. Urtinktur 10,0
Tinct. Urticae 10,0
Tinct. Calami 5,0
Tinct. Equiseti 20,0
Tinct. Melissae 20,0
Spiritus dil. 45% ad 100,0
MDS: Ausleitungstropfen 3 X tgl. 15 –20 Tropfen

Rezepturbeispiel III: Juniperus comm. D1 20,0
Ranunculus Oplx. 50,0
Spiritus dil. 45% ad 100,0
MDS: Rheumatropfen 3-4 X tgl. 20 Tropfen

Rezepturbeispiel IV: Gastritol „Klein“ 50,0
Juniperis comm. D1 20,0
Tinct. amara 20,0
Spiritus dil. 45% ad 100,0
MDS: Magentropfen / Übelkeit öfters 10 Tropfen

Rezepturbeispiel V: 50 Phytolacca Nestmann 50,0
Juniperus comm. Urtinktur 20,0
Spiritus dil. 45% ad 100,0
MDS: Frauentropfen 3-4 X tgl. 10 –15 Tropfen

Rezepturbeispiel VI: Juniperi comm. Urtinktur 20,0
Oleum Juniperi e.Ligno 10,0
Spiritus dil. 45% 70,0
Aqua dest. Ad 200,0
MDS: – Äußerlich – Waden und Knöchel einreiben

Fertigarzneimittel mit Juniperus: - Absinthium Nestmann
- Nieren- Tonikum Nestmann

Komplexmittel mit Juniperus D2/D3:
            Schleimhautkomplex: - 67 Mercur. cyan. Nestmann
            Nierenkomplexe: - Juniperus Oplx. Madaus
- Juniperus Splx. Pascoe
- 33 Juniperus Nestmann
- 26 Uva ursi Nestmann
- Infi- Orthosiphonis
            Rheumakomplexe: - 142 Euphorbium Nestmann
- 146 Urtica Nestmann

Spagyrik nach Zimpel: - Juniperus comm. Urtinktur spag. „Staufen Pharma“ 20/50 ml

Weitere Wacholder- Grundstoffe: - Fructus Juniperi tot.
- Fructus Juniperi cont.
- Oleum Juniperi e.Baccarae
- Oleum Juniperi e. Ligno

Anmerkung:
Noch vor einigen Jahren war das Wacholderbeermus (Succus Juniperi DAB 6) ein comm. Urtinktur spag. „Staufen Pharma“ 20/50 ml gebräuchliches Volksheilmittel für Frühjahrskuren und für die Rheumatiker. Fast auf jedem Jahrmarkt konnte man Wacholdertropfen und Wacholdermus erwerben. (Wacholdermus enthält auch die „Zucker- und Schleimstoffe“, so dass es vom empfindlichen Magen besser vertragen wird.)

Pfarrer Kneipp machte mit seinen Patienten, die an einem „schlechten Magen“ litten, eine mehrtägige Wacholderbeer-Kur – in steigender Dosierung – die Beeren mussten hierbei gut gekaut werden. Kneipp`s legendärer „Wühlhuber“ enthält neben Fenchelsamen, Bockshornkleesamen und Aloe auch die Wacholderbeeren.

Getrocknete Wacholderbeeren können auch zu Räucherzwecken – ähnlich wie Weihrauch – verwendet werden.

...

Anschrift des Verfassers:
Erich Schmitt
Heilpraktiker
Hastverstr. 34
90408 Nürnberg

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 08/2010