Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Bericht von der 26. Münchner Fachtagung in Augendiagnose 26/27. Juni 2010

„Rund um das Auge“

Von Sr. Petra Kropf

„Rund um das Auge“ drehten sich die Vorträge und Gespräche bei der 26. Münchner Fachtagung des Arbeitskreises für Phänomenologie und Augendiagnose Josef Angerer e.V. am ersten heißen Sommerwochenende in München. Trotz der Hitze bewahrten die hochkarätigen Referenten einen kühlen Kopf, während den Zuhörenden in Anbetracht der spannenden Themen schon mal der Kopf rauchen konnte. Anlässlich des Geburtstags von Josef Angerer, der am 26.Juni 103 Jahre alt geworden wäre, findet die Tagung traditionell am letzten Juniwochenende statt.

Ursula v. Heimendahl, 1. Vorsitzende des Arbeitskreises, erinnerte bei ihrer Begrüßung an den Altmeister der Augendiagnose, der so viele Menschen durch sein umfangreiches Wissen beeindruckt hat und wünschte allen Teilnehmenden, dass die Begeisterung für Angerers Lehre ansteckend wirken möge. Sie gestaltete gleich den ersten Vortrag zum Thema „Neue Beobachtungen in der Krausenzone“ mit Hinweisen auf therapeutische Konsequenzen und Hilfen für die tägliche Praxis. Bereits im Kindesalter ist oft eine hohe Reizbarkeit des gesamten Verdauungstrakts zu beobachten, die nicht zuletzt auch durch ein fehlerhaftes Ernährungsverhalten verursacht ist. So sind zum Beispiel Neuronennetze in der Krause Ausdruck dieser Empfindlichkeit und wesentlich häufiger schon bei Kindern zu finden als früher. Viele andere Zeichen, die ebenfalls auf eine Störanfälligkeit des Gastrointestinums schließen lassen, illustrierte die Referentin mit Aufnahmen aus ihrer Praxis. Wir können nicht früh genug anfangen, die Mütter und Väter auf den Wert einer gesunden Ernährungsweise für ihre Kinder hinzuweisen und dazu gehören nicht nur vollwertige Nahrungsmittel, sondern auch eine vernünftige Esskultur. Therapeutisch ist zu achten auf die Anregung der Besaftung, z.B. durch Anore X von der Firma Schwarzwälder oder Herbanest von Nestmann, das es neuerdings auch in Tablettenform gibt (ohne den bitteren Geschmack). Daneben ist die Regulierung der Darmlymphe nicht zu vergessen, vor allem bei allergisch disponierten Patienten, z.B. mit einem Lymphmittel wie Lymphaden von Hevert, das für den Magen-Darm-Trakt eine besonders günstige Zusammensetzung hat.

Eine Kostprobe aus dem reichen Schatz von Josef Karls 50-jähriger Praxiserfahrung stand als nächstes auf dem Programm. „Wahre Jugend ist eine Eigenschaft, die sich nur mit den Jahren erwerben lässt.“ Dieses Zitat von Jean Cocteau stellte der Altmeister der Augendiagnose an den Beginn seiner Ausführungen. Herr Karl hat sich immer schon mit alten Menschen befasst und seinen Vortrag der Fragestellung gewidmet, ob die Iris Rückschlüsse zulässt auf das Erreichen eines hohen Alters bzw. auf die Gesundheit im Alter. Generell stellte Josef Karl fest, dass ca. 4/5 seiner hoch betagten Patienten eine struktur- und pigmentarme Iris aufweisen. Allerdings gibt es wie immer Ausnahmen von der Regel. Er zeigte Augen von Patienten, die viele Schwächezeichen in Form von Lakunen hatten und einen schlechten Gefäßstatus und die dennoch bei guter Gesundheit ein hohes Alter erreichten. Auch eine diabetische Disposition, für die wir mehrere sichere Zeichen im Auge kennen, muss nicht immer manifest werden. Josef Karl wies darauf hin, dass der sog. Arcus lipoides, der auch Greisenring genannt wird, mit zunehmendem Alter keine bedenkliche Erscheinung ist und sogar häufig auftreten kann. Die Irisdiagnose kann hilfreich sein beim Einleiten sinnvoller und individueller Präventivmaßnahmen, wie zum Beispiel eine Stütze des Herzmuskels durch Weißdornpräparate bei Schwächezeichen im Herzsektor. Das Habstal Cor von Steierl ist eines von vielen probaten Mitteln für diese Indikation.

Nicht langweilig wurde es beim folgenden Vortrag von Rudolf Stolz über die Bedeutung der Irisanamnese angesichts epigenetischer Vererbung. Immer auf dem neuesten Stand der medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschung gab er einen Überblick über die aktuellen Ergebnisse der Epigenetik. Mittlerweile weiß man, dass nicht immer fehlerhafte Gene verantwortlich sind für das Entstehen einer Krankheit, sondern dass die Regulation des genetischen Materials eine große Rolle spielt. Was dies nun für die Irisdiagnose bedeutet, zeigte Herr Stolz an vielen Beispielen aus seiner Praxis.

Völlig neue Ansichten über altbekannte Zeichen servierte Piet van den Toorn sozusagen als Dessert nach der Mittagspause. Der gebürtige Holländer bewahrte mit seinem feinen Humor und seinen doch recht spektakulären Thesen zu Konstitutionen und Dispositionen die Teilnehmer im Saal vor dem üblichen Mittagstief. Eine „anspruchsvolle Wissenschaft mit klaren Zielvorstellungen“ sei die Augendiagnose im Licht des neuen Jahrtausends, so verhieß schon der Titel. Um nur ein Beispiel zu nennen: Piet van den Toorn hatte in aufwendigen Recherchen Statistiken erstellt, so etwa dass bei der blauäugigen, sog. lymphatischen Konstitution die Häufigkeit des Auftretens von Tonsillitiden bzw. asthmatischen Beschwerden nur um wenige Prozent höher ist als bei der braunen sog. hämatogenen Konstitution. Das ist natürlich eine Anfrage an Jahrzehnte lang gültige Vorstellungen und es gab genug Stoff für die Diskussion mit den Referenten, die erstmalig in dieser Veranstaltung durchgeführt wurde und bei der die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen ihre Erfahrungen einbrachten.

Den Abschlussvortrag des ersten Tages hielt Marion von Carolath-Karl. Sie berichtete über Erschwerniszeichen aus heutiger Sicht, neue Erkenntnisse dazu und therapeutische Antworten. Ein besonderes Augenmerk galt zum Beispiel der sektoralen Heterochromie, über die auch Josef Angerer einiges geschrieben hat. Sie deutet gerne auf eine verstärkte Allergieneigung bzw. auf autoaggressive Reaktionen hin. Auf jeden Fall muss hier eine Umstimmungstherapie erfolgen, z.B. mit Eigenblut und Zusätzen wie Infi- Lachesis von Infirmarius Rowit oder auch oral über Acidum formicicum Synergon von Kattwiga.

Nach dem Vortrag von Frau von Carolath-Karl und einem regen Gedankenaustausch mit den Referenten war das Tagungsprogramm vom Samstag beendet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten Gelegenheit den lauschigen Sommerabend in einem der Münchner Biergärten zu beschließen.

Schon der Titel des ersten Vortrags am Sonntag ließ aufhorchen: „Hat das Rezept aus dem Auge eine Zukunft? Die Krankheit verallgemeinern und den Patienten individualisieren: die Iris ermöglicht beides auf einen Blick.“ Christian Heimüller zog mit vielen interessanten Querverbindungen und praktischen Therapietipps die Zuhörer in seinen Bann. Die Augendiagnose in Kombination mit anderen diagnostischen Verfahren bietet uns ein reiches Instrumentarium um Krankheitssymptome ursächlich zu behandeln. Ein Beispiel ist das Einbeziehen der Kopflymphe in den Therapieplan bei verschiedensten Störungen, z.B. bei Thyreoiditis und anderen Schilddrüsenerkrankungen. Herr Heimüller regte die Zuhörer an möglichst unbefangen die Iris zu betrachten, so lassen sich auch ungewöhnliche Zusammenhänge besser erschließen.

Ein solides Basiswissen über Herz-Kreislauferkrankungen und deren naturheilkundliche Behandlung vermittelte Claudia Sinclair, die als Gastreferentin aus Berlin angereist war. Die Fragestellung ihres Vortrags war, wie wir dieser Todesursache Nr. 1 in Deutschland augendiagnostisch begegnen können. Wieder liefert uns die Betrachtung des Auges wertvolle Erkenntnisse über Faktoren, die eine Herz-Kreislauferkrankung begünstigen können bzw. über mögliche therapeutische Ansätze. So ist zum Beispiel die Milztransversale ein Erschwerniszeichen, nicht zuletzt deshalb, weil die Milz als venöses Blut-Speicherorgan das Herz entlasten kann. Eine zusätzliche Therapie mit Milzmitteln wie Grindelia Komplex von Nestmann ist hier zu raten.

Last not least hörten die Teilnehmer einen hervorragend recherchierten Beitrag von Hermann Biechele mit der Fragestellung, ob sich die Zunahme der Stoffwechselerkrankungen auch in der Gefäßzeichnung im Auge niederschlägt. Voran stellte er einen Ausspruch von Rudolf Schnabel: „Die Gefäße der Konjunktiva bieten einen prachtvollen Einblick in das Blutgetriebe des Organismus.“ Die Bilder des Referenten illustrierten die Vielfalt der Gefäße und ihrer Formen im Auge. Josef Angerer hatte sich der Betrachtung der Gefäße intensiv gewidmet und dabei sehr plastische Begriffe zur Beschreibung der beobachteten Phänomene verwendet, wie Dornenkrone, jagende Strömung u.v.a.

Es gäbe noch viel zu berichten über die Erkenntnisse dieser interessanten Tagung „rund um das Auge“. So zum Beispiel die angenehme Atmosphäre im Hotel Deutscher Kaiser, wo die Zuhörer auf der Dachterrasse in den Pausen Luft und Sonne tanken konnten. Zwischen den Vorträgen blieb auch genug Zeit zum Besuch der Industrieausstellung. In den folgenden Ausgaben werden Sie noch ausreichend Gelegenheit haben, ausführlichere Berichte über einzelne Beiträge zu lesen. Noch besser ist es sich die Referenten „life“ anzuhören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, dazu haben Sie Anfang Dezember bei der Fortbildung des Arbeitskreises die nächste Gelegenheit.

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Anschrift der Verfasserin:
Sr. Petra Kropf
Augustinerstr.1
83536 Gars

Bilder 1-5 Sr. Petra Kropf
Bild 6 Hermann Biechele

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Naturheilpraxis 08/2010