Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Entgiftung in der TCM

Ein Beitrag zur Diskussion

von Andreas Noll

Ängste vor Attacken aus der Umwelt haben Hochkonjunktur. Dies bezieht sich nicht nur auf Sicherheitsrisiken, die sich aus der politischen Weltlage ergeben. Jedes Jahr im Frühling warten die Allergiker auf fliegende pflanzliche Übeltäter – wie auch wir in der Praxis auf das Kommen der Pollengeplagten. Dann wiederum sorgt eine Aschewolke aus einem fernen Vulkan für große Aufregung und Milliardenverluste in der Wirtschaft. Vergessen sind schon Schweine – Grippe oder die gleichnamige Erkrankung des lieben Federviehs. Auch hier große Aufregung, Impfkampagnen, elementare Verunsicherungen und Ängste in breiten Teilen der Bevölkerung.

Häufig sind Viren die großen Übeltäter – obwohl man nun schon herausgefunden hat, dass gerade sie offensichtlich einen großen Beitrag zur Evolution des Menschen geleistet haben. Allen diesen Phänomenen, die Angst und Schrecken verbreiten, ist gemeinsam dass es sich offensichtlich um krankmachende Kräfte handelt, die der normalen, alltäglichen Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen entzogen sind. Dementsprechend groß ist der Spielraum für Spekulationen über die Gefahren dieser unsere Gesundheit und Wohlbefinden gefährdenden Daseinsfaktoren.

Jeder Mensch muß sich Zeit seines Lebens mit den Widrigkeiten der Umwelt auseinandersetzen. Es beginnt schon unmittelbar nach seiner Geburt. Er erhält vielleicht eine Nahrung, die ihm nicht bekommt. Er atmet vielleicht eine Luft, die mit Staub und Krankheitserregern versetzt ist. Er trägt Kleider, die ihn zwar schützen, ihm aber gleichzeitig die Haut unerträglich reizen und an der Atmung hindern. Vom ersten Atemzug an muss er sich an Kälte und Hitze, Feuchtigkeit und Trockenheit gewöhnen. Und alles dieses kann den Menschen krank machen. Wir wissen aus der chinesischen Medizin: Faktoren verschiedenster Art können Krankheiten auslösen: Klima, Ernährung, Verausgabungen und emotionale Belastungen. Dies alles sind Einwirkungen von innen und von außen, die letztendlich das Wachsen und Gedeihen des Menschen garantieren und vor allem auch in bestimmte Bahnen lenken. Der menschliche Organismus ist –wie der Mensch insgesamt auch meistens – lernfähig. Nur durch die Konfrontation und ständige Auseinandersetzung mit dem Neuen werden körperliche, geistige und emotionale Grenzen ständig erweitert, vielleicht aber auch in Krisen und Notzeiten neu definiert und enger gesetzt.

Sind wir Menschen in unserer heutigen Umwelt ganz besonders von Giften bedroht? Interessanterweise hat schon Paracelsus vor über 500 Jahren in seiner Charakterisierung der Daseinsformen des Menschen von einem ens venenum gesprochen, also einem Daseinszustand, der durch die Aufnahme von Substanzen aus der Umwelt geprägt wird. Der lateinische Begriff „venenum“ bedeutet gleichermaßen in diesem Zusammenhang „Nahrungsmittel“ und „Gift“. Bekannt ist ja auch sein Satz: „ein jedes Ding ist Gift, allein die Dosis macht’s.“

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Anm.:
1 Baopuzi, Kap. 6 nach Shawn in Kohn 2006: 103.
2 Baopuzi, Kap.11 nach Shawn in Kohn 2006: 103.

Anschrift des Verfassers:
Andreas A.Noll
Schützenstr. 8
80335 München
E-Mail: info@praxis-noll.de
Internet: www.praxis-noll.de

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Naturheilpraxis 06/2010