FACHFORUM

Literaturrecherche über Zucker und Geschmacksverstärker Glutamat

Ist Arteriosklerose nur ein Blutfett-Problem?

von Hermann Massinger

Die derzeitigen Ansichten zur Entstehung einer Arteriosklerose (A) fokusieren, neben einer genetischen Veranlagung, die Störung des Fettstoffwechsels, den Diabetes mellitus Typ 2 und dessen Vorstufen, die Adipositas und die Hypertonie. Die Prävention und Therapie besteht überwiegend in fettarmer Diät 1, „Fettsenkern“ (überwiegend „Statine“), der Reduzierung von Übergewicht, der Aktivierung körperlicher Aktivität, dem Diabetesmanagement und der Hypertonie. Studien zeigen aber, dass nahezu 50 % der Patienten mit fortschreitender A keine bedeutsame Störung der Blutfette aufweisen. Andere Risikofaktoren z.B. Hyperhomocysteinämie, Stress, Bewegungsarmut, Überforderungssymptome, Pneumonie-Infektionsfolgen, allgemeine Entzündungen u.a. werden kontrovers diskutiert, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung für die Praxis.
Diese Literatur-Recherche befasst sich daher mit der Frage ob Glutamat (GL) und Glukose (Zucker) (Z) weitere Ursachen der Arteriosklerose sind.
Industrie-Zucker wird seit Jahren in unserer westlichen Ernährung überproportional verwendet. Der Glutamat-Verbrauch steigt, wegen der Beliebtheit industriell gefertigter Lebensmittel, weiter an.

...

Ist Zucker (Saccharose) ein Gesundheitsrisiko? ...

Notwendige Konsequenzen ...

Warum ist Zucker (Z). am Pranger ...

Sind Zuckerersatzstoffe der Ausweg? ...

Glutamat, Glutaminsäure (G) als Risikofaktor? ...

Entzündung und Arteriosklerose ...

Zusammenfasssung
Der Satz von Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“ ist auch auf Zucker und Glutamat anzuwenden, beide fördern Übergewicht und Adipositas und sind damit Wegbereiter für die Arteriosklerose. Z. hat als Genussmittel seinen Platz in unserer Ernährung, der derzeitige Verbrauch ist zu hoch und für unsere Gesundheit unzuträglich. Die komplexen Kohlenhydrate müssen wieder Vorrang vor Zucker und den Z-Ersatzstoffen bekommen; dazu sind die Familie, Erzieher, die Politik und die Gemeinschaftverpflegungs-Einrichtungen aufgerufen, Vorbild zu sein. Die Bemühungen, eine praktikable Umsetzung naturnaher, vollwertiger Ernährung zu etablieren muss umgesetzt werden. Dabei sind die Subventionen für die Zuckerindustrie den Gesundheitszielen abträglich.
Glutamat ist, ohne Einschränkung des Geschmackserlebnisses, vermeidbar. Naturbelassene Kräuter und Gewürze sind in vielen Geschmacksrichtungen und guter Qualität zur Optimierung der Mahlzeiten verfügbar. Beim Einkauf ist Wert auf frische Produkte zu legen und industriell verarbeitete Ware zu minimieren. Aktive Bewegung, möglichst in frischer Luft und die Meidung von Rauchwaren und viel Alkohol, die Strukturierung des Wochenablaufs mit ausreichenden Ruhephasen und Beachtung der Nachtruhe tragen zur Verminderung des Übergewichts und dessen Folgkrankheiten bei. Die Arteriosklerose bestimmt zu einem Gutteil ein gesünderes Altern.


Anmerkungen
1 Die ideale Ernährung von Diabetes-Patienten wird immer wieder anders dargestellt. Derzeit wird wieder mehr von der Favorisierung einer fettbetonten Ernährung abgeraten und eine moderate Zufuhr von komplexen Kohlenhydraten (Kh) für günstiger erachtet. Gekochte und stark zerkleinerte Kh. lassen den Insulinbedarf rascher ansteigen (Kartoffelbrei ungünstiger u.a.). Substrate aus dem Darm stimulieren das Glucagon-like-Peptid 1 (GLP 1) das die enteroinsuläre Achse zwischen Darm und Pankreas stimuliert. GLP 1 wird nach einer Mahlzeit im Dünndarm freigesetzt, hemmt die Sättigung im Hypothalamus und steuert die Glykogensynthese und die Lipogenese (PD. Dr. Baptist Gallwitz, 2004).
2 2003 betrug die Weltproduktion von Rübenzucker 148,4 Mill. Tonnen, in Deutschland werden jährlich ca.4,1 Mill. T. Zucker produziert. Der Verkauf an Zucker im Inland betrug 2008:
3,3 Millionen Tonnen, das sind pro Person und Tag 120-150 g.(P. Nawroth Uni Heidelberg.), oder pro Jahr 35 kg. – Davon entfallen 18,4 % auf Haushaltszucker, 86,4 % werden in der Nahrungsmittel-Industrie verwendet. Die dafür notwendigen Z.- Rüben haben einen Flächenbedarf von 34.436 Hektar (= 3 % des nutzbaren Ackerlandes.) Zucker (Monosaccharide) Synonyme sind: Saccharose, Fruktose, Galaktose, Maltose, Puderzucker, Gelierzucker, Glukosesirup, Traubenzucker.
3 Studie an der Princeton Univ. USA, Zucker macht deshalb süchtig, weil durch langjährigen Gebrauch mehr Rezeptoren gebildet werden. Wird mit Kokain/Heroin verglichen.
4 Niedriger glykämischer Index (GI unter 55. 100 = Saccharose) findet sich in Vollkornnudeln, Erbsen, Apfel, Bohnen, ungeschältem Reis u.a. (nach Forster und Powell et al. Am. J. of Clinical nutrition, 76. 56
5 Eine Erhebung aus Österreich führt bei 6- 19 Jährigen bereits 19 % mit Übergewicht an, davon 8 % adipös. Die 18-45 Jährigen hatten in 42 % Übergewicht. Bei den 60- 84 Jährigen waren 40 % übergewichig.
6 Diabetes News: Unter Schulkindern leiden 1,5 % bereits an Diabetes Typ 2.- mit der Tendenz zu weiterem Ansteigen; bis 7,5 %. werden prognostiziert. Nach Prof. Dr. Thomas Danne, Hannover, ist die Lebenserwartung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 2 um ca. 15 Jahre verkürzt. Prof. Renate Oberhoffer (TU München) hat bei einer Studie in Oberbayern, 2008: bei Kindern von 3- 13 Jahren in 15 % Übergewicht gefunden. Die Morbidität war um das 3-4fache erhöht, besonders deutlich bei D 2 und seinen Vorstadien.
7 W. Popp führt die Kombination Rauchen und hohen Zuckerkonsum als Ursache für die Entwicklung einer Endangitis obliterans an, die zur Gangrän bis zur Amputation unterer Extremitäten führen kann.
8 Auch reichlicher Milchkonsum wird mit Akzeleration von Wachstum und Gewicht bei Neugeborenen und Kindern assoziiert. (Prof. Dr. Bodo Melnik, Universität, Osnabrück).
9 Auf Intensivstationen tritt oft erstmals eine Hyperglykämie (etwa 90 % haben Nüchternwerte über 110 mg) auf, deren intensivierte Insulintherapie gilt als gefahrenträchtig. (Greet van Berghe. Belgien). Die geübte Praxis den Energiebedarf während dieser Aufenthalte mit Glukoseinfusionen zu decken, ist daher neu zu überdenken.
10 Prof. J. Huber: Endokrine Gynäkologie, Verlag Wilhelm Maudrich, 1998 S. 111 ff, Glutamat induziert die NO-Synthese, stärkt die Immunabwehr gegen Viren, Bakterien und Krebszellen.
Die Erregung der Glutamatrezeptoren NMDA regelt die Neurotransmitterfunktionen und öffnet die Jonenkanäle für Calcium. NO-Stickstoffmonoxyd, hat also vielfältige Beziehungen zum Endothel.
11 Prof. Walter Willet, Harvard Medical School, ist ein prominenter Gegner der Fett-Theorie. Er zweifelt an der Stimmigkeit der Fetthypothese als Ursache der Arteriosklerose. In den USA ist der Fettkonsum in den letzten Jahrzehnten von 42 % auf immer noch zu hohe 34 % gesunken, die Adipositas hat trotzdem beängstigend zugenommen.
12 Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Beyreuther, (Alzheimer Forscher an der Universität Heidelberg) führt in einer Stellungnahme aus, dass bei einer partiellen Schädigung der Blut-Hirnschranke, wie z.B. bei Alzheimer Patienten, bei Durchblutungsstörungen des Gehirns (zerebrale Ischämien) und Virusinfektionen, eine Schädigung der Nervenzellen durch G. nicht ausgeschlossen werden kann. Die Folge könnte eine Beschleunigung der Alzheimer Krankheit sein. (www.bfr.bund.de 17.10.2003).


Literaturangabe zu Glutamin
DEG Deutsche Gesellschaft für Ernährung EV. Köln
WHO = Weltgesundheitsorganisation, Genf
H.K. Biesalsky Direktor der Univ. Stuttgart Hohenheim
Prof. Dr. Konrad Beyreuther, Direktor des ZMBH Heidelberg, bedeutender Neurowissenschaftler (M. Alzheimer Forscher)
Prof. Dr. Hermannussen, Kinderarzt, Univ. Kinderklinik Kiel, hat sich viel mit dem Thema Glutamate beschäftigt.
Dr. M. Walter Neurolog. Univ. Klinik Magdeburg
Walker R. The safety evaluation of monosodium Glutamate
J. Nutr. 2000 Suppl. 130, 1049- 1052
K. G. Dietrich. Glutamat harmlos oder Nervengift UBG Forum 2004 S. 200- 104.
Hans Grimm: Die Ernährungslüge 2003 Drömer Verlag
In vivo assessment of insulin binding in different organs of growing and adult glutamate-induced obese rats
Nenoff, P.; Remke, H.; Müller, F.; Arndt, T.; Mothes, Th.
Exp. Clin. Endocrinol. 101 (1993) S. 215 221 In vivo assessment of insulin binding in different organs of growing and adult glutamate-induced obese rats
Literatur zu Zucker.
„Kraftwerksdefekt“ Mechanismen der Diabetesentstehung. Workshop: „European Childhood Obesity group“: Oktober 2005 www.universimed com.
Gebt ihnen Braunes FAZ am Sonntag Nr. 50. Wissenschaft. Zuckerersatzstoffe sind z.B. in Kaugummi und zuckerfreien Bonbons enthalten.
Nenoff, P.; Remke, H.; Müller, F.; Arndt, T.; Mothes, Th.
Exp. Clin. Endocrinol. 101 (1993) S. 215 221
www.Diabetes-pro.de Betr. Leptin, Ghrelin. Insulinresistenz
Glykämischer Index und Glykämische Last: Anja Bronstrup, DEG Ernährungsrundschau 51: 2004, S. 128
Aspartam und Glutamin: Toxische Substanzen.

www.konvergenzen.net

Anschrift des Verfassers:
Dr. Hermann Massinger
Gerner Str. 27
80638 München

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 05/2010