Darmerkrankungen

Probleme im Verdauungstrakt

Homöopathische Behandlungsmöglichkeiten

Von Klaus Binding

Signatur

Verdauung und Atmung sind miteinander verwandt. Bei beiden Prozessen wird etwas Äußeres in den Körper aufgenommen, verwandelt und das nicht Assimilierbare ausgeschieden. Das Atmen wird vom Luftelement dominiert, die Verdauung vom Erdelement.
Es besteht ebenfalls eine Ähnlichkeit zum menschlichen Bewusstsein, das auch von außen Kommendes aufnimmt und – im besten Fall – verarbeitet. Nicht verarbeitete seelisch-geistige Eindrücke und Erfahrungen führen zu „mentalen Verdauungsstörungen“, die dann zur psychischen Entlastung (oder als seelischer Hilferuf) auf der Körperebene als materielle Verdauungsprobleme auftauchen. Probleme sind oft schwer zu schlucken oder liegen wie ein Stein im Magen, und ein Ärger verschlägt gleich den Appetit oder mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke. Viele Redensarten zeigen die Analogie zwischen psychischen und körperlichen Abläufen. Der Körper drückt auf der greifbaren Ebene die psychische Schwierigkeit aus, wobei sich die Frage stellt, ob rein körperlich bezogene Maßnahmen den ganzen Menschen wiederherstellen können. Was nützen Antazida, H2-Blocker und Protonenpumpenhemmer, wenn die Psyche sauer und reizbar bleibt?

Behandlung der Obstipation

Asiatische Medizin: Im Osten wird die Verstopfung als ein umfassenderes Problem betrachtet. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Hautunreinheiten, Kreislaufschwäche, Kolitis und Krebs werden mit Obstipation in Verbindung gebracht. Auch in der asiatischen Medizin ist der primäre Ansatz die Ernährungsumstellung auf eine schlackenreiche und rohe Kost. Wasser mit Seetang gemischt vor dem Frühstück wird als nützliches Mittel empfohlen, und „ Sie müssen Ihren Körper mit Flüssigkeit überfluten, um ihn instand zu setzen die Abfallstoffe hinweg zu spülen.“ (Ohashi,1975) Neben der Konstitutionsbehandlung werden folgende Punkte zur Behandlung angegeben: Konzeptionsgefäß Nr. 6, Blase Nr. 23, 25, 32, Magen Nr. 36, und Dickdarm Nr.4 ( dieser Punkt ist bei chronischer Verstopfung schmerzhaft). Es wird weiterhin empfohlen jeden Morgen vor dem Aufstehen, im Bett liegend, mit gebeugten Knien Eigen-Hara- Behandlung, das sogenannte Ampuku, anzuwenden. Dazu legt man beide Hände übereinander unterhalb des Solarplexus auf den Bauch und übt rhythmischen sanften Druck aus. Dann werden die Hände im Uhrzeigersinn vorsichtig um den Bauchnabel bewegt. Danach legt man vier Finger der rechten Hand auf das Hara und bewegt sie leicht drückend im Uhrzeigersinn kreisförmig um den Nabel. Dann das Gleiche mit drei Fingern, mit zwei Fingern und dem Daumen. Den Abschluss bildet das Vibrieren- lassen der übereinanderliegenden Hände auf dem Hara. Die Hände üben keinen Druck aus und bewegen sich langsam in Längsrichtung auf dem Hara hin und her. Die ganze Übung sollte 10-15 Minuten ausmachen.

Homöopathie

Auch für eine homöopathische Therapie gilt, dass vor Behandlungsbeginn bekannte auslösende Umstände ausgeschlossen werden. „ …. Kennt er endlich die Hindernisse der Genesung in jedem Falle und weiß sie hinwegzuräumen, damit die Herstellung von Dauer sei: so versteht er zweckmäßig und gründlich zu handeln und ist ein ächter Heilkünstler.“ (Hahnemann, Organon, §3) Symbolisch deutet man seit Freud den Stuhlgang als einen Akt des Gebens und Nehmens. Chronisch verstopfte Menschen haben auf der materiellen wie auch auf der emotionalen Ebene Schwierigkeiten zu Geben. Verstopfung ist Ausdruck des Nicht-hergeben- Wollens, des Festhalten-Wollens und steht in Verbindung mit der Problematik des Geizes. Außerdem entspricht der Dickdarm, in dem die eigentliche Verdauung bereits beendet ist, dem Unbewussten, dem mythologisch betrachteten Totenreich. Spricht die Signatur vom Darm als dem Unbewussten, so entsprechen die Stoffwechselendprodukte den Inhalten des Unbewussten. Beim chronisch verstopften Patienten herrscht die Angst unbewusste, verdrängte Seeleninhalte ans Tageslicht zu bringen.
Grundsätzlich ist jede chronische Erkrankung ein ganzheitliches Problem und muss auf dieser Basis behandelt werden. Erfahrungsgemäß haben sich bei der homöopathischen Behandlung der Obstipation einige wichtige Mittel heraus kristallisiert:

Alumina:
dieses Mittel ist häufig bei Säuglingen indiziert, wenn die Verstopfung auf einen Wechsel vom Stillen zu künstlichen Nahrungsmitteln zurückzuführen ist. Der chronische Verstopfungspatient, der gut auf Alumina reagiert, hat große Schwierigkeiten den Stuhl herauszupressen, so dass er häufig ganz vergeblich auf der Toilette sitzt. Wenn Stuhl abgesetzt werden kann, dann ist er trocken, hart und bröcklig in ganz geringen Mengen. Der Patient hat einen ausgeprägten bis gierigen Hunger und verträgt keine Kartoffeln. Alle Symptome werden durch Kälte und im Winter schlimmer.

Calcium carbonicum:
Calcium ist oft bei verstopften Kindern hilfreich, die nicht unter der Verstopfung leiden, im Gegenteil, sie fühlen sich unwohl bei regelmäßigem, häufigem Stuhlgang. Bei Erwachsenen findet sich meist Übergewicht und rasche körperliche Ermüdbarkeit. Verschlimmerung durch Stress, geistige Arbeit, Kälte und Feuchtigkeit sind charakteristisch, ebenso wie die Abneigung gegen Fleisch und gekochte Nahrungsmittel. Liegen und Wärme sind für den Calcium-Patienten sehr angenehm und bessern seine Beschwerden.

Lycopodium:
der typische Lycopodium-Patient ist ein cholerisch-hypochondrischer Mensch, der intelligent und geistig beweglich ist. Er macht einen vorzeitig gealterten Eindruck. Er neigt zu Heißhunger, der aber nach ein paar Bissen in ein ausgeprägtes Sättigungsgefühl übergeht. Die Verstopfung ist krampfartig und wird von starker Flatulenz begleitet. Nach jedem Stuhlgang bleibt ein Gefühl von unvollständiger Entleerung. Der Lycopodium-Patient braucht viel Bewegung in frischer Luft um sich wohl zu fühlen. Wärme und Ruhe verschlimmern seinen Zustand eher.

Nux vomica:
Der Nux vomica-Patient ist eine reizbare und leicht erregbare Persönlichkeit ( feuriges Temprament, Hahnemann) Die Zunge ist stark belegt und der Patient leidet unter starkem Mundgeruch. Morgens tritt oft Übelkeit mit Erbrechen und Abneigung zu Essen auf. Es besteht ein deutliches Verlangen am Abend den täglichen Arbeitsstress mit gutem, stark gewürztem Essen, Alkohol und Nikotin abzubauen. Besonders nach dem Essen zeigt sich ein starkes Völlegefühl.

Opium:
Der Patient, der Opium für seine Verstopfung braucht, ist lebhaft, reizbar und schreckhaft. Kalte Speisen und Getränke verbessern seinen Zustand, während Wärme im Allgemeinen verschlimmert. Die Darmtätigkeit ist minimal und führt oft zu krampfartigen Schmerzen im Bauchraum, die von Flatulenz begleitet werden. Opium ist indiziert, wenn die Obstipation nach einem Schockerlebnis und schweren Infektionen auftritt.
Folgen von langfristigem Abführmittelmissbrauch oder arzneimittelbedingter Verstopfung brauchen als erstes Mittel Okoubaka (W. Gawlik empfiehlt D2-D4, 3 mal täglich 5 Tropfen bis Besserung eintritt) Weitere Mittel sind Nux vomica und Opium, die nach W. Gawlik auch kombiniert mit Okoubaka im Wechsel begeben werden können.

Behandlung: Diarrhoe:

Von Durchfall wird erst dann als einer Erkrankung geredet, wenn die tägliche Stuhlmenge von 250 Gramm überschritten wird. Das einmalige Auftreten von dünnem Stuhl ist völlig harmlos. Erst wenn der Stuhlgang zu oft, zu flüssig und in zu großen Mengen erfolgt, kann man von behandlungsbedürftiger Diarrhoe sprechen. Über 90% aller akuten Durchfälle verschwinden innerhalb weniger Tage von selbst. Beimengungen von Schleim, Eiter oder Blut sind als Alarmzeichen zu werten und müssen unbedingt diagnostisch geklärt werden. Die primäre Maßnahme bei jeder Art von Durchfall ist der Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes, das heißt viel Trinken und Mineralien zu sich nehmen. Die volkstümliche Therapie, „Cola und Salzstangen“ hilft nicht, wie behauptet wird gegen den Durchfall, sondern nur gegen die Folgen des Durchfalls- die mögliche Austrocknung des Körpers und den Verlust von lebenswichtigen Elektrolyten. In der Apotheke sind genau abgestimmte Elektrolyt-Fertigpräparate erhältlich, die in keimfreier Flüssigkeit aufgelöst eingenommen werden können. Davon sollte man ein bis zwei Liter pro Tag trinken. Meistens genügt diese Maßnahme bei akuten Durchfällen- gemeinsam mit einer Schonkost (Tee, Zwieback, gesalzene Schleimsuppe etc.)- um den Durchfall in wenigen Tagen zum Verschwinden zu bringen.

Reisedurchfall:
Die wichtigste Vorbeugung gegen Reisedurchfall besteht darin, kein Leitungswasser, keine Eiswürfel, keine offenen Getränke, keine Salate und keine Lebensmittel aus dem Straßenverkauf zu essen. Stattdessen nur in Flaschen abgefüllte oder gekochte Getränke, gekochte oder ausreichend erhitzte Speisen sowie Früchte, die geschält werden können, zu sich zu nehmen. Antibiotika zur Vorbeugung sind fragwürdig, und werden wegen der unzureichend bewiesenen Prophylaxewirkung und den Nebenwirkungen von Schulmedizinern nur für Diabetiker, ältere herzkranke Menschen oder Patienten, die Magenmittel vom Typ der Protonenpumpenhemmer einnehmen, in Betracht gezogen.

Asiatische Medizin:
Die östliche Heilkunst sieht im, eher akuten, Durchfall einen natürlichen Abwehrreflex (wie auch im Erbrechen) um den Körper von giftigen oder verdorbenen Nahrungsmitteln zu befreien. Ursachen werden in Überernährung, nervösen Spannungen, Erkältungserkrankungen und Angstzuständen gesehen. Wie bei allen Magen-Darm-Beschwerden wird Fasten und Schonkost empfohlen. Verlorene Flüssigkeit soll durch Wasser und Kräutertee ersetzt werden. Besonders wird auf Salbei-Tee hingewiesen. Häufig wird Durchfall mit einer Erkältung des Haras erklärt. Um wieder Wärme ins Hara zu bringen, werden vier bis fünf hart gekochte Eier in ein Tuch gewickelt und auf das Hara gelegt. Ist die Bauchdecke wohlig warm, wird Ampuku, wie schon beschreiben, angewendet. Als Meridianpunkte werden angegeben: Magen Nr. 24 und Nr. 36, Nieren Nr. 1 und Konzeptionsgefäß Nr. 6 und 12.

Homöopathie:

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Anschrift des Verfassers:
Klaus Binding
Brenneckenbrück 5a
38518 Gifhorn
E-Mail: klaus_binding@freenet.de
praxis-für-homöopathie-gifhorn.de

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Naturheilpraxis 05/2010