Darmerkrankungen

Das chronische Reizdarmsyndrom

Korrelate einer schadstoffinduzierten Veränderung des Histaminstoffwechsels?

Von Claus Jahn

Symptome des Reizdarm-Syndrom (RDS)
  • Krampfartige, brennende oder stechende Bauchschmerzen, oft in Zusammenhang mit dem Stuhlgang
  • Veränderung der Stuhlentleerung in mindestens zwei der folgenden Aspekte:
  • Häufigkeit
  • Konsistenz (hart, breiig, wässrig)
  • mühsame Stuhlentleerung
  • gesteigerter Stuhldrang
  • Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • weißlicher Schleim beim Stuhlgang
  • Darmgeräusche
  • Völlegefühl nach dem Essen
  • Schmerzen im Oberbauch
    Manchmal mit dem RDS assoziierte
    Beschwerden:
  • Kopfschmerzen,
  • Rückenschmerzen,
  • Müdigkeit,
  • Schlafstörungen,
  • Angststörungen,
  • Depressionen,
  • Störungen beim Wasserlassen,
  • Menstruationsbeschwerden
  • und Herzbeschwerden
    Cave: Alle oben aufgeführten Symptome haben (scheinbar) keine objektivierbare, organische Ursache!
Erkrankungen und Organe, die beim RDS abgeklärt und ausgeschlossen werden sollten:
  • Infektionen
  • Erreger (Salmonellen, Campylobacter, Amöben, Choleravibrionen, etc.)
  • Darmpilze (Candia-Arten, etc.)
  • Viren (Noro-Virus, Rota-Viren, EBV, etc.)
  • Protozoen
  • Medikamente (Abführmittel, Psychopharmaka, Opiate, Antibiotika, etc.)
  • Intoxikationen (Lebensmittelvergiftungen, Schwermetalle, Giftpilze, etc.)
  • Nahrungsmittelallergie / Nahrungsmittelunverträglichkeit (Laktoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Salicylatintoleranz, etc.)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Pankreasinsuffizienz
  • Gallensäuren-Verlust-Syndrom
  • Neoplasien (Polypen, Colon-CA, etc.)
  • Hyperthyreose
  • Sprue / Zöliakie
  • Magenerkrankungen (Helicobacter Pylori-Infektionen, Gastritis, etc.)

Cave: Diese Auflistung kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Etwa die Hälfte aller Besuche beim Internisten geht auf das Reizdarmsyndrom zurück.
Obwohl das irritable Darmsyndrom (IDS) (auch Colon irritabile, „nervöser Darm oder Reizkolon) die Symptome anderer, z.T. hoch dramatischer, Darmerkrankungen nachahmen kann, gilt es als für den Patienten ungefährlich.

Die Diagnose „Reizdarmsyndrom“ wird meistens erst dann gestellt, wenn keine eindeutige, organische Ursache für die vom Patienten berichteten Beschwerden gefunden werden kann. Ob dies nun daran liegt, dass die Probleme tatsächlich psychosomatischer Natur sind oder einfach nur nicht alle äthiologischen Möglichkeiten überprüft wurden, ist oftmals nicht klar.

Ein echtes Reizdarmsyndrom liegt erst dann vor, wenn wirklich keinerlei organisch strukturelle oder biochemische Ursachen ermittelbar sind.

Die Symptomatik des Reizdarmsyndroms ist mannigfaltig. Es ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass über einen längeren Zeitraum (Wochen bis Jahre) immer wiederkehrende Bauchbeschwerden mit Schmerzen, Blähungen, Veränderungen des Stuhlverhaltens und der Stuhlbeschaffenheit vorliegen. Ansonsten erscheinen die einzelnen Symptome wenig charakteristisch. Erst in ihrer Gesamtheit wird ein typisches Bild deutlich. Vordergründig sind vor allem die meist krampfartigen Bauchschmerzen und Flatulenzen (Blähungen). Der Bauch wird von den Patienten als überbläht und gespannt beschrieben. Ursächlich dafür sind die tatsächlich im Darm angesammelten Gase (Meteorismus). Auftretende Schmerzen können im gesamten Bauchraum vorkommen.

Das Stuhlverhalten kann sich zwischen Obstipation und Diarrhoe bewegen – manchmal kommt nur eines der Extreme vor, manchmal wechseln die Stühle hin und her. Häufig ist dem Stuhl Schleim beigemengt.

Die Stuhlentleerung ist oft schmerzhaft und es kann das Gefühl bestehen, dass der Darm danach nicht vollständig entleert ist. Trotzdem wird oftmals nach dem Stuhlgang eine Erleichterung empfunden.

Obwohl die Beschwerden von den Betroffenen als sehr unangenehm beschrieben werden und manchmal sogar die Angst einer malignen Erkrankung geäußert wird, sind sie meist absolut ungefährlich. Sie beeinträchtigen jedoch die Lebensqualität erheblich.

Erst, wenn alle in Frage kommenden Äthiologien ohne Befundung bleiben liegt ein tatsächliches RDS (Reizdarm-Syndrom) vor.

Die Therapie setzt im Allgemeinen dann symptomatisch an. Es werden MCP-Präparate gegen die Bauchkrämpfe, Laxanzien gegen eine Obstipation und Antidiarrhoika gegen den Durchfall verordnet. Ein individueller, spezifischer Ansatz erlaubt vor allem die Naturheilkunde.

Betrachtet man das RDS von einem möglichst ganzheitlichen Standpunkt aus, so zeigt sich meist ein Bezug zu psychosomatischen Aspekten. Organsprachlich wird der Darmtrakt als Symbol für das Leben und seinen sich entfaltenden Prozess angesehen. Er spiegelt die Fähigkeit, zu akzeptieren (annehmen) und assimilieren (aufnehmen) wider. Der Gastrointestinaltrakt steht in seiner Gesamtheit für Mut, innere Stärke, Beharrlichkeit und die tiefste Ebene von Intuition und Instinktivität. So deuten Probleme mit dem Darmtrakt häufig darauf hin, dass auf ein Thema gestoßen wurde, mit dem es Angst vor dem Leben und seinem sich entfaltenden Prozess gibt. Meist gibt es Schwierigkeiten Erfahrungen zu integrieren und zu assimilieren. Durchfälle sind oft ein Zeichen dafür, dass die Kontrolle über das Leben verloren wurde und sich der Betroffene unvorbereitet und schlecht organisiert empfindet. Durchfall spiegelt auch die Angst vor dem nächsten „Lebens-Schritt“ wider.

Verstopfung hingegen steht dafür, dass an der Vergangenheit festgehalten wird. Der innere Groll wird nicht losgelassen und der dazu gehörige Konflikt wird nicht transformiert.

Hinzu kommt, dass der Darm sehr schnell auf sympathikotone bzw. vagotone Reize reagieren muss. Für Urmenschen war es unerlässlich auf der Flucht vor wilden Tieren oder anderen Feinden schnell zu sein. Dazu ist ein gefüllter Darm oder ein zwischenzeitlich auftretender Stuhldrang eher hinderlich. Dieses Prinzip hat sich bis in die heutige Zeit hinein erhalten. Es ist somit unerlässlich in der Anamnese nach möglichen Stressbelastungen zu fragen.

Insofern ist eine grundlegende ordnungstherapeutische Intervention beim RDS besonders sinnvoll. RDS-Patienten benötigen regelmäßige an den Tagesrhythmus angepasste Abläufe und „Rituale“. Besonders wichtig sind so genannte „Entstressungs-Phasen“. Das können z.B. tägliche Entspannungsübungen sein (z.B. Autogenes Training, Qi-Gong, Tai-Chi, Meditation etc.). Auch einfach einmal sich in einen bequemen Sessel setzen und ein gutes Buch lesen gehört hier dazu. Da hierbei keinerlei wirklicher Ruheeffekt erzielt werden kann, ist das Fernsehsehen als illusionäres Entspannungsmittel grundsätzlich abzulehnen.

Neben der Ordnungstherapie ist natürlich die Ernährung optimal an die Individualität des Betroffenen anzupassen. Hierbei kann es hilfreich sein ein so genanntes „Ernährungs-Tagebuch“ zu führen. Darüber können manchmal Unverträglichkeiten ermittelt werden, die laborchemisch (Stuhl und/oder Blut) nicht zu verifizieren waren.

Nahezu jedes in der Naturheilkunde beheimatete Verfahren bietet gute Möglichkeiten zur Therapie des Reizdarm-Syndroms. Natürlich muss die Therapie vollkommen individuell angepasst werden.

Nachfolgend einige Beispiele:
• Ausleitungsverfahren (Baunscheidt, Schröpfen, Colon-Hydro-Therapie)
• Akupunktur / Ohrakupunktur
• Aromatherapie (Melisse, Salbei, Baldrian, Pfefferminze, Lavendel u.a.)
• Bach-Blüten (Elm, Beech, Rock-Rose u.a.)
• Biochemie nach Dr. Schüßler (Nr. 5 Kalium phos. D6, Nr. 7 Magnesium phos. D6 u.a.)
• Wirbelsäulen-Therapien (Th5 – L1 – von hier wird der Darm innerviert)
• Eigenbluttherapie
• Homöopathie (Aloe, Arsenicum alb., Chamomilla, Colocynthis, Magnesium phos., Nux vomica, Pulsatilla, Sulphur, Carbo veg., Veratrum alb. u.a.)
• Neuraltherapie (sowohl abdominal, als auch paravertebral)
• Phytotherapie (Flohsamen, Leinsamen, Schöllkraut, Pfefferminze, Melisse, Kamille, Fenchel, Kümmel, Baldrian, Artischocke, Gelbwurz, Mariendistel u.a.)
• und viele andere mehr

Besonders die Iridologie kann als zur Möglichkeit, um einen therapeutischen Ansatz zu finden sehr hilfreich sein.

Zusammenfassung und therapeutischer Ansatz

Aufgrund der zahlreichen Hinweise auf das Leber-Galle-Systems (Pigmente, allgemeine Farbgebung etc.) ist hier eine Unterstützung notwendig. Da die Patientin schon zwei Coloskopien hatte ist diese Empfehlung im Augenblick nicht notwendig. Dennoch sollte die Defektzeichnung im Colon descendens ernst genommen werden und für eine engmaschige, regelmäßige Überprüfung Anlass geben.
Neben dem ordnungstherapeutischen Ansatz (s.o.) erfolgte hier die Rezeptierung folgender Arzneimittel:

1. Gelum-Tropfen (Dreluso)
Die allgemeine Übersäuerungsdiathese konnte mit der im Präparat enthaltenden Milchsäure angegangen werden. Weiterhin sind die Gelum-Tropfen als Lebermittel sehr wirksam.
2. Propolis Urtinktur (Hanosan)
Propolis wirkt entzündungsreduzierend, schleimhautschützend und sehr gut immunmodulativ. Somit konnten mit einem Mittel nahezu alle gastrointestinalen Zeichen abgedeckt werden.
3. Selenium Pflügerplex 184 (Pflüger)
Das psychovegetativ wirksame Mittel konnte die nervös belastenden Hintergründe des RDS positiv beeinflussen.
Wichtig zu beachten ist, dass Arzneimittel grundsätzlich nur eine Hilfe zur Selbsthilfe darstellen sollten. Eine entsprechende Umstellung der Lebensgewohnheiten, das Auflösen von etwaigen psychischen Blockaden und die Rückgewinnung von Lebensfreude und –qualität sollte in jeder Therapie grundlegend sein.

Praxisfall: Die 37-jährige Patientin kommt mit einem klassischen Reizdarm-Syndrom in die Praxis. Neben dem Hausarzt hatte sie drei verschiedene Gastroenterologen und Internisten konsultiert. Jeweils ohne, dass ein organischer Befund erhoben werden konnte. Anamnestisch konnte weder ein Bezug zu etwaigen Nahrungsmittelintoleranzen, noch zu möglicherweise auslösenden Umständen hergestellt werden.

Grundkonstitution: Lymphatisch
Disposition(en): vegetativ spastisch
Diathese(n):Übersäuerungsdiathese,
dyskratisch

Besonders auffällige Zeichen:
1. Pupille:
Abflachungen: re. 11 – 1 Uhr (Hinweis auf HWS-Blockaden)
li. 12 1/2 – 3 Uhr (Hinweis auf BWS-Blockaden)
2. Magen-Darm-Zone
• Deutliche Hellung des Magens (Hinweis auf Hyperazidität)
• Furchen und Krypten in Magenzone (Hinweis auf Schleimhautbelastungen des GIT)
• „Flämmchenartige“ Pigmente (6 1/2 h re.) (Hinweis auf die Tendenz zu GIT-Inflammationen)
• Cave: Defektzeichen (li) im Colon descendens – Sigma – Übergang (Besondere Aufmerksamkeit für die weiterführende Diagnostik!)
3. Kopf-Hirn-Region
• Sandfarbene Pigmentierung und Hellung der Iriskrause (Hinweis auf etwaige Stoffwechselbelastungen des Gehirns (Proteinstoffwechsel?))
• Kleines, hepatotropes Pigment (1 h, li.) (Hinweis auf das Cerebellum)
4. Thorax-Sektor
• Reizzeichnung (Bronchus re.)
• Pigment bei 2 h (li.) (DD: Lunge oder muskuläre Ansteuerung des Schultergürtels)
5. Leber-Galle-Pankreas
• hepatotrope Pigmentierung (v.a. re. 8 h), allgemein zahlreich (Hinweis auf Störungen und Belastungen des Leberstoffwechsels)
6. Urogenitalsektor
• Abdunklungen und Pigmentierungen von Uterus und Ovar

Weiterführende Informationen zur Iridologie finden Sie unter:
www.felke-institut.de

Anschrift des Verfassers:
Claus Jahn
Heilpraktiker
Siemensstr. 14
73230 Kirchheim/T.

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Naturheilpraxis 05/2010