Allergien

Alarm im Darm

Die Bedeutung der intestinalen Mikroökologie bei allergischen Erkrankungen

von Andreas Rüffer, Michaela Eckert, Diana Krause und Andreas Schwarzkopf

Allergien sind eine Volkskrankheit. Vermutlich jeder 3. Bundesbürger leidet daran. Und die Fallzahlen steigen. Die klinische Allergologie hat diesem erschreckenden Trend wenig entgegenzusetzen. Diagnostik und Therapie sind meist nur auf die Unterdrückung lokaler Symptome ausgerichtet. Wichtige systemische Zusammenhänge bleiben oft unberücksichtigt. Insbesondere ein entscheidender Faktor wird bislang häufig ausgeklammert: der Zustand der Darmökologie.

Auch wenn sich die Symptome mit Schnupfen, Asthma und Hautekzemen weit entfernt davon äußern: Hauptkontaktfläche für Allergene ist die Darmschleimhaut. Dazu kommt die dortige hohe Präsenz an Immunzellen. Das macht den Darm zum wichtigsten „Kriegsschauplatz“ bei allergischen Erkrankungen.

Und tatsächlich entdeckt die wissenschaftliche Immunologie zunehmend den Darm als Dreh- und Angelpunkt für chronische Erkrankungen wie Allergien oder Diabetes. Entsprechend zahlreich sind mittlerweile Fachpublikationen und Studien zu diesem Thema. Ungeachtet dessen gelten in der allergologischen Praxis solche Zusammenhänge sowie darauf aufbauende Diagnoseverfahren und Therapien aber vielerorts immer noch als unseriös (obsolet, „naturheilkundliche Firlefanz“). Daher ist oft der/die ganzheitlich arbeitende Therapeut/in die letzte Anlaufstelle für die durch lange und erfolglose medizinische Odysseen frustrierten Patient/inn/en.

Grenzfläche Darmschleimhaut

Eine allergische Reaktion erfordert zunächst den direkten Kontakt zwischen Allergen(en) und Immunsystem. Unsere größte potenzielle Kontktfläche, welche ungefähr der Größe eines Tennisplatzes entspricht, ist die Darmschleimhaut. Im gesunden Darm verhindern verschiedene Barrieren den Übertritt von Allergenen: Magensäure und Pankreasproteasen, die Darmflora, ein intaktes Schleimhautepithel sowie ein Schutzanstrich mit einem speziellen Schleimhautantikörper, dem sekretorischen Immunglobulin A (sIgA).

Viele Allergiker weisen jedoch an einer oder mehrerer dieser Stellen Störungen auf. Daraus kann unter anderem ein vermehrter unkontrollierter Allergenübertritt resultieren

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Literaturauswahl:
(weitere Literatur bei den Verfassern)
MACDONALD TT; MONTELEONE G (2005): Immunity, Inflammation, and Allergy in the Gut. Science 307, 1920-1925
MARTINEZ FD; HOLT PG (1999): Role of microbial burden in aetiology of allergy and asthma. Lancet 354 (suppl II), 12-15
RAITHEL M; DORMANN H; FARNBACHER M; WEIDENHILLER M; HAHN EG; SCHNEIDER HAT (2001): Stimulation der Immunglobulin-E-Bildung bei chronischer Pankreatitis durch Alkoholaufnahme und exokriner Pankreasinsuffizienz. Z. Gastroenterol. 39, 269-276
RÜFFER A; ECKERT M; BALLES J; SCHWARZKOPF A (2009): „Reizdarm“ – Diagnose oder medizinischer Offenbarungseid? Eine labordiagnostische Spurensuche. Naturheilpraxis 7/2009
VIGHI G; MARCUCCDI F; SENSI L; DI CARA G; FRATI F (2008): Allergy and the gastrointestinal system. Clin. Experiment. Immunol. 153 (Suppl. 1), 3-6
YAMAGUCHI N; SUGITA R; MIKI A; TAKEMURA N; KAWABATA J; WATANABE J; SONOYAMA K (2006): Gastrointestinal Candida colonisation promotes sensitisation against food antigens by affecting the mucosal barriere in mice. Gut 55, 954-960

Anschrift der Verfasser:
Dr. Andreas Rüffer
HP Michaela Eckert
Dipl.-Biol. Diana Krause
PD Dr. Andreas Schwarzkopf
Labor L+S AG / Enterosan®
Mangelsfeld 4
D-97708 Bad Bocklet-Großenbrach
Informationen:
Kostenfreie Service-Hotline: 0800/9770898
E-Mail: diagnostik@enterosan.de

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Naturheilpraxis 04/2010