FACHFORUM

Die Bedeutung von Triggerpunkten beim myofaszialen Schmerzsyndrom

Eine Einführung in die funktionelle Pathologie des Bewegungsapparates

von Reinhard W. Kupich

Frau M.A. wurde wegen einer Periarthritis humeroscapularis längere Zeit bei verschiedenen Therapeuten behandelt, aber der Arm blieb stark bewegungsbeschränkt. Es fanden sich im M. subscapularis stark schmerzhafte Muskelhärten. Nach Friktionsbehandlung wird der Arm nach der zweiten Behandlung bereits bis über die Horizontale, nach der vierten Behandlung bewegungsfrei gehoben.

Nach der Entdeckung der Bindegewebstechnik durch E. Dicke wurde die Prävalenz der lumbalen Verspannungen deutlich. Kohlrausch berichtet von therapieresistenten Fällen von Schultersteife, die durch die Beseitigung von schmerzhaften Bindegewebszonen im Beckenbereich beseitigt wurden. Die Erfahrung zeigt also, dass es verkehrt ist, sich auf eine Technik zu verlassen.

Im vorliegenden Aufsatz werden Anregungen zu erfolgreichen diagnostischen und therapeutischen Strategien vermittelt, wobei jeder Therapeut die für ihn „passenden“ selbst entwickeln sollte.

Es geht um Schlüsselzonen, Schmerzpunkte, hyperalgetischen Zonen, auch Störungsfelder und den Begriff der „myofaszialen Triggerpunkte“ (Travell und Simons, 1983). Diese gelten heute als Hauptursache von chronischen Schmerzen und sind in mindestens 75% mit Akupunkturpunkten identisch (Melzack und Wall, 1989). Wir werden deshalb im Folgenden nur noch von Triggerpunkten (TP) sprechen und uns topographisch an den bekannten Punkten orientieren.

Triggerpunkte
Für TP gelten folgende Kriterien:

  1. Hyperirritabler Punkt in einem Muskel oder dessen Fascie (tiefe Druckempfindlichkeit)
  2. Passive oder aktive Dehnung der betroffenen Muskeln führt zu erhöhten Schmerzen
  3. Tastbares Knötchen in verspanntem Faserbündel (hypertoner Strang)
  4. Bei Druck charakteristische Schmerzausstrahlung in bestimmte Übertragungszonen (referred pain); bei ausbleibender Ausstrahlung handelt es sich um einen latenten Triggerpunkt
  5. Auslösung einer lokalen Zuckung
  6. Nachweis erhöhter Konzentration von Neuropeptiden: Substanz P (SP), Tumor-Nekrose-Faktor, Interleukin, Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP), Bradykinin (BK), Serotonin (SE), Norepinephrin (NE)
  7. pH-Wert erniedrigt (nach Behandlung Normalisierung)

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Literatur:
[1] Frisch H.: Programmierte Therapie am Bewegungsapparat. 2. Aufl. Springer: Berlin/Heidelberg/New York; 1996
[2] Marnitz H.: Ungenutzte Wege der manuellen Therapie. Heidelberg: Haug; 1971
[3] Travell & Simons: Handbuch der Muskeltriggerpunkte. 2. Aufl. München: Urban & Fischer; 2002
[4] Chaitow L.: Neuromuskuläre Techniken. München: Urban & Fischer; 2002
[5] Kohlrausch W.: Reflexmassage in Muskulatur und Bindegewebe. Stuttgart: Hippokrates; 1955
[6] Hammes M, Kuschik N, Christoph K.H.: Akupunktur kompakt. 2. Aufl. Marburg: KVM; 2003
[7] v. Puttkamer J.: Organbeeinflussung durch Massage. 4. Aufl. Saulgau: Haug; 1953
[8] Seiler HP.: Die Weiheschen Druckpunkte. 2. Aufl. Stuttgart: Haug; 2002

Anschrift des Verfassers:
Reinhard W. Kupich
Heilpraktiker und Sportphysiotherapeut
Schillerstr. 12b
79822 Titisee-Neustadt



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Naturheilpraxis 03/2010