FACHFORUM

Pflanzen des Jahres 2010

Von Bernd Hertling

1) Baum des Jahres: Prunus avium – die Süßkirsche

Für das Jahr 2010 wurde die Vogel- oder Süßkirsche Prunus avium zum Baum das Jahres gekürt.
Nicht nur die japanische Kirsche (die eigentlich eine Pflaume ist) hat schöne Blüten.

Diese schönen Bäume gehören in die weitläufige Familie der Rosengewächse und imponieren vor allem wegen ihrer frühen, edelweißen Blüten, die ganze Waldränder verzaubern können. Charakteristisch ist das Gesamtbild des Baumes, das eine um die Triebe des Vorjahres eingerückte Blütenreihe zeigt, sodass ein außen grüner, innen weißer Kegel in Erscheinung tritt. An einem Baum können bis zu einer Million Blüten gezählt (wer’s nicht glaubt kann das tun) werden, doch gelangen beileibe nicht alle zur reifen Frucht. Ca. 20 kg Kirschen können von einem durchschnittlichen Baum geerntet werden. Wurden die Kirschen früher 20 bis 30 Meter hoch und etwa 150 Jahre alt, so setzt man heutzutage auf niederstämmige weitverzweigte Sorten, die sich leichter beernten lassen, aber eine weniger hohe Lebenserwartung haben. Von den 1889 erfassten ca. 5700 Sorten sind nur wenige erhalten geblieben, wie etwa „Bärtschis Adler“, die Napoleonkirsche oder die Dank Mon chérie weltweit vermarktete Piemontkirsche. Verwechselt werden darf sie nicht mit der Sauerkirsche, Prunus cerasus, die eine eigene Art darstellt.

Die heute bei uns bekannten Sorten, bzw. Arten sind genau genommen Neophyten. Die ursprüngliche Wildform Prunus avium ssp. Avium mit kleinen, leicht bitter schmeckenden schwarzen Früchten findet sich an Waldrändern und gesellt sich gerne, wie auch ihre neuzugezogenen Geschwister unter Feldgehölzgruppen. Solitär steht die Kirsche in freier Natur selten. Genießbar wurde sie erst durch Veredelung. Hier leisteten, wie sooft, die Römer Dienste im Rahmen der Kultivierung. Die wohlschmeckende Süßkirsche stammte nämlich ursprünglich aus Kleinasien und trat ihren Siegeszug ironischerweise als Kriegsbeute des heute mehr als Feinschmecker denn als Feldherrn bekannten Lucullus im ersten vorchristlichen Jahrhundert an. Kaum mit seiner Hilfe in Italien angepflanzt, gelangte sie auch schon mit den römischen Legionären im ersten nachchristlichen Jahrhundert im Rahmen der Eroberung des Alpenvorlandes durch die Augustussöhne Drusus und Tiberius nach Deutschland. Im Übrigen spricht viel dafür, dass es vor der römischen Okkupation gar keine Krischen nördlich der Alpen gegeben hat und es sich bei den bitteren „Wildformen“ lediglich um ausgemendelte Edelkirschen handelt! Es gibt nämlich so gut wie keine archäobotanischen Hinweise auf Kirschen vor der Römerzeit. (d.h. man untersucht z.B. ausgegrabene Latrinen nach pflanzlichen Relikten und würde gerade in Hinsicht auf Kirsche gut fündig, da die Kerne die Zeiten gut überdauern. Ihr Fehlen in vorrömischen Aborten deutet auf ein allgemeines Fehlen der Früchte hin. Übrigens lässt sich daraus auch ersehen, dass man früher sich nicht die Mühe machte, die Kerne auszuspucken, sondern sie quasi als Ballaststoff mitverzehrte. Anders heute, wo es sogar eine Weltmeisterschaft im Kirschkernweitspucken gibt, der Rekord liegt bei derzeit 21,37 m).

Medizinische Verwendung?

2) Hedera helix – Efeu als Arzneimittelpflanze 2010

3) Syzygium aromaticum = Caryophyllus, Gewürznelke als Heilpflanze des Jahres

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Anschrift des Verfassers:
Bernd Hertling
Nettelkofenerstr. 1
85567 Grafing



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Naturheilpraxis 03/2010