Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Bericht von der 25. Münchner Fachtagung für Augendiagnose, Samstag, 5. Dezember 2009

von Elke Fuggis

Josef Karl: „Die Niere in der Iris. Eine Summation der Zeichen“

Mit Josef Karl hat der Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer einen Referenten, der die Brücke zu den „alten“ Augendiagnostikern schlagen kann. Er ist ein direkter Schüler von Josef Angerer und konnte auch Vorträge von Josef Deck, Günter Jaroszyk und vielen mehr hören. So war es ihm möglich, wichtige Entwicklungen in der Entstehung der Topographie mitzuverfolgen. Da Josef Angerer selbst nicht fotografierte, übernahm Josef Karl als sein Assistent diesen Part. Er hat viele Vorträge von Josef Angerer mit Irisbildern ergänzt. Im Rahmen dieser Fachtagung konnte nun Josef Karl Bilder zeigen, die schon Josef Angerer gesehen und beurteilt hat.

Die Niere stellt sich im Auge gut dar, doch häufig zeigt sie Zeichen und es liegt keine akute Nierenerkrankung vor. Daher ist es wichtig zu unterscheiden, wo wir genau hinschauen und welche Zeichen uns aufhorchen lassen sollten.

Die Niere fand schon in der Topographie von Dr. Ignaz von Péczely ihren Platz. Und trotzdem, wenn wir die einzelnen Tafeln von Josef Angerer, Josef Deck oder Günter Jaroszyk miteinander vergleichen, erkennen wir doch Unterschiede, vor allem in der Lokalisation von Pyelon, Ureter, Urethra, Ren. Während Josef Angerer die Nierenzeichen in seiner ersten Tafel noch mehr außen, also temporal sah, ist heute gesichert, dass sie sich mehr nasal zeigen. Josef Deck sah das Reflexfeld für die Niere eher innen zwischen 26-30 min. ausgehend vom Krausenrand. Darüber legt er jedoch auch das Feld von Uterus. Günther Jaroszyk legte das Nierenfeld re. bei 28- 30 min und li. von 32 bis 34 min nasal. Ureter und Urethra schließen sich außen jeweils an. Erfahrungsgemäß sollten wir im Sektor von 28 – 32 min. re. und li. nach Nierenzeichen forschen. Nierenzeichen stellen sich von der Krause ausgehend dar. Differentialdiagnostisch sollten wir bei Beurteilung von Pyelon Ureter und Urethra auch an Ovar-, Testes- und Uterus- bzw. Prostatazeichen denken. Ovar- und Uteruszeichen haben in der Mitte des Ziliarfeldes ihre Sektoren gefunden.

Nierenzeichen stellen sich dar als Lakunen, Krypten, Faseraufhellungen und Faserabdunklungen, Vaskularisationen und als Pigmente. Ein weiteres wichtiges Zeichen ist das hochgeschobene Nierenfeld. Dabei drückt der Nierensektor die Krausenzone ein; manchmal fast bis zur Pupille. Selbstverständlich ist wie bei allen reflektorischen Zeichen auf Leitgefäße zu achten. Für die Beurteilung der Niere sollte sich gerade der Anfänger nicht scheuen, das Unterlid bei der augendiagnostischen Untersuchung nach unten zu ziehen, denn nur so können die Leitgefäße erfasst werden. Tückisch an den Nierezeichen ist, dass sie manchmal die Seite wechseln können, was meint, dass z.B. Zeichen der li. Niere sich reflektorisch im re. Auge darstellen und umgekehrt.

In seinem wunderbar systematischen Vortrag stellte Josef Karl viele Kasuistiken von Nierenpatienten mit ihren Augenbildern vor und zeigte auch Krankheitsverläufe über viele Jahre. Sein Wunsch war, verlässliche Zeichen zu zeigen, sodass die Zuhörer klare Leitlinien für das Erkennen von Nierenzeichen auch in der Abgrenzung zu den Nachbarorganen mit nach Hause nehmen konnten.

Typische Zeichen für Nierensteine sind die so genannten Schlitzzeichen. Darunter versteht man kleinste, sehr dunkle spitze Krypten, die bis auf das Pigmentblatt durchstoßen. Diese häufig winzigen Schlitzzeichen liegen mittig im Ziliarfeld. Josef Deck hat auf diese Zeichen hingewiesen. Sehen wir diese Schlitzzeichen im Auge, können wir davon ausgehen, dass der Patient bereits Nierensteinkoliken erlitten hat. Die Zeichen liegen bei ca. 30 min. und können sowohl im rechten, wie auch im linken Auge auftreten. Durch Pigmente zeigen sich Nierensteine eher nicht.

...

Anschrift der Verfasserin
Elke Fuggis
Steinhofener Str. 16
72406 Bisingen
E-Mail: praxis@fuggis.de



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 03/2010