Phytotherapie

Europäische Phytotherapie in Japan - Seminare in Yokohama und Tokio

von Peter Germann

Zum dritten Mal wurde ich 2009 nach Japan geladen, um über Phytotherapie zu referieren. Diesmal war es nicht auf einer Vulkaninsel im Pazifik, wie im letzten Jahr, sondern in den Großstätten Yokohama und Tokio.

Japanische Therapeuten lassen sich sei Jahren in westlicher Phytotherapie aus- und weiterbilden. Von der einheimischen Kampo- Medizin einmal abgesehen, welche eine große Menge an tierischen Verarbeitungen aufweist, ist eine lebendige Kräutermedizin nur rudimentär vorhanden.

Ein besonderer Boom ist in Japan im Bereich der Hildegard von Bingen Phytotherapie zu verzeichnen. Die Rezepturen in ihren humoralpathologischen Zusammensetzungen finden ein reges Interesse. Hier muss allerdings erst einmal die Humoralpathologie erklärt werden. Ebenso sind die unterschiedlichen Sichtweisen der Signaturenlehre gefragt.

Der Auftakt war ein zweitägiges Seminarangebot in Yokohama, der „größten chinesischen Stadt in Japan“. Hier kamen Therapeuten aus dem ganzen Land zusammen. Übersetzt wurde aus dem Deutschen ins Japanische, die Übersetzerinnen haben dies auch schon bei den vorherigen Besuchen übernommen. Im „Pasifico“, einem Kongresszentrum direkt am Hafen, fanden die Vorlesungen statt. Eine kleine Industriemesse war auch aufgebaut, viele Firmen kamen aus Deutschland. Weitere Kontakte habe ich nach meinem Besuch mit naturheilkundlichen Präparateherstellern geknüpft, die am japanischen Markt interessiert sind.

Des Weiteren lud der „Japanische Hildegard von Bingen Förderverein“ zu einer mehrtägigen Phytotherapieausbildung unter anderem in Tokio ein. Erst vor ein paar Jahren gegründet, weist die Organisation eine große Mitgliederzahl auf. So gibt es in der Hauptstadt und in Kobe japanische Dinkelbäcker, teilweiser deutscher Herkunft und Kontakte zu australischen Dinkelbauern, von denen einige nur für die Vorträge aus Australien anflogen. Auch eine „Hildegard von Bingen Fachzeitschrift“ wird regelmäßig vom Verein für die Mitglieder aufgelegt. Im Frühjahr 2010 will eine Delegation die Firma „Jura“ in Konstanz besuchen und weitere Kontakte schmieden.

In Japan wächst die Bereitschaft, mit westlicher Phytotherapie zu arbeiten, immer mehr. Diese naturheilkundliche Therapieform wird immer mehr in das gängige Behandlungschema mit eingebaut. Weitere Besuche im nächsten Jahr sind schon geplant, sodass auf der anderen Seite der Erdkugel allmählich auch unsere alten Behandlungsformen fußfassen – Multi-Kulti entsteht überall.

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Verfasser:
Peter Germann
Gesundheitshaus Viriditas / Phytaro Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund

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Naturheilpraxis 02/2010