Phytotherapie

Einflussfaktor Qualität bei pflanzlichen Arzneimitteln

von Falk Fischer

Die Qualität pflanzlicher Arzneimittel zu beurteilen, ist ein schwieriges Unterfangen, gibt es doch keine theoriefreien oder unmittelbar evidenten Maßstäbe, an denen sie sich zweifelsfrei bemessen ließe. Das einfache Argument, bessere Qualität sei, wenn die Arznei summa summarum besser helfe oder weniger Nebenwirkungen habe, greift jedenfalls zu kurz. Zum einen können Heilungseffekte sehr subtil sein, sich z.B. erst auf langer Zeitskala jenseits des Beobachtungszeitraums bemerkbar machen, oder es können regulatorische Effekte auftreten, auf die nicht geschaut wird, die durch die Maschen der Beobachtung schlüpfen, oder Korrelationen können für nicht kausal erklärt werden. Zum anderen können qualitativ höherwertige Arzneien, wie unten beschrieben, Möglichkeiten zu erweiterten Therapiekonzepten führen und kraftvollere, über die relativ rigide Verordnungspraxis nach Indikation hinausführende Behandlungssettings eröffnen. Dadurch lassen sich die Arzneimittel allein kaum gegeneinander vergleichen lassen, sondern allenfalls die Gesamtheit von Set und je passendem Setting.

Phytotherapie wird zwar der Naturheilkunde zugerechnet, hat aber in ihrer rationalen Variante mit dem Geist der Naturheilkunde im ursprünglichen Sinne fast nichts zu tun. Denn die Heilpflanze als solche, als „Persönlichkeit“, wenn man so will, spielt keine Rolle. Sie wird als Mit-Lebewesen, deren Gedeihen auf vielfache Weise verschränkt ist mit dem Gedeihen des Menschen, kaum mehr erkannt. Der wissenschaftliche Blick auf die Pflanze hat die Wahrnehmung verkürzt, dass sie nurmehr als bloßes Wirkstoffbehältnis erscheint, das man als solches natürlich beliebig traktieren und manipulieren kann, um an ihre vermeintlich einzig wirkungsverantwortlichen Inhaltsstoffe heranzukommen.

Dies freilich steht im Widerspruch dazu, dass die Naturheilkunde homöopathische Hochpotenzen als wirksam und nützlich akzeptiert und anwendet und oft genug betont, dass sich die Wirkung vieler Heilpflanzen nicht aus den isolierten Wirkungen der identifizierten Inhaltsstoffe erklären lassen. Trotzdem hat sich fast unhinterfragt die standardisierte und hochdosierte Zubereitungsform als „Goldstandard“ etabliert. Dabei können sich die Qualitätstermini „standardisiert“ und „hochdosiert“ allenfalls auf ein oder zwei vermutete Hauptwirkstoffe beziehen, sicher aber nicht auf die Gesamtheit aller Begleit- und Spurenstoffe und deren synergetisches Zusammenspiel, und schon gar nicht auf strukturelle Faktoren, die – Beispiel Homöopathie – manchmal sogar im Vordergrund eines Heilungsgeschehens stehen können.

Quantität statt Qualität?
Qualität nach phänomenologischen Kriterien
Unterschied von Nahrungsmittel und Arznei

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Literatur:
Otto Wolff: Heilmittel für typische Krankheiten, 3. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart, 1996
R. Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen, 2. Aufl., AT-Verlag, Aarau (CH), 2002

Filme zur Produktion von Phytotherapeutika:
http://www.schwabepharma.ch/cms/wsimages/3_D_5KB01.mpg
http://www.ceresheilmittel.ch/de/herstellung/schulungsfilm/schulungsfilm.php
http://www.youtube.com/watch?v=sWQq-Butqxs
http://www.youtube.com/watch?v=QB2Jks5U4Io&feature=PlayList&p=1945214824F8AC8E&index=0

Korrespondenzadresse:
Dr. rer. nat. Falk Fischer
Wissenschaftsjournalist
Arbeit am Tonfeld®
Ernst-Menne-Weg 6
57076 Siegen
E-Mail: FalkFischer@web.de
Internet: www.falkfischer.com

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Naturheilpraxis 02/2010