Phytotherapie

Phytotherapie für die Haut

von Peter Germann

Die Haut (Integrumentum commune) ist den Organen zugeordnet und bedeckt den menschlichen Körper mit einer Oberflächengröße von 1,5 bis 2 Quadratmetern. Sie bildet damit die Schranke zwischen Umwelt und innerem Milieu.

Die Haut hat verschiedene Aufgaben. So schützt sie die Gewebe vor chemischen und physikalischen Reizen und verhindert das Eindringen von Mikroorganismen. Sie reguliert den Wasserhaushalt, indem sie eine zu starke Austrocknung verhindert, auf der anderen Seite aber lässt die Haut eine gewisse physiologische Wasserverdunstung zu. Durch Verengung und Erweiterung der Hautgefäße dient sie als Wärmeregulator und vermittelt als Sinnesorgan durch zahlreiche Sensoren Berührungs-, Druck-, Temperatur- und Schmerzreize.

Der Aufbau der Haut besteht aus verschiedenen Schichten. Die äußere ist die Oberhaut (Epidermis) mit den Anhangsgebilden Drüsen, Haaren und Nägeln. Darunter liegt der bindegewebige Anteil der Lederhaut (Korium); Epidermis und Korium zusammen werden als Kutis bezeichnet.
Unter der Kutis befindet sich das Unterhautgewebe (Subkutis) als verbindender Anteil.
Zu den Anhangsorganen der Haut zählen die schon erwähnten Nägel und Haare, zu den Drüsen werden die Talg- und Duftdrüsen (apokrine Drüsen), sowie Brust- und Schweißdrüsen gerechnet.

Wie alle anderen Organe unterliegt auch die Haut Alterungsprozessen oder Schädigungen durch Umwelteinflüsse, chemische Einwirkungen oder mechanische Reize. Diese Noxen können auch beruflicher Natur sein.
Die alternde Haut ist gekennzeichnet durch Schwund des bindegewebigen Anteils der Lederhaut und des Fettgewebes. Ein Weiteres tut eine abnehmende Durchblutung, sowie eine verringerte Talg- und Schweißsekretion. Die Haut erscheint dünn, schlaff, faltig und trocken; Altersflecken, Alterswarzen und Juckreiz (Pruritus seniles) können auftreten.
Weiterhin kann es zu Hautblutungen durch eine erhöhte Kapillarbrüchigkeit bei besonders dem Licht ausgesetzten Stellen kommen.

Je nach menschlichem Typus ist dieses, unser größtes Organ, verschieden stark ausgebildet. So kann man den genotypischen „Bindegewebe-Schwächling“ in der Augendiagnose an den großen, blütenblattähnlichen Aufrissen der oberen Irisschicht („Maßliebcheniris“) erkennen. Hier sollten Kräftigungen des bindegewebigen
Anteils schon in der Jugend erfolgen. Franz Xaver Mayr hat vor über 100 Jahren den „Schwund- und Quelltypus“ dargestellt. Bei ersterem wird im Laufe der Zeit immer mehr Flüssigkeit und Unterhautgewebe ausgelagert und abgebaut, sodass im Alter die Haut wie Pergamentpapier scheinbar direkt auf dem Schädel aufliegt. Der Quelltypus
lagert Wasser ein und zeigt zunächst ein rundes bis „Vollmond“ Gesicht. Mit zunehmenden Jahren fällt alles „eine Etage tiefer“; er zeigt eine birnenförmige Physiognomie, wobei das Doppel- bis Dreifachkinn breiter und wuchtiger erscheint als der schädelige Anteil.

Nun kann man mit geeigneten Maßnahmen sowohl die Alterungsprozesse, die Reize, welche die Haut im Laufe eines menschlichen Lebens erdulden musste und die genotypischen Anlagen positiv unterstützen. Hier hat uns die Natur eine Menge pflanzlicher Darreichungen zur Verfügung gestellt.

Das Ackerstiefmütterchen (Viola tricolor) mit seinen Anteilen an Saponinen, Schleimen, Flavonoiden, Gerb- und Bitterstoffen sowie Vitaminen hat sich als Teeabsud bei nässenden Hautausschlägen bewährt. Innerliche Anwendungen unterstützen bei allen Hauterkrankungen, insbesondere bei Kindern.
Bestehen Symptome mit einer schlechten Heilungstendenz und damit zur Chronizität neigenden Zuständen, sollte an den Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) gedacht werden. Es ist ein Kardinalmittel zur Lymphreinigung und Bindegewebsentgiftung. Der Schachtelhalm wirkt auf die Haut elastizitätsverbessernd durch seinen hohen Anteil an Kieselsäure.

Die Aloe (Aloe barbadensis) wird kosmetisch als feuchtigkeitsspendender, regenerierender und elastizitätsfördernder Zusatz genutzt.
Cardio spermum oder Ballonrebe hat eine juckreizstillende Wirkung auf Grund der cortisonähnlichen Inhaltsstoffe.
Die „deutsche Aloe“, die Dachwurz (Sempervivum tectorum), hat in Form von Salben und Tinkturen eine heilende Wirkung auf entzündliche und degenerative Erkrankungen der Haut- und Schleimhaut durch Umweltgifte und Strahlungen.
Auf Grund ihrer Gerbstoffe kann die Rinde der Eiche (Quercus robur) in Verbindung mit Hautproteinen Reaktionen der obersten Haut- und Schleimhautschicht hervorrufen, welche das Eindringen von Erregern verhindert.
Bei Aknesymptomen kommt das Gänseblümchen (Bellis perennes) als äußere Anwendung in Form von Tinkturen in Frage. Es heilt auch seelische Verletzungen, denn die Haut ist die Trennmembran von unserer Innenwelt zur Außenwelt. So können dermatologische Geschehen auch der Ausdruck einer Abwehr sein, welches das Unterbewusstsein einsetzt, um nicht noch einmal „so verletzt zu werden“.
(siehe ALCEA Bellis perennis Urtinktur in der CERES- Aufschlüsselung).

Bei Venenentzündungen gibt es eine phantastische Rezeptur der Hildegard von Bingen, die Brennnessel-Hanf-Wickel (Cannabis sativa praeparata (H) / Succ. Urticae (Jura)). Hier kommt gereinigter Seilerhanf mit Brennnesselpresssaft zur Anwendung. Am ersten Tag wird der Saft 1 : 5 mit Wasser verdünnt, in eine Spritzflasche gegeben und sowohl das zu behandelnde Bein, als auch der Hanf damit eingesprüht. Das Bein soll mit der ringförmig angelegten Kompresse hoch gelagert werden. Am zweiten Tag wird genauso verfahren, nur mit einer Brennnesselsaft – Wassermischung von 1 : 3, am dritten Tag 1 : 1 und am vierten sowie fünften mit purer Anwendung.

Rp.
Erdrauch Tinktur Fumariae inct. 20.0 stoffwechselanregend
Löwenzahn Tinktur Taraxaci tinct. 20.0 stoffwechselanregend
Stiefmütterchen Tinktur Viola tric. tinct. 20.0 reinigend
Storchenschnabel Tinktur Geranii tinct. 10.0 entzündungshemmend
Wassernabel Tinktur Centellae asia. tinct. 10.0 entgiftend
Mds.

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Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Gesundheitshaus Viriditas / Phytaro – Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund

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Naturheilpraxis 02/2010