FACHFORUM

Nanobiotechnologie

Auf dem Weg zu neuen Nahrungsmitteln und Mensch-Maschine-Mischwesen

von Hanspeter Dvorak

Als ich mich erstmals 2006 näher mit der Nanotechnologie befasste, erschien mir deren Teilgebiet, die Nanobiotechnologie und deren Möglichkeiten eher als Zukunftsmusik und noch wenig realitätsnah. Damals schrieb ich an einem Buch über neuropsychische Störungen und musste deshalb auch Forschungsprojekte der Nanobiotechnologie berücksichtigen. Nanoelektronische Neuroimplantate und gentechnische „Verbesserung“ des „labilen“ und „störanfälligen“ Menschen hielt ich für wenig zukunftfähig. Leider mussich heute erkennen, dass die „Zukunftsmusik“ in erschreckendem Ausmaß bereits real ist. In aller Stille und mit rasantem Tempo schreitet die nanotechnologische Entwicklung voran, ohne wirkliche öffentliche Diskussion über deren Folgen. Für eine kritische Diskussion ist es aber allerhöchste Zeit, sonst bleibt niemand und nichts von den Folgen unberührt.

1. Nanotechnologie – Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts?

Der Begriff Nano bezeichnet nur eine Maßeinheit, kein Objekt. Nano kommt vom griechischen Wort „nanos“ = Zwerg oder zwergenhaft. In der Physik bedeutet die Vorsilbe `nano´, dass es sich bei einer Maßeinheit um den milliardsten Teil handelt. Ein Nanometer z.B. ist also ein milliardstel Meter. Das ist ein Maß, mit dem man Moleküle und Atome misst. Alles was man bei diesen minimalen Größen antrifft, ist eigentlich die Basis von allem anderen, das größer ist. Das heißt, die Nanotechnologie berührt die Fundamente des Lebens, ihre Auswirkungen drohen die Grundlagen der Ökosysteme und aller menschlichen Tätigkeiten zu erschüttern.

Ohne Kennzeichnungspflicht gibt es bereits über 500 Konsumgüter auf dem globalen Markt, die mit Nanotechnologie hergestellt werden. Enormes Forschungsgeld fliesst in diese Technologie, bereits mehr als für den Flug zum Mond investiert wurde. Offenbar glaubt man, wie schon bei mancher „Zukunftstechnologie“ zuvor, jetzt habe man die Technologie, mit der alle Probleme der Welt gelöst werden können.

Es geht bei diesem technologischen Fortschritt nicht um blosse Verbesserungen von technischen Prozessen oder effektivere Produktiosmethoden, sondern ganz konkret um die Erschaffung neuer Lebensformen und z.B. die Herstellung neuer Nahrungsmittel. Die großen globalen Unternehmen in der Nahrungsmittelindustrie besitzen bereits alle eine Nanotechnologie- abteilung. In diesen Abteilungen arbeiten Physiker, keine Ernährungswissenschaftler!

Nanopartikel sind zwischen 5 und 100 Nanometer groß. Was kleiner ist als 70 Nanometer kann vom menschlichen Immunsystem nicht wahrgenommen werden. Diese Partikel wandern also völlig unentdeckt durch die Körperorgane, schlüpfen durch die Blut-Hirn-Schranke ebenso, wie durch die Wände der Plazenta, das heißt, sie können in jede Körperzelle eindringen.

Problematisch daran ist, dass chemisch gleiches Material als Nanopartikel seine Eigenschaften ändert. Diese größenabhängige Veränderung der Eigenschaften chemischer Substanz blieb lange verborgen, weshalb die Kontrollbehörden bei Nanopartikeln keine unbekannten Folgen befürchteten und bis heute keine Kennzeichnungspflicht besteht.

So werden z.B. Süßigkeiten zur Verbesserung des Geschmacks mit Nanopartikeln beschichtet. Nanopartikel gelangen in Form von Pflanzenschutz- oder Düngemittel auf die Felder und damit in die Nahrungskette, ohne dass es bislang irgendwelche Regeln dafür gibt.

Ein ganz neuartiges Nahrungsmittel wird beispielsweise in Los Alamos entwickelt. Dazu Mooney (S. 106): „Dort wird…ein flüssiges Produkt entwickelt, das man bald im Supermarkt kaufen kann. In dieser Flüssigkeit sind Nanokapseln enthalten, die aufgelöst jedes Getränk ermöglichen, das man sich nur vorstellen kann: Will man Kaffee, Tee, Milch oder einen Scotch – kein Problem! Man legt die Flasche in eine Art Mikrowellenherd und mittels der Radiowellenfrequenz, die man einstellt und durch das Produkt schickt, erhält man das gewünschte Getränk. Die Frequenz bricht die entsprechende Kapsel die gebraucht wird, auf. Das ist alles.“

Zum Einsatz von Nanopartikeln in der Medizin sei hier nur ein Beispiel genannt, für dessen Nennung seine Aktualität entschied. Ploss (2009, S. 1408) berichtet von Nanopartikeln im Impfstoff gegen die Schweinegrippe, „um eine bessere intrazelluläre Wirksamkeit zu erreichen. Jedoch gibt es keine Untersuchungen über die Verträglichkeit…und auch nicht über das Verhalten solcher Nanopartikel in menschlichen Zellen.“

Die Aufklärung über solche Tatsachen enspricht wohl etwa dem ungenügenden Stand, wie er auf dem Gebiet der Erschaffung neuer Lebensformen besteht.

2. Nanoforschung und Genmanipulation
3. Das Potsdamer Manifest 2005
4. Die Aufgaben des Weltzukunftrates

...

Literatur:
Dürr, H.-P. (2009): Warum es ums Ganze geht. Neues Denken für eine Welt im Umbruch. München.
Dürr, H.-P., J.D. Dahm, und R. zur Lippe (2006): Potsdamer Manifest 2005. „We have to learn to think in a new way“. – Potsdamer Denkschrift 2005 –. München.
Hartmann, U. (2006): Faszination Nanotechnologie. München.
Lüpke, G.v. und P. Erlenwein (2. Aufl. 2008): Projekte der Hoffnung. Der Alternative Nobelpreis: Ausblicke auf eine andere Globalisierung. München.
Mooney, P. (2. Aufl. 2008): Denn sie wissen nicht, was sie tun... Die Nanotechnologie als Herausforderung für die globale Zivilgesellschaft. In: Lüpke, G.v. und P.
Erlenwein (Hrsg.): Projekte der Hoffnung. Der Alternative Nobelpreis: Ausblicke auf eine andere Globalisierung. München. S. 101 – 114.
Ploss, O. (2009): Schweinegrippe und Co. – Naturheilkunde versus konservative Therapie: Gibt es naturheilkundliche Alternativen zu Prävention und Therapie ? Naturheilpraxis mit Naturmedizin. 62 (11) 1404 – 1409.
Uexküll, J.v. und H. Girardet (2005): Die Aufgaben des Weltzukunftsrates. Kamphausen.

Anschrift des Verfassers:
Dipl. Psych. Hanspeter Dvorak
Heilpraktiker
Valentin-Kindlin-Str. 15
86899 Landsberg am Lech



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)
Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 02/2010