FACHFORUM

Wasser, Elektrizität, Mensch

Von Eberhard W. Eckert

Wasser, Elektrizität und Mensch können eine gefährliche Kombination sein, worauf zahlreiche Warnschilder hinweisen. Elektrische Installationen in Feucht- und Nassräumen im Freien oder unter ähnlichen erschwerenden Umständen unterliegen besonders eingehenden Vorschriften und Sicherheitsmaßnahmen. Blitzschlag-Unfälle sind ein gefürchtetes Vorkommnis, doch ansonsten ist natürliche Elektrizität lebensnotwendig und lebensfreundlich. Der Weltreisende und Naturforscher Alexander von Humboldt ging sogar davon aus, dass natürliche Elektrizität den Charakter von Menschen und Völkern prägt. Auch menschenerzeugte Elektrizität kann segensreich wirken – man muss es nur richtig machen.

Die Gattung Mensch lebt seit ca. 6 Millionen Jahren im luftelektrischen Feld der Erde, wie Tiere und Pflanzen auch, deren „Elektrotaxis“ bekannt ist. Die Bedeutung dieser Tatsachen und menschenverursachter Änderungen der natürlichen elektrischen Felder sind weithin unerforscht, mit wenigen Ausnahmen, wie etwa Gewitterelektrizität, luftelektrische Erscheinungen bei Wetterfronten und Winderscheinungen bei Föhn.

Auch das Faktum, dass ein großer Teil der Menschheit seit etwa 300 Jahren (= 0,005 % der Menschheitsgeschichte!) den Kontakt zum natürlichen Boden verloren hat, interessiert offenbar wenig. Dabei dürfte das luftelektrische Feld in Verbindung mit elektrischem Bodenkontakt eine außerordentlich wichtige Rolle bei dem spielen, was heute unter der Rubrik „Energie- und Informationsmedizin“ als alter Wein in neuen Schläuchen erscheint, de facto aber seit jeher instinktmäßig beachtet wurde – denken wir an Kneipp, der (unbewusst) Luftelektrizität und Bodenleitfähigkeit therapeutisch nutzte; denken wir an seine vielen Vorgänger und Nachfahren in der naturgemäßen Heilkunde bzw. Prävention, insbesondere unsere „Wasserdoktoren“.

Das elektrische Feld im einfachsten Fall, im Vakuum, wird üblicherweise mittels einer Anordnung von zwei parallelen Platten verschiedenen Potentials (Potentialdifferenz = Spannung) erklärt. Zwischen zwei derartigen, an Spannung gelegten Platten entsteht ein elektrisches Feld, für dessen Aufbau Energie aufgewendet werden muss. Also ist dieses Feld auch ein Energiefeld, das im Wesentlichen den Raum zwischen den Platten ausfüllt. Energie ist per definitionem Kraft x Weg, folglich muss es in diesem Feld auch Kraftwirkungen geben. Für die elektrische Feldstärke (eine Vektorgröße!) dieses Feldes gibt es eine einfache Formel:

E = U/s

mit E = Elektrischer Feldstärke, U = Spannung zwischen den Platten, s = Abstand der Platten.

Ein praktisches Beispiel: Wenn man unter einer Hochspannungsleitung von 200 kV steht, befindet sich der Körper in einem elektrischen Feld der Größenordnung 10000 V/m, etwa dem fünfzigfachen Wert des natürlichen luftelektrischen Feldes!

Für die weitere Betrachtung sind die Begriffe Influenz, Ladungsverschiebung, Verschiebungsfluss zu klären. Zunächst zum metallischen elektrischen Leiter, der aus einem Atom-/Molekül-Gitter mit leicht beweglichen freien Ladungsträgern (hier sind das Elektronen) besteht. Bei Einbringen eines solchen metallischen Leiters in ein elektrisches Feld (Vektorfeld!) erfolgen Verschiebungen der freien Ladungsträger an die Leiteroberfläche solange, bis die Gesamtverschiebung das von außen einwirkende Feld kompensiert hat. Nun ist das Leiterinnere feldfrei. Die beschriebene Einwirkung eines elektrostatischen Feldes auf die freien elektrischen Ladungen bezeichnet man als Influenz. Klemmt man z. B. die beiden Platten von der Spannungsquelle ab, so bliebe die elektrische Ladungsverteilung und damit das elektrische Feld beliebig lange erhalten, wenn ideal isoliert wäre (Annäherung: Vakuum-Kondensatoren; im Alltag beobachtbar bei Hochspannungs-Vakuum-Bildröhren, die auch noch nach dem Ausschalten Ladungen aufweisen und Staubpartikel anziehen). Im höchst komplexen menschlichen Körper gibt es neben verschiedenen elektrischen Ionenleitfähigkeiten auch nahezu dielektrische Bestandteile, in denen ein von außen einwirkendes elektrisches Feld nicht kompensiert wird, dort entsteht dann tatsächlich ein elektrischer Feld-Fremdeinfluss. Ein Beispiel sind lange Haare, die sich in einem entsprechenden elektrischen Feld zu einem bizarren Wuschelkopf aufrichten können.

Von einer elektrischen Ladung, die immer ein elektrisches Feld um sich herum zur Folge hat, werden auf andere elektrische Ladungen Kräfte ausgeübt, d. h. eine Ladungsverschiebung bewirkt, wenn diese Ladungen mehr oder weniger frei beweglich sind. Diese Kräfte werden mit zunehmender Distanz zwischen den Ladungen rasch geringer. Im Körper wird das z. B. von positiv oder negativ geladenen Ionen in Lösung verursacht, die ein ungeheuer komplexes, in stetiger Veränderung befindliches elektrisches Gesamtfeldbild bewirken.

In einem Zwei-Ladungs-Beispiel lässt sich Ladungsverschiebung auch so deuten/denken, dass von der einen „influierenden“ Ladung ein sogenannter Verschiebungsfluss durch den nichtleitenden Zwischenraum/Dielektrikum bis zur anderen elektrischen Ladung ausgeht, d. h. eine Kraftwirkung zwischen den Ladungen auftritt.

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Literatur und Hinweise
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14. Gillmann, H.: „Physikalische Therapie“, Thieme Verlag Stuttgart, 5. Auflage 1981
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17. Gerthsen, Kneser: „Physik“
18. Kohlrausch: „Praktische Physik“ Band 2
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27. Segal, Jacob: „Die Erregbarkeit der lebenden Materie“ VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1958 (Physikalische Prinzipien nicht kritiklos auf physiologische Systeme übertragen! Insbesondere Stromleitung).
28. Elektrotonus, eine aktive Antwort der Zelle(n) auf die Durchströmung von Nerven und Muskeln mit Gleichstrom.
29. Rienmüller, J.: „Gleichstromeinwirkung auf das menschliche Blut“ Zeitschrift Elektromedizin Band 4/1959 Nr. 5 S. 161-165, 9 Lit.
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32. Pekar, Rudolf: „Die perkutane Galvano-Therapie bei Tumoren“ Verlag Wilhelm Maudrich, Wien-München-Bern 1998 ISBN 3-85175-494-8
33. „Die Galvano-Therapie“ Hrsg. Cascorbi, 86732 Oettingen; 37 Lit.
34. Wehrli, W.; Loosli-Hermes, J.; (Hrsg.): „Enzyklopädie elektrophysiologische Untersuchungen“ Verlag Urban & Fischer
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36. IABC Gesellschaft, USA Elektrochemische Therapie (EChT), Tumortherapie
37. Stichworte zur Suche z. B. im Internet: Dekametrie, Dielektrometrie, Bioimpedanzmessung
38. Römpp: „Lexikon der Chemie“
39. Oehme, F.: „Dielektrische Meßmethoden“ 1962
40. „Hydroelektrische Bäder und ihre Anwendung“ Broschüre der ITF Robotic GmbH, 79211 Denzlingen, 1994
41. „Gebrauchsanweisung Kombinationsanlage SABRICE 600“, Stangerbad Firma HUWO Hydrotherapie GmbH, 79224 Umkirch, 04/09
42. „Gebrauchsanweisung Vierzellenbad ALEXA“ Firma HUWO Hydrotherapie GmbH, 79224 Umkirch, 03/08
43. Fries, F. J.; Richter, C. P.: „Veränderungen des elektrischen Hautwiderstandes bei Bronchialkarzinomen“ Zeitschrift Fortschritte der Medizin, 83. Jg. (1965), Nr. 16, 647-650
44. Cordes, J. C.; Edel, H.; Zeibig, B.: „Physiotherapie, Hydro- und Elektrotherapie“ VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1984
45. Edel, H.: „Fibel der Elektrodiagnostik und Elektrotherapie“ 5. Aufl.; 299 Lit.
46. Cordes, J. C.; Arnold, W.; Zeibig, W. (Hrsg.): „Hydrotherapie, Elektrotherapie, Massage“ Steinkopff Verlag Darmstadt
47. Biegelmeier, Gottfried: „Wirkungen des elektrischen Stromes auf Menschen und Nutztiere; Lehrbuch der Elektropathologie“ VDE-Verlag GmbH, Berlin und Offenbach, 1986, 144 Lit.
48. Gildemeister, M.: „Die passiv-elektrischen Erscheinungen im Tier- und Pflanzenreich“ Bethe-Bergmann, Handb. der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 8 (1928) 2. Hälfte. In dieser Arbeit wird auf die kapazitiven Erscheinungen hingewiesen, die beim Stromdurchgang durch die Haut auftreten. Polarisationskapazität wird angegeben!
49. Freiberger, H.: Der elektrische Widerstand des menschlichen Körpers gegen technischen Gleich- und Wechselstrom“ Springer Verlag, Berlin 1934
50. Laqueur, A.; Müller, O.; Nixdorf, W.: „Leitfaden der Elektromedizin für Ärzte und Elektrotechniker“ Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle an der Saale 1922. Darin eine Reihe verschiedener hydroelektrischer Bäder, ebenso das von Dr. Schnee/Karlsbad zuerst angegebene Vierzellenbad; ebenso Kondensatorbett nach Dr. Apostoli (Sanitas); schließlich „oszillierende Ströme zur kapazitiven Behandlung nach Prof. Dr. Rumpf/Bonn“
51. Lampert, H.: „Eine ungefährliche Methode der Embolieverhütung und Auflösung des Thrombus durch den galvanischen Strom“ ASKLEPIOS, Diätetik, physikalische Medizin und Rehabilitation in Klinik und Praxis, 6. Jg., Heft 10, Okt. 1965. 49 Lit.

Anschrift des Verfassers:
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Naturheilpraxis 02/2010