Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Augendiagnose und Phytotherapie: Das Rezept aus dem Auge

von Petra Kropf

Viele Firmen haben Konzepte für eine Konstitutionstherapie mit Komplexhomöopathika auf dem Hintergrund der Augendiagnose entwickelt. Zu Grunde liegen immer die Arzneimittelbilder der einzelnen Bestandteile dieser Mischungen. Ebenso sollte es möglich sein, aus den Hinweisen und Zeichen im Auge Rückschlüsse zu ziehen, welche Arzneipflanzen sich zur individuellen Therapie besonders eignen. Anhand zweier Fallbeispiele möchte ich versuchen, ein phytotherapeutisches Rezept aus dem Auge zu erstellen.

Bild 1: Patientin, weiblich, 55 Jahre. Es handelt sich um eine neurolymphatische Konstitution mit vegetativ-spastischem Einschlag. Die relativ enge Krausenzone schließt mit einer hell-weißen Krause ab, Zeichen einer übermäßigen Säureproduktion des Magens. Die verwaschene Blut-Lymph-Zone ist Zeichen für eine toxische Belastung des Bindegewebes.

Im ersten Fall handelt es sich um eine Patientin Jahrgang 1954, die mit diversen Beschwerden in die Praxis kam. Die neurogene Disposition fällt sofort durch die straffe und gespannte Faserführung auf. Ebenso augenfällig sind die vielen Zirkulär- und Radiärfurchen, die in der lymphatischen Iris stärker zu bewerten sind als in der hämatogenen und einen vegetativ-spastischen Anteil erkennen lassen. Eine exsudative Diathese mit Tendenz zur Übersäuerung deutet sich an. Es ist bei dieser Patientin auf alle Fälle sinnvoll, egal welcher Art die Beschwerden sind, die nervliche Schwäche in die Therapie mit einzubeziehen. Lavendel-Lavandula officinalis als „Seelentröster“ ist dafür wunderbar geeignet, entweder als Bestandteil von Teemischungen oder als Urtinktur, z.B. von der Firma Ceres. Wer aromatherapeutische Kenntnisse hat, kann natürlich mit dem ätherischen Öl des Lavendels arbeiten. Die Patientin hat immer wieder an Verspannungen im Bereich der HWS, was wir an Abflachungen der Pupille im nasalen Bereich erkennen können. Massagen mit Oleum Lavandulae 10% von Weleda sind eine Wohltat für sie, zuhause legt sie nach Anleitung selbst Wickel mit diesem Öl an. Mit einer anderen Indikation kann der Lavendel dieser Patientin nützen in der altbewährten Inhalationsmischung des Münchner HNO-Arztes Dr. Kumpf (siehe Kasten). Die Patientin leidet häufiger an Sinusitiden, so dass ich ihr regelmäßiges Inhalieren empfahl. Der Nebenhöhlensektor ist vor allem in der linken Iris abgedunkelt und zusätzlich durch eine Reizfaser gezeichnet. Eine weitere Pflanze, die bei der Behandlung zum Einsatz kommt, ist der Steinklee – Melilotus officinalis. Er enthält Flavonoide und Cumarin und wird als Venentherapeutikum eingesetzt, da er die Venenwand stabilisiert und außerdem den Lymphfluss fördert. Dr. Rudolf Weiß, einer der großen Phytotherapeuten, bezeichnet ihn als „lymph-venöses Angiolytikum“. Ein von mir mit Erfolg verwendetes Monopräparat ist das Meli Rephastasan von Repha, daneben gibt es viele Komplexmittel, die Melilotus enthalten, wie z.B. Pflügerplex Melilotus 357 H Tabletten von Pflüger. Wenn wir den Gefäßstatus in der Iris betrachten, dann geben die geschlängelten Venolen einen Hinweis, das venöse System genauer zu betrachten. Und tatsächlich hatte die Patientin vor Jahren eine tiefe Beinvenenthrombose

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Literaturangaben:
R.F. Weiss, Lehrbuch der Phytotherapie, Hippokrates Verlag
M. Pahlow, Das große Buch der Heilpflanzen, Bechtermünz Verlag
Josef Karl, Neue Therapiekonzepte für die Praxis der Naturheilkunde, Pflaum Verlag

Anschrift der Verfasserin:
Sr. Petra Kropf
Berliner Str. 33a
84478 Waldkraiburg



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Naturheilpraxis 02/2010