HINTERGRUND

Die Milz verteilt die Energie im Körper

Von Michael Schünemann

Das Lymphsystem war das erste gefasste Flüssigkeitssystem der belebten Natur. Erst mit dem Erscheinen der Knochenfische ist eine Trennung von Lymph- und Blutsystem in Gänze erkennbar. Das Blut kann hier quasi als Weiterentwicklung, in Anbetracht der höheren Komplexität der Anforderungen, im Sinne eines leistungsfähigen Ver- und Entsorgungssystem gesehen werden. Das Lymphsystem ist also die „Ursuppe“ des Blutes. Es bestimmt auch heute noch maßgeblich dessen Qualität mit. Je höher ein Organismus ausdifferenziert ist, desto weiter ist auch sein Lymphsystem ausgebildet. So hat ein Hund zum Vergleich nur etwa 60, ein Mensch jedoch 500 bis 1000 Lymphknoten.

Die Milz kann sicherlich als ein sehr archaisches Organ angesehen werden, da sie die äußerst enge Verwandtschaft von Blut und Lymphe in ihrer ursprünglichen Form noch sehr deutlich darstellt.

Sowohl das Lymphsystem, wie auch die Milz müssen neben der wissenschaftlichen Ansicht der Schule, sicherlich auch einer naturheilkundlichen Betrachtungsweise unterzogen werden, da sich hier die Funktionen, besonders die der Milz, noch viel weitreichender darstellen.

Milz-Fakten:

Die Milz liegt hinter der 9.-11. Rippe unterhalb des Zwerchfells intraperetoneal im linken Oberbauch und lehnt am oberen Teil der großen Kurvatur des Magens an. Der obere Milzpol ist nach dorsal geneigt, der untere nach vorne hin zum Ligamentum phrenicocolicum. Mit ihrem Hilus liegt sie am Magen an. Am Hilus treten Gefäße und Nerven ein und aus. Dies ist auch der Grund, weshalb es zum linksseitigen Seitenstechen kommen kann, wenn mit vollem Magen Sport gemacht wird. Die Milz ähnelt in ihrer Form einer Kaffeebohne und hat auch die dafür typische Einkerbung.

Die Maße werden mit 12 x 8 x 3 cm angegeben. Im Normalfall geht man davon aus, dass die Milz in der Größe etwa der Hohlhand des Trägers entspricht. Das Gewicht beträgt circa 160 g. Im Falle einer echten Splenomegalie mit dementsprechender Einstauung kann das Gewicht bis nahe einem Kilogramm sein.
Physiologisch ist das Organ nahezu nicht tastbar. Bei einer Vergrößerung ist allerdings der caudale Pol mit der typischen Einkerbung zu ertasten. Dazu befindet sich der Patient in Rückenlage. Bei tiefer Inspiration tritt eben dieser untere Milzpol unter dem linken Rippenbogen nabelwärts hervor und wird tastbar.
Im Aufbau ähnelt die Milz sehr stark dem Aufbau eines Lymphknotens. Auch sie ist von einer bindegewebigen Kapsel umgeben, von der aus ein ebenfalls bindegewebiges Gerüst in Trabekelform einsprießt.

Das Milzparenchym ist die „Pulpa“. Sie gliedert sich in weiße und rote Pulpa. Die weiße Pulpa besteht aus lymphatischem Gewebe, das die, die Trabekel verlassenden Blutgefäße wie eine Scheide umgibt. Die rote Pulpa stellen die Milzsinus dar. Diese sind Hohlräume, ausgekleidet mit RES und angefüllt mit Blut. Hier erfolgt die Kontrolle des Blutes bezüglich der Qualität von Erythrozyten, Thrombozyten, der Dichte von Antikörpern, von Antigenen und von Toxinen. Diese „Kontrolle“ erfolgt zum Beispiel durch Abtasten der Zellspannung des Erythrozyten oder der Determinierung von Eiweißen durch das RES.

Die Milzsinus wiederum werden unterteilt in

Ausdrücklich ist hier festzuhalten, dass es zu keiner Zeit zur Vermengung arteriellem mit venösem Blut kommt!

Klinische Aufgaben der Milz:

Die Milz ist offensichtlich lebenswichtig. Eine Splenektomie führt zur Verminderung aller Antikörper, vor allem aber von IgM. Dadurch wird in der Folge die Infektresistenz massiv reduziert, es kommt zur Infektanfälligkeit in allen Bereichen. Aus dieser Tatsache heraus ist eine Milzentfernung, zum Beispiel bei Kindern vor dem vollendeten vierten Lebensjahr, lebensgefährlich.
Nach einer Entfernung werden ihre Vitalfunktionen nach und nach von anderen lymphatischen Organen übernommen. Hierbei spielen im Besonderen Leber, Knochenmark und das Gesamt – RES die Hauptrolle. Ganz nach dem naturheilkundlichen Prinzip, dass die Funktion ein Werkzeug (Organon) zu ihrer Erfüllung bestimmt.

Bei vielen Erkrankungen spielt die Milz nicht nur eine untergeordnete Rolle. Sie ist immer beteiligt bei:

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Quellen:
1. http://www.springerlink.com/t4g61871n147x282
2. www.wikipedia.de
3. Joachim Broy: Mitschriften 1987- 2000
4. Pschyrembel, 261. Auflage (2007, Walter de Gruyter, Berlin)
5. Dr. Schweyen-Ott: Mittschriften April 1986- April 1987
6. Das Rezeptierbuch, Die JSO-Komplex-Heilweise, Hemm, Mair, Schünemann, Wagner, Foitzick Verlag, 2. Auflage 2008
7. Spagirisch heilen, Richter, Schünemann, Foitzick Verlag, 3. Auflage 2008
8. Ableiten, ausleiten, entgiften, Schünemann, Foitzick Verlag, 2006

Anschrift des Verfassers:
Michael Schünemann
Heilpraktiker
Alte Str. 18
90451 Nürnberg

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Naturheilpraxis 01/2010