FACHFORUM

Medikamente und Sexualleben

von Ernst-Albert Meyer

Der vierzigjährige Heiner F. war geschockt, als bei ihm eine Hypertonie diagnostiziert wurde. Doch sein Arzt beruhigte ihn mit dem Hinweis, dass es heute wirksame Medikamente gegen diese Krankheit gibt. Er verschrieb Heiner F. einen Beta-Blocker und ermahnte ihn, das Arzneimittel regelmäßig einzunehmen. Nach mehreren Wochen hatte sich der Blutdruck normalisiert, doch bei Heiner F. traten belastende Potenzstörungen auf. Erst aus der Gebrauchsinformation des Präparates erfuhr er von dieser möglichen Nebenwirkung. Nach Rücksprache mit seinem Arzt setzte Heiner F. das Medikament ab und sein Sexualleben normalisierte sich. Doch auch der Bluthochdruck kehrte zurück. Erst nach mehreren Versuchen gelang es dem Arzt, ein Arzneimittel zu finden, das den erhöhten Blutdruck wirksam senkte, Heiner F. aber nicht impotent machte.

Eine umfangreiche Liste von „Sexkillern“

„Es gibt so viele Medikamente, die das Sexualleben beeinträchtigen können, dass ich ihnen einen gemeinsamen Namen gegeben habe: Sexkiller“, sagt die Spezialistin für Sexualmedizin Dr. Theresa Crenshaw aus San Diego und hat mit ihrer Behauptung leider Recht. Im Buch „Potenz: Wissenswertes für den Mann“ von Konrad Lang und Prof. Dr. med. Joachim W. Thüroff umfasst die Liste der Arzneimittel, die inzwischen als „Sexkiller“ bekannt sind, mehrere Seiten.
Diese Medikamente beeinträchtigen bei Mann und Frau das Liebesverlangen (Libido) und die sexuelle Leistungsfähigkeit (Potenz). Bei Männern ist häufig eine erektile Dysfunktion die Ursache ihrer Impotenz. Eine erektile Dysfunktion wird definiert als Unfähigkeit des Mannes, eine Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten, die für eine befriedigende sexuelle Aktivität ausreicht. Leider verschreiben viele Ärzte Arzneimittel, ohne ihre Patienten auf sexuelle Störungen als mögliche Nebenwirkung hinzuweisen. Und auch in der Apotheke werden diese Medikamente ohne einen entsprechenden Hinweis abgegeben. Viele Verbraucher lesen sich die heute meist überlangen Gebrauchsinformationen der einzelnen Präparate gar nicht mehr durch, so dass ihnen diese mögliche Nebenwirkung auch nicht bekannt ist. Dabei wäre Aufklärung gerade hier wichtig! Denn unerklärliche sexuelle Störungen führen meist zu Partnerschaftskonflikten und der Betroffene entwickelt häufig Schuldgefühle. Doch das bleibt einem aufgeklärten Patienten erspart. June Reinisch, die ehemalige Leiterin des Kinsey-Institutes für Sexual- und Reproduktionsforschung an der Universität von Indiana weiß, dass sich die sexualmindernden Nebenwirkungen eines Arzneimittels oft erst im Verlauf von Monaten oder Jahren entwickeln können: „Je länger der Zeitraum, desto weniger sehen Patienten und Ärzte den Zusammenhang.“

Bei Antihypertensiva differenzieren!
Psychopharmaka beeinflussen nicht nur die Seele!
Schlaf- und Beruhigungsmittel
Bei Lipidsenkern sind Unterschiede zu beachten!
Sonstige Arzneimittelgruppen
Fazit:

Es gibt eine Vielzahl von Arzneimittelgruppen, die als unerwünschte Arzneimittelwirkung (Nebenwirkung) Impotenz (erektile Dysfunktion) und Libidoeinschränkung bis hin zum –verlust auslösen können. Leider ist diese Thematik bis heute nur unvollständig erforscht und in der Fachliteratur sind die Angaben oft widersprüchlich. Deshalb erhebt dieser Beitrag auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Anliegen des Autors war es, mit diesen Ausführungen gesichertes Wissen zu vermitteln und mehr Interesse für diese oft Patienten relevante Nebenwirkung zu wecken.

* Werden in diesem Artikel Angaben zur Häufigkeit sexueller Störungen als unerwünschte Arzneimittelwirkung (Nebenwirkung) gemacht, so sind diese dem Signaturverzeichnis der Roten Liste 2009 entnommen.
Dabei sind mit den einzelnen Angaben folgenden Prozent-Bereiche gemeint:
häufig = mehr als 10 %
gelegentlich = 1 – 10 %
selten = < 1 %
sehr selten = < 0,1 %
Einzelfälle = Einzelne Fallmeldungen, noch nicht quantifizierbar.

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Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und Medizinjournalist
Oldendorfer Str. 44
31840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 11/2009