Atemtrakt

Das Holz klopft an und das Metall schreit

Das Konzept und die Behandlung von Leber-Husten in der Chinesischen Medizin

Von Andreas Kalg

Äußerlich vs. Innerlich bedingter Husten

Husten wird im Allgemeinen als ein Symptom von Erkrankungen der Lunge angesehen – und das ist an sich auch richtig. Die Lunge gilt in der Chinesischen Medizin als das „zarte Organ“, das für das klärende Herabführen des Qi verantwortlich ist. Wird dieses Herabführen durch äußerliche oder innerliche Reize beeinträchtigt, kommt es zum gegensinnigen Aufsteigen des Qi, was als Husten in Erscheinung tritt. So unterscheidet man also grundsätzlich Husten äußerlicher Genese von innerlich bedingtem Husten. Als äußerliche Ursachen kommt neben Wind-Kälte und Wind-Hitze noch Trockenheit in Betracht, insbesondere die Herbst-Trockenheit. Bei diesen äußerlichen Mustern wird die Lunge direkt von den pathogenen Faktoren affiziert. Doch können sich auch Erkrankungen anderer Organe auf die Lunge auswirken und sich dort als Husten mit oder ohne Sputum manifestieren. In diesen Fällen liegt die vorrangig zu behandelnde Ursache des Hustens also nicht in der Lunge, weswegen es nicht ausreicht, ausschließlich die Lunge zu behandeln und den Husten zu stillen.

Besonders häufig trifft man in der klinischen Praxis auf Fälle von innerlich bedingtem Husten mit reichlich Sputum, das leicht abzuhusten ist. Diese Patienten klagen oft auch über Müdigkeit, Trägheit und Appetitlosigkeit und haben einen dicken, weißen Zungenbelag. Dies ist ein Feuchtigkeit-Schleim-Muster, das auf einer Funktionsschwäche der Milz beruht, also Milz-Husten. Es heißt, dass die Milz der Ursprung des Schleims sei und die Lunge das Aufbewahrungsgefäß des Schleims. Nicht selten beruht dieses Muster auf Diätfehlern, wobei die Umwandlungs- und Transportfunktion der Milz zu schwach ist, mit einem Übermaß an Feuchtigkeit in Form von Milchprodukten, Früchten, Bier etc. fertig zu werden. Diese Form des Hustens lässt sich gut mit Feuchtigkeit und Schleim umwandelnden Rezepturen wie Er Chen Tang behandeln und mit Milz stärkenden Rezepturen wie Liu Jun Zi Tang konsolidieren. Dass der Patient seine Ernährung in diesen Fällen korrigieren muss, ist selbstverständlich.

Während wir die oben genannten Muster häufig in der klinischen Praxis sehen, diagnostizieren wir durch Störungen anderer Organe bedingten Husten sehr viel seltener. Dies muss allerdings nicht bedeuten, dass diese Muster tatsächlich selten vorkommen. Es ist eher so, dass wir diese Muster verkennen, weil wir kein klares theoretisches Konzept dazu im Kopf haben. Dies ist gewiss ein wichtiger Grund für „therapieresistenten Husten“. Um die Effektivität unsere Behandlung zu erhöhen, macht es also Sinn, sich auch mit anderen Entstehungsmöglichkeiten von Husten zu beschäftigen. Hierzu soll im Folgenden der so genannte Leber-Husten erörtert werden.

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Anschrift des Verfassers:
Andreas Kalg
Master of Science, Heilpraktiker
Johann-Piscator-Weg 6
35745 Herborn
E-Mail: andreas.kalg@googlemail.com

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Naturheilpraxis 11/2009