BETRACHTUNG

Der Mensch im Wechsel von Klimazonen, Wettereinflüssen und Jahreszeiten

von Josef Karl

Historische Vorbemerkung

Mit dem Erwachen der griechischen Kultur und Wissenschaft rückten auch klimatische und meteorologische Vorgänge ins Blickfeld. Von Hippokrates (460–370 v. Chr.) gibt es die Schrift „Über Luft, Wasser und Örtlichkeit“ – er differenziert bereits Krankheiten, die durch Wetterwechsel entstehen, und sogar solche, die auf Klimaeinflüsse zurückzuführen sind. Es gab bereits Meteorologen, die die Ärzte berieten.

Auch die Römer hatten ein gutes bioklimatisches Wissen: Galen (131–200 n. Chr.) empfahl beispielsweise Höhen- und Wüstenklima für Lungenkranke. Im Mittelalter schrieb Albertus Magnus (1193–1280) eine Klimakunde: „De natura locorum“, ungefähr übersetzt mit „Über die Natur der Örtlichkeiten“. In der Renaissance weist Paracelsus (1499–1541) immer wieder in seinen Schriften auf den Einfluss des Himmels mit den Sternen und Planeten auf die Atmosphäre hin. Später forderte Leibniz (1646–1716) in der Barockzeit gar in einer Eingabe an den König, dass überall im Land der Einfluss des Wetters auf die Menschen untersucht werden sollte, um dies gemeinsam auszuwerten. Und der Physiker und Philosoph Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) besuchte englische Seebäder und schrieb darauf den Aufsatz: „Warum hat Deutschland noch kein öffentliches Seebad?“. Das ließe sich fortsetzen – soll jedoch als Schlaglicht genügen.

I.

Interessant ist, dass sich die Jahresdurchschnittstemperatur in den vergangenen 100 Jahren um ca. 2 Grad Celsius erhöht hat. Die Gletscher gehen deshalb zurück, die Flora breitet sich weiter nach Norden aus. Damit verändert sich aber auch die Bakterienwelt – der HNO-Arzt Dr. med. H.-E. Wolf aus Lohr am Main berichtete bereits 1962 darüber. Damit gibt es eine „Verschiebung der Bakterienwelt“ nach Norden und Osten (Scharlach, akuter Gelenkrheumatismus, Tuberkulose) – gleichzeitig aber kamen und kommen Bakterien, Pilze und Viren zu uns, denen das neue Temperaturmilieu „passt“:
Mykosen, Hepatitis epidemica, Poliomyelitis, Coxsackie-Viren-Erkrankung, Proteus- und Leptospirosenbefall.

Das Lymphsystem muss sich ständig den veränderten Situationen anpassen – und dazu kommt noch Folgendes:
Kontakt mit Bakterien, Pilzen und Viren durch Flugreisen in entfernte Länder, schneller Klimawechsel durch häufige Reisen, z.B. in fünf Stunden von München an den Gardasee und bald wieder retour. Mehrere Klimazonen werden dabei innerhalb von drei bis vier Tagen durchfahren: nördliches Voralpenlandklima in München, Kälte am Brenner, südliche Wärme (Hitze) nach der Salurner Klause hinter Bozen. Anpassung geschieht nicht.

Bei Anginen vermehren sich bekanntlich bestimmte ruhende Bakterien schlagartig: bei feuchtwarmen Wetter z.B., während sie sich bei kaltem Wetter verringern. Wir beklagen deshalb in der Regel das sog. Übergangswetter und haben die Höhepunkte der „Erkältungswellen“ meist nicht zu Zeiten der größten Kälte, sondern im Herbst und Frühjahr mit den Übergängen von Warm in Feuchtkühl und wieder zu Warm. Auf diese Schnittpunkte weisen alle Forscher, die sich mit Wetter und Krankheit befassen, hin.

...

Josef Karl



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 10/2009