Im Älterwerden lassen praktisch alle Funktionen im Organismus nach. Verglichen mit einem 30-Jährigen zeigen Untersuchungen im 75. Lebensjahr, dass beispielsweise das Herzschlagvolumen in Ruhe nur noch 70% beträgt, die Anzahl der Nierenglomerula um 44% und die glomeruläre Filtration um 31% reduziert sind, die Vitalkapazität noch 56% und z.B. die Anzahl der Geschmacksknospen in der Mundhöhle nur noch 35% beträgt (Classen et al. 1993). Detaillierte Angaben zur Reduktion der Verdauungstätigkeit im Alter sind weniger exakt beschrieben, mehr allgemein werden eine verminderte gastrale Säureproduktion, eine verzögerte Magenmotilität und –entleerung und eine Minderung des splanchnischen Blutflusses genannt (Platt und Mutschler 1999). In diesem Lehrbuch zur Pharmakotherapie im Alter gibt es erstaunlicherweise kein eigenständiges Kapitel zu der Verdauung und ihren Störungen bei älteren Menschen.

Geht man von einer grundsätzlichen Funktionsreduktion bei älteren Menschen auch für die Verdauung aus, ist Enzynorm^®f Mittel der Wahl, weil es genau hier seine Wirkung zeigt. Wird frühzeitig genug mit seiner Verordnung begonnen, kann möglicherweise späteren Manifestationen von Stoffwechselkrankheiten im Alter vorgebeugt werden. Da eine Schlüsselfunktion der Verdauung in der Pankreastätigkeit liegt, kann durch Substitution von kleineren Dosen von Pankreatin (z.B. Helopan^®) diese Organfunktion unterstützt bzw. entlastet werden. Die reduzierte Wahrnehmungsfunktion (s. Verminderung der Geschmacksknospen) wiederum kann durch Verordnung typischer pflanzlicher Bittermittel vom Typ des gelben Enzians (Gentiana lutea) ausgeglichen werden.

Ein solches komplementäres Therapiekonzept, das selbstverständlich auch diätetische Maßnahmen wie richtige Wahl der Nahrungsmittel, gründliches Kauen und eine Essenskultur einschließt, erscheint ganz besonders indiziert bei Verdauungsstörungen älterer Menschen. Diese Aussage wird auch noch gestützt durch die gute Verträglichkeit der genannten Arzneimittel, die deshalb auch speziell zu einer Langzeitanwendung geeignet sind.

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Literatur
Classen M, Diehl V, Kochsiek K: Innere Medizin. Urban & Schwarzenberg 1993; 1301-1310
Drossmann DA, Corazziari E, Talley NJ, Thomson WG, Withehead WE: Rome II: A multinational consensus document on functional gastrointestinal disorders. GUT 1999; 45 (II): 1-81
Fintelmann V: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates 2006; 7-11
Fintelmann V: Enzymbasierte Therapie bei dyspeptischen Beschwerden. Naturheilpraxis 2007; 12:1868-1869
Gabriel H: Der Einfluss eines Säure-Enzym-Präparates auf die Oberbauchbeschwerden geriatrischer Patienten. Ärztliche Praxis 1986; 2963-2970
Platt D, Mutschler E: Pharmakotherapie im Alter. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1999; 419-422

Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Volker Fintelmann
Carl Gustav Carus Akademie
Rissener Landstr. 193
22559 Hamburg

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Naturheilpraxis 07/2009