Der Magen

„Reizdarm“ – Diagnose oder medizinischer Offenbarungseid?

Eine labordiagnostische Spurensuche

von Dr. Andreas Rüffer, Michaela Eckert, Dr. Jürgen Balles und PD Dr. Andreas Schwarzkopf

Durchfälle, Verstopfung, Blähungen, Bauchkrämpfe – nach aktuellen Schätzungen leiden bis zu 25% der Bundesbürger an chronischen Bauchbeschwerden. Insbesondere Frauen sind davon betroffen. „Reizdarm“ lautet dann oft die verkürzte „Diagnose“. Die hohe Prävalenz macht das „Reizdarmsyndrom“ (kurz: RDS) oder auch „Colon irritabile“ zu einer echten Volkskrankheit.
Der Leidensdruck ist erheblich. Doch die klassische Schulmedizin bietet kaum Hilfe. Viele der Betroffenen landen nach einer mehr oder weniger langen Odyssee letztlich auf dem Abstellgleis „Psychose“ und werden dementsprechend „therapiert“. Die praktische Erfahrung zeigt jedoch: Bei den meisten Patienten wurden und werden die diagnostischen und therapeutischen Optionen nicht vollständig ausgeschöpft.
Häufig insuffiziente Diagnostik
Gastroenterologisch erfolgt die Einteilung der sogenannten „funktionellen gastrointestinalen Störungen“ gemäß den Kriterien einer 87-köpfigen Expertenkommission. Diese nach dem Tagungsort und aufgrund der dritten Bearbeitung benannte „Rom-III-Klassifizierung“ empfiehlt folgende Indikatoren für das Reizdarmsyndrom:

Mögliche organische Ursachen werden in der Regel endoskopisch bzw. sonographisch ausgeschlossen. Laboruntersuchungen erschöpfen sich meist in der Suche nach okkultem Blut im Stuhl sowie der Bestimmung von Entzündungsmarkern im Blut. Bleiben diese Analysen ohne auffälligen Befund, steht in praxi die Diagnose „Reizdarm“. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten empfiehlt darüber hinaus zwar noch einige weitere Laborparameter, u. a. die Stuhluntersuchung auf bakterielle und parasitäre Erreger. Dies geschieht aber offensichtlich weniger aus Überzeugung, sondern mit dem Hinweis, dass diese Untersuchungen „oft eine beruhigende Wirkung auf die Patienten ausüben“.

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Literaturauswahl
(weitere Literatur bei den Verfassern)

LANGHORST J; ELSENBRUCH S; MÜLLER T; RÜFFER A; SPAHN G; MICHALSEN A; DOBOS GJ (2005): Comparison of 4 neutrophil-derived proteins in feces as indicators of disease activity in ulcerative colitis. Inflamm. Bowel Dis. 11, 1085-1091
LANGHORST J; WIEDER A; MICHALSEN A; MUSIAL F; DOBOS GJ; RÜFFER A (2007): Activated innate immune system in irritable bowel syndrome? Gut 56, 1325-1326
LANGHORST J; ELSENBRUCH S; KOELZER J; RÜFFER A; MICHALSEN A; DOBOS GJ (2008): Noninvasive markers in the assessment of intestinal inflammation in inflammatory bowel diseases: performance of fecal lactoferrin, calprotectin, and PMN-elastase, CRP, and clinical indices. Am. J. Gastroenterol. 103, 162-169
LANGHORST J: JUNGE A; RÜFFER A; WEHKAMP J; FÖLL D; MICHALSEN A; MUSIAL F; DOBOS GJ (2009): Elevated human beta-defensin-2 levels indicate an activation of the innate immune system in patients with irritable bowel syndrome. Am. J. Gastroenterol. 104, 404-410

Anschrift der Verfasser:
Dr. Andreas Rüffer
Michaela Eckert
Dr. Jürgen Balles
PD Dr. Andreas Schwarzkopf

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Mangelsfeld 4
D-97708 Bad Bocklet-Großenbrach

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Naturheilpraxis 07/2009