Der Magen

Exokrine Pankreasinsuffizienz - Diagnostik und Therapie

Von Michael Schlimpen

Die Bauchspeicheldrüse ist eines unserer wichtigsten Verdauungsorgane, und doch – wie so oft im Leben – werden die wichtigen Dinge meist übersehen.

Darmsanierung ist das Schlagwort. Jeder tut es in seiner Praxis. Manche nach einem 0-8-15-Schema, einfach fertige Konzepte der befreundeten Pharmaindustrie übernehmend, manche ausschließlich mit eigenen Testverfahren wie Elektroakupunktur oder Kinesiologie, und manche betreiben es noch professioneller mit schulmedizinisch validierten Stuhlbefunden.
Durch viele kollegiale Gespräche habe ich erfahren, dass der Ansatzpunkt fast immer der Pilz ist, der im Darm sitzt oder die Darmflora selbst, die Verschiebungen aufweist.
Letztlich ist es so, dass weder eine Darmfloraverschiebung, noch eine Candida-Belastung eine eigenständige Erkrankung darstellen, sondern Folge von etwas sind.

Die Ursache allen Übels fokussiert sich im Wesentlichen auf 3 Hauptfaktoren:

  1. Fehlernährung
  2. Häufige und / oder massive Antibiotikagaben
  3. Fehlverdauung

Das Thema dieses Artikels ist die Fehlverdauung, und hier insbesondere die mangelnde Bereitschaft der Bauchspeicheldrüse, ausreichend Enzyme zur Verfügung zu stellen, um die Nahrungsbestandteile im Dünndarm aufzuspalten.

Die Bauchspeicheldrüse produziert die Enzyme für sämtliche Nahrungsbestandteile, Amylasen für die Kohlenhydratverdauung, Proteasen für die Eiweißverdauung und Lipasen für die Fettverdauung. Natürlich brauchen wir auch noch die Gallensäure aus der Leber, um die Fette zu emulgieren und sie somit transportbereit zu machen, aber die Verdauung der Fette erfolgt maßgeblich durch die Bauchspeicheldrüse.
Ich selbst arbeite sowohl mit Laborbefunden als auch mit Elektroakupunktur.
Als sehr effektiv für den Patienten hat es sich herausgestellt, wenn man zunächst einen Stuhlbefund in Auftrag gibt, und dann gezielt einige wenige Sachen mit Elektroakupunktur nachtestet, inkl. eines ausgiebigen Medikamententests.
Das Enterosan Labor in Bad-Bocklet bietet bei der Überprüfung der Verdauungsparameter eine intelligente Option an. Man kann für einen winzigen Betrag den Stuhl mikroskopisch auf unverdaute Nahrungsreste überprüfen lassen. Mit einem weiteren Kreuzchen im Laborschein kann man das Labor auffordern, weiterführende Untersuchungen zu machen, wenn sich im mikroskopischen Befund Besonderheiten zeigen.
Das Dumme an der Sache ist, dass der Befund falsch negativ ausfällt, wenn der Patient sich um eine ordentliche Ernährung bemüht oder man nicht zufällig an dem Tag der Stuhlentnahme eine Tiefphase der Bauchspeicheldrüse erwischt hat.

Mittlerweile lasse ich die so genannte Pankreas-Elastase immer beim Erstbefund mitbestimmen, damit mir eine latente Dysfunktion des Pankreas nicht mehr durch die Lappen geht. Wenn man das eine zeitlang betrieben hat, wird man mit Erschrecken feststellen, wie viele Menschen mit einer Unterfunktion oder zumindest einer grenzwertig arbeitenden Bauchspeicheldrüse herumlaufen.

So schreiben Rüffer und Beckmann:
„Gerade bei rezidivierenden Oberbauchbeschwerden, Aufstoßen, Völlegefühl, Meteorismus, Steatorrhoe etc. sollte immer an eine mögliche Pankreasbeteiligung gedacht werden. Die exokrine Pankreasinsuffizienz ist weiterhin verbreitet als gemeinhin angenommen und wird trotz vergleichsweise einfacher Diagnostik häufig erst nach einer langen Beschwerdeperiode diagnostiziert. So betrug nach einer Studie von LANKISCH und Mitarbeitern (1993) das Zeitintervall zwischen Erstsymptomatik und Diagnosestellung 62 +/- 4 Monate! 1

Grundsätzlich stehen uns zwei Marker zur Überwachung der Bauchspeicheldrüse über den Stuhl zur Verfügung:

1) Chymotrypsin
• Pankreas-spezifisches Enzym zur Eiweißverdauung
• Erlaubt aussagefähige Rückschlüsse auf die Funktionalität der Bauschspeicheldrüse
• Sensitivität steigt mit Zunahme des Schweregrades der Insuffizienz
• Verfälschungen durch Substitutionstherapien

2) Pankreas-Elastase 1
• Pankreas-spezifisches Enzym zur Eiweißverdauung
• Marker zur Früherkennung von Mukoviszidose
• Höhere Sensitivität als Chymotrypsinbestimmung
• Keine Verfälschungen durch Substitutionstherapien

...

Anm.:
1 Rüffer, Beckmann: Mikroökologie des Darmes

Weiterführende Literatur:
1) Rüffer, Beckmann: Mikroökologie des Darmes
2) Meta im Dialog: Ausgabe 01 / September 2003 „Exokrine Pankreasinsuffizienz – Eine Wohlstandserkrankung in der klinischen Praxis“

Anschrift des Verfassers:
Michael Schlimpen
Heilpraktiker
Gesundheitscenter Heupenmühle
53539 Kelberg-Zermüllen
Tel.: 02692 – 9319152
Fax: 02692 – 9319153
E-Mail: Michael@Schlimpen.de
Homepage: www.schlimpen.de

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Naturheilpraxis 07/2009