Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Bericht über den 1. Mainzer Seminartag für klassische Homöopathie der DGKH am 14.02.2009

Hahnemanns Homöopathie: Von der Lehre zur Praxis

Von Stephan Wegner

Zu einem besonderen Erlebnis sollte sich der Besuch des 1. Seminartags der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie in Mainz am 14. Februar 2009 mit dem Thema „Hahnemanns Homöopathie: Von der Lehre zur Praxis“, nicht nur für den Verfasser dieses Berichts, gestalten. Als Referent war der Allgemeinmediziner und Homöopath Dr. med. Matthias Wischner eingeladen worden.

Um es vorwegzunehmen: Wer gekommen war, um, wie es in der Seminarankündigung zu lesen war, „Hahnemann bei seiner täglichen Arbeit über die Schulter“ zu schauen und sich davon Richtlinien und Handlungsanweisungen für die eigene tägliche Praxis versprochen hatte, rieb sich im Lauf der Veranstaltung immer wieder verwundert die Augen und fragte sich: „Ist dies wirklich der Hahnemann, den ich bisher zu kennen geglaubt habe?“.

Wischner, der sich mittlerweile durch seine zahlreichen Veröffentlichungen – unter anderem ist er Mitherausgeber der „Organon Synopse“ und des neu erschienenen Werks „Gesamte Arzneimittellehre“ Hahnemanns – einen Namen als Hahnemann-Kenner gemacht hat, ließ von Anfang an keinen Zweifel daran aufkommen, dass er, gestützt auf die von ihm akribisch gesichteten vorliegenden historischen Daten, durchaus einen kritischen Blick auf das Wirken des großen Meisters für angebracht hält.

Wichtig war es ihm allerdings auch, darzulegen, dass Hahnemann stets im Kontext seiner Zeit zu sehen und zu verstehen ist und es natürlich unbestritten sein großes Verdienst ist und bleibt, die Homöopathie als Medizinsystem entwickelt, sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln erforscht und wider alle Anfeindungen etabliert zu haben. In diesem Seminar gehe es weniger darum, was wir von Hahnemann lernen als darum, was wir über Hahnemann erfahren könnten, so umriss der Referent seine Zielsetzung.

Das Seminar gliederte sich in vier Blöcke, in denen, neben der Betrachtung eines theoretischen Komplexes, authentische Fälle aus Hahnemanns langjähriger Praxis, sowohl aus der Früh- als auch aus der Spätzeit, vorgestellt wurden.

In den uns überlieferten Schriften sind Hahnemanns Vorstellungen über Krankheitsklassifikation und Krankheitsursachen, seine Therapiestrategien, Diätetik, Entwicklung der Arzneimittellehre, Entwicklung seiner Praxistätigkeit, Orte, Umstände, Patientenzahlen, Verordnungshäufigkeiten von Arzneimitteln und vieles mehr, dokumentiert. Der umfangreiche Nachlass Hahnemann erlaubt, seinen Werdegang in Theorie und Praxis nachzuverfolgen und zu belegen. Außer dem Organon, 1.-6. Auflage (ORG I-VI), den Chronischen Krankheiten, Band 1-5 (CK, Bd. 1-5), den Fragmenta de viribus medicamentorum positivis (Vorläufer der Arzneimittellehre), der Reinen Arzneimittellehre (RAL) und den Kleinen medizinischen Schriften (KMS) sind 50 Krankenjournale erhalten (drei weitere dokumentieren die Praxisaufzeichnungen von Mélanie d’ Hervilly nach Hahnemanns Tod), 38 in deutscher und 12 in französischer Sprache, der 1. Band ist verschollen. 14 dieser Journale sind inzwischen veröffentlicht und größtenteils mit Kommentar versehen, so erschien kürzlich das Journal D 22 von 1821, das von Marcus Mortsch transkribiert und kommentiert wurde. Daneben existiert noch eine große Zahl von Briefen: 5500 von Patienten an Hahnemann und ca. 2000 von ihm an andere, aus denen sehr interessante Details zu entnehmen sind.

Aus den Krankenjournalen, den Patientenakten, wie wir heute sagen würden, lassen sich verschiedene Parameter über Hahnemanns Praxistätigkeit ablesen: Was war für ihn in der Anamnese wichtig, wie oft bestellte er die Patienten ein, wie häufig verordnete er welches Arzneimittel bei welchen Krankheiten und wie oft und in welchem Abstand wurde es gegeben, Dosierungsvarianten, Praxisfrequentierung usw. Auf die Analyse dieser Daten nebst einer fundierten Kenntnis der theoretischen Schriften Hahnemanns stützen sich die Ausführungen des Referenten. Als ein erstes Beispiel dafür, dass Hahnemanns Intention anders war als das, was die Überlieferung daraus gemacht hat, nannte er die Behauptung, es gehe Hahnemann bei der Behandlung um „kranke Menschen“ und nicht um „Krankheiten“. Diese Behauptung stützt sich allein auf den § 1 des Organons. In allen anderen Paragraphen wird aber stets von der Behandlung von „Krankheiten“ gesprochen.

Hahnemanns Praxis in Zahlen
Kasuistik
Hahnemanns Prämissen
Wischner, keine Angaben bei Hahnemann.
Miasma-Definition
Therapiestrategien und Psora
Hahnemanns Arzneimittellehre und die Bedeutung der NB-Symptome
Arzneimittelprüfung am Patienten

...

Anmerkungen:
(1) Wischner, Matthias: „Organon-Kommentar, Eine Einführung in Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst“. Essen: KVC 2001 (2. Nachdruck 2005), S. 43.
(2) vgl. Hahnemann, Samuel: Die Chronischen Krankheiten, Band 1; Heidelberg: Haug 1991 (5. Nachdruck d. Ausgabe Dresden, Leipzig, Arnold 1835), S. 10.
(3) vgl. dazu die Einleitung von Dr. med. W. Klunker, in: Hahnemann, Samuel: Die Chronischen Krankheiten, Band 1; Heidelberg: Haug 1991 (5. Nachdruck d. Ausgabe Dresden, Leipzig, Arnold 1835) S. XIII – XVII.
(4) Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, Standardausgabe der 6. Auflage, Hrsg. Josef M. Schmidt, Heidelberg: Haug 1996, S. 26.
(5) Hahnemann, Samuel: Die Chronischen Krankheiten, Band 1; Heidelberg: Haug 1991 (5. Nachdruck d. Ausgabe Dresden, Leipzig, Arnold 1835), S. 57,
Anm. 1.
(6) vgl. dazu: Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, Standardausgabe der 6. Auflage, Hrsg. Josef M. Schmidt, Heidelberg: Haug 1996, S. 242.
(7) Wischner, Matthias: Interview mit Matthias Wischner; dem Mitherausgeber von Hahnemanns Gesamter Arzneimittellehre, ein Beitrag von Roger Rissel in: Naturheilpraxis 2009/3, S. 369.
(8) Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, Standardausgabe der 6. Auflage, Hrsg. Josef M. Schmidt, Heidelberg: Haug 1996, S. 205.
(9) Wischner, Matthias: Interview mit Matthias Wischner; dem Mitherausgeber von Hahnemanns Gesamter Arzneimittellehre, ein Beitrag von Roger Rissel in: Naturheilpraxis 2009/3, S. 369.

Anschrift des Verfassers:
Stephan Wegner
Heilpraktiker
Sindelfinger Str. 47
72070 Tübingen
E-Mail: steweg@web.de

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Naturheilpraxis 07/2009