Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Die Krausenzone

von Hermann Biechele

Der Magen-Darm-Trakt stellt sich in der Iris außerordentlich vielfältig dar. Das macht nicht nur dem Anfänger immer wieder Mühe. Um den iridologischen Befund richtig einschätzen zu können, muß man zunächst wissen: was ist normal und was ist auffällig, weil es von dieser Normalität abweicht.

Topografie

Nach anatomischen Kriterien unterteilt man die Iris in zwei große Zonen: die Krausenzone reicht von der Pupille bis zur Iriskrause. Die Ziliarzone reicht von der Iriskrause bis zum Ziliarrand. Trennlinie zwischen beiden Zonen ist die Iriskrause. Diese sollte einen gleichmäßig runden, leicht schwingenden Verlauf haben und eine gedachte Linie zwischen Pupillensaum und Ziliarrand im Verhältnis von etwa 1:2 teilen. Zu Fehlbeurteilungen kann es bei einer ausgeprägten Miosis bzw. Mydriasis kommen.

Farbe und Struktur der gesamten Magen-Darmzone sollte in etwa den Verhältnissen der übrigen Iris gleichen.

Die Organlokalisation in der Krausenzone ist auf den ersten Blick etwas unübersichtlich. Wir finden hier die zirkulären Zonen oft deutlicher gezeichnet als die sektoralen Organplätze. Erschwerend kommt hinzu, dass die zur Verfügung stehenden Topografien zum Teil doch recht unterschiedliche Angaben machen. Als Merkregel gilt aber: alle Zeichen und Phänomene in der Krausenzone beziehen sich auf den Magen-Darm-Trakt. Berührungspunkte mit dem Pankreas sind jedoch möglich, weil Pankreaslakunen die Iriskrause von außen berühren und sogar schneiden können. Auch Pyloruszeichen überschreiten gerne die Krause. Josef Angerer spricht hier sehr anschaulich von „Durchbruchstellen“.

Besonders wichtige Plätze in unserem Zusammenhang sind die pathologisch gefährdeten Organlokalisationen: Ösophagus, Cardia, Pylorus, Duodenum, absteigender Dickdarm, Sigma und Rektum.

In der Praxis der Befunderhebung aus dem Auge stellen sich immer zwei Fragen:

1. Wo befinden wir uns? Antwort gibt die Organtopografie
2. Welche Informationen können wir erwarten? Antwort gibt die Zeichenlehre

Unumgänglich für die Deutung und Bedeutung der Zeichen ist das Wissen um typische Merkmale: welche Zeichen setzt ein Organ bevorzugt und welche Zeichen sind bei einer bestimmten Störung/Krankheit zu erwarten. Hier sind die Lehrbücher Josef Decks eine wahre Fundgrube. Die Differenzierung der Iriszeichen und ihre Überlagerung mit anderen Organfeldern und Sektoren (z.B. im so genannten Wetterwinkel, rechts bei 40’) waren Gegenstand seiner umfangreichen Forschungstätigkeit und keiner hat mehr klinisch gesichertes Material dazu veröffentlicht als er.

Als Zeichensetzungen finden wir einzeln oder auch in Kombination

• Magen: Reliefbildung, Färbung, Krypten und Defektzeichen, Gastrinpigment
• Pylorus: kleine Lakunen, Krypten, Defektzeichen, akzessorische Pigmente
• Duodenum: Krypten, Defektzeichen, Aufhellungen/Abdunklungen, Pigmentierung
• Dünndarm: Aufhellungen/Abduklungen, Krypten, Defektzeichen
• Dickdarm: atypischer Krausenverlauf, Ausbuchtungen, Einziehungen, Krypten, Defektzeichen, Aufhellungen, Gärungsdyspeptisches Pigment

...

Anschrift des Verfassers:
Hermann Biechele
Kaiserstr. 51
80801 München

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 07/2009