FACHFORUM

Zu Unrecht ignoriert: Heilpflanze Ahorn

Von Markus Berger

„Es wird dieser Baum in Ehren gehalten wegen seines lustigen Schattens“
Jakobus Theodorus Tabernaemontanus 1731

Die Ahorn-Arten Acer spp. aus der Familie der Aceraceae, der Ahorngewächse, haben sich bis heute innerhalb der Naturheilkunde nicht etablieren können. Obwohl schon die alten Ägypter und auch die Kräuterschwester Hildegard von Bingen die heilkäftigen Qualitäten der Baumgattung beteuerten und in höchsten Tönen lobten. Ahorn-Spezies werden in Europa, Asien und Amerika ethnomedizinisch verwendet und stellen vor allem bei Fieber und entzündlichen Erkrankungen ein wirksames und nebenwirkungsarmes Phytopharmakon dar. Vorliegende Arbeit bietet eine leicht verdauliche Übersicht über die medizinischen Eigenschaften der Gattung Acer L.

Der Ahorn ist in der griechischen Mythologie Ares, dem Gott der Verwicklung und des Krieges, geweiht. Auch das Trojanische Pferd soll der Legende zufolge aus Ahorn gebaut worden sein. Früher dachte man in Deutschland, der Ahorn schütze gegen Hexenzauber. In Mecklenburg beispielsweise, wurden Zapfen aus Ahorn an den Stall- und Schwellentüren befestigt, was die Hexen abschrecken sollte. In anderen Gebieten Deutschlands wehrten die Menschen am Johannistag, dem 24. Juni, mit Ahornzweigen an Fenstern und Türen böse Geister ab und schützten sich damit gleichzeitig vor Blitzeinschlag. Oberbayerische Bauern deuteten (und deuten?) gut und stark gewachsene Ahornblätter als Zeichen für eine reichhaltige Ernte. Außerdem wurden Wünschelruten früher aus Ahorn-Holz gefertigt. Die eingelegten und dann pürierten jungen Blätter des Feldahorns wurden früher auch gegessen. Der nordamerikanische Oregon-Ahorn Acer macrophyllum PURSH. wird bis heute von einigen Indianerstämmen als Haaröl, der Eschen-Ahorn Acer negundo L. als Süßstoff gebraucht. Die Süßigkeiten-Industrie nutzt das Sirup des stark Saccharose-haltigen Zucker-Ahorn Acer saccharum MARSH. zum Süßen von Getränken und Speisen und zur Produktion von Ahorn-Zucker.

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Bibliografie
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Anschrift des Verfassers:
Markus Berger
Kaiserstr. 8
34593 Knüllwald
Internet: www.markusberger.info

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