Chronische Krankheiten

Chronische Krankheiten der Harnwege

Von Hermann Massinger

Den Begriff der chronischen Krankheit hat Samuel Hahnemann (1755 –1843) erstmals definiert und als deren Ursachen als „Miasmen“ bezeichnet. Die Miasmen: Psora, Sykose, Luesinische Genese und später noch die Tuberkulinie hat Hahnemann den vier „krank-machenden Hauptübeln, die sieben Achtel aller Krankheiten verursachen“ zugeordnet.

Die genetische Forschung hat angeborene und erworbene Zustandsformen teilweise aufklären können und mittels moderner Pharmakotherapie beachtliche Erfolge ermöglicht. Viele Krankheitszustände sind aber immer noch mit keiner Richtung der Medizin endgültig zu heilen.1

So sind die immer wieder auftretenden entzündlichen Harnwegsinfektionen (HWI) als chronische Krankheit zu betrachten, da diese nicht nur extrem lästig sind, sondern auch Nieren, Blase, Harnwege und Genitalien langfristig stören, das Immunsystem schädigen und erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität bedingen.

Schulmedizin: 80 – 90% der Harnwegserkrankungen werden durch Bakterien der Coligruppe verursacht, die im Akutfall gut und schnell mit Antibiotika2 zu therapieren sind. Treten aber Rückfälle der HWI in immer kürzeren Abständen auf, ist die Erfolgsquote der „Heilungen“, die Komplementärmedizin spricht von Unterdrückung, bereits deutlich geringer. Bei mehr als drei Rezidiven/Jahr wird die Krankheit als chronisch definiert. Die Auswahl der antibiotischen Mittel zwingt, wegen der zunehmenden Resistenz dieser Substanzen gegen die Erreger, zu stärker wirksamen keimtötenden Mitteln, deren Nebenwirkungen nicht nur akut belastend sind, sondern, aus Sicht und Erfahrung der Naturheilkunde, den Grundstein zu weiteren Gesundheitsstörungen legen können.3

Ursachen der HWI

Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten

Therapie der bakteriellen Fehlbesiedlung der Harnorgane.

Harndrang mit Formbestandteilen z.B. „Grieß“ im Urin.

Ist ein immunologischer Behandlungsansatz bei der chronischen HWI der Weg?

Durchspülung bei HWI.

Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Zusammenfassung:

Anm.:
1 Die Arteriosklerose, Demenzerkrankungen, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen, der Rheumatische Formenkreis, die Multiple Sklerose, chronische Entzündungen u.v.a. sind anzuführen.
2 Leitlinien der Harnwegsinfektionen DAZ. 06. 06. 2008: Cortrim forte®, (2 mal 900 mg 13 Tage, Tarivid®, 2 mal 200 mg, 13 Tage, Trimethoprim = z.B. Infektotrimet® 2 mal 200 mg, 3 Tage, Amoxicillin, z.B. Amoxipen®- Wolff, 3 mal 1000 mg an 1 Tag (bei Frauen mit unkomplizierter HWI, bei Rezidiven länger), Cefaclor z.B. Infektocef® 3 am 500 mg 7 Tage u.a.
3 Der Sparzwang im Gesundheitswesen hat die Routine-Austestung mit Antibiogramm aus der Primärdiagnostik verdrängt, dieses führt zur „Blindverschreibung eines Antibiotikums. Wirkt dieses nicht, wird ein anderes, meist stärkeres gegeben. Die selteneren Erregertypen werden dadurch oft erst Verspätet einer Differenzierung zugeführt. Gar nicht selten wird eine so keimspezifische Behandlung erst verspätet möglich. Der Resistenzbildung von Bakterien wird damit eher zugearbeitet.
4 Das Einführen des Tampons auf öffentlichen Toiletten kann die Keimübertragung fördern, da sekretbelastete Finger die Türklinke und den Verschlusshebel, kaum vermeidbar, berühren und damit auf die Folgenutzerin oft das noch körperwarme Sekret übertragen werden kann. In nahezu keiner öffentlichen Toilette findet sich das Waschbecken in der Kabine, sondern nur im Gemeinschafts-Vorraum.
5 Der Dauerkatheter, weniger die suprapubische Harn –Ableitung, bleibt nach Operationen häufig (zu?) lange liegen, dieses wird mit dem Pflegenotstand begründet. Die Einhaltung der Hygienestandards (Wechsel des Urinbeutels mit Handschuhen, Händewaschen vor der Prozedur, u.a.) wird von Hygienefachleuten immer wieder beklagt. Nach Daschner führt jeder weitere Tag mit liegendem Katheter zu einer deutlich ansteigenden Infektionsrate. Besonders von Infektionen bedroht sind Dauer-Katheterträger/innen in Pflegeinrichtungen.
6 Die wissenschaftliche Medizin kann hier mit Oxybutinin®- HEXAL 5 mg Tabl. u.a. oder Tropsiumchlorid z.B.
7 Mixtur: 2 mal tägl. 1 Teelöffel in einem Glas Wasser lösen und als Kur jeweils 2 Wochen, dann zwei Wochen Pause, trinken, möglich (Anfertigung in der Apotheke).
8 Cranberry Aronia Lutschtabletten (Kombination mit Proanthocyanidinen und Acerola C9 (Ascopharm gmbh. Bruchanger 6, 38845 Wernigerode, Tel. 03943/9481 10), oder Preiselbeersaft der Fa. Köhler und viele andere sind geeignet. Cystorenal® Plus Cranberry Kps. enthalten keine Oxalsäure.
9 Die mikroskopische Untersuchung des „Sediments“ gibt deutliche Hinweise auf urologische Krankheiten. Die „Urinbeschau“ (frisch gelassene Probe nach Absetzen begutachten) kann bereits – auch der Patient kann sich darin üben – auf Formbestandteile oder Störungen hinweisen. Eiweiß- Ausfällung und vermehrte Mineralsalzbeimengung weisen diagnostische und therapeutische Wege. Aus der Farbe, dem Geruch, dem Bodensatz und der Beurteilung der Formbestandteile im Mikroskop lassen sich wertvolle Hinweise auf Allgemein- Krankheiten und deren Behandlung gewinnen
10 Praktische Homöopathie Dr. H. Voisin, übersetzt und ergänzt durch F. und P. Stockebrand, und G. Witte Selbstverlag 1969.
11 Indischer Blasen-Nierentee beseht aus Orthosiphonblättern 25,0 und Bärentraubenblättern 25,0, davon 2 Teelöffel mit 1/4 l kaltem Wasser übergießen, 10 Stunden stehen lassen, dann erwärmen und 2 Tassen täglich trinken
12 Es liegt dabei meist auch eine Übererregbarkeit des Detrusors (Harnblasenmuskel) oder eine neurogene Detrusorüberaktivität, (Detrusorhyperreflexidie zu Pollakisurie, Nykturie, imperativem Harndrang) und Dranginkontinenz vor.
Die Behandlung mit Oxybutynin, Tolterodin, Tropsiumuchlorid, Phenoxybenzamin-HCl , Darifenacin, Propiverin-HCL oder Flaxovat-HCl ist eine Hilfe, die Nebenwirkungen sind nicht unerheblich; auch Kontraindikationen und Unverträglichkeiten mit anderen Substanzen sind zu beachten
13 Einige Tropfen Morgenurin (muss Bakterien enthalten) werden mit 10 ml unvergälltem Alkohol potenziert und der Vorgang bis auf D 4 (Einglasmethode nach Korsakov) weiter behandelt. Es ist in unserer überregulierten Zeit schwierig, eine Apotheke zu finden, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechend ausgerüstet ist, damit diese Nosoden herstellen darf. Die Zubereitung muss der Patient/in selbst durchführen, da auch die Anfertigung in der Therapeuten-Praxis nicht mehr statthaft ist. Von dieser absolut klaren Flüssigkeit werden 1- 2 mal tägl. 10 Tropfen auf der Zunge eingenommen.
14 Informationen zu Haptenen, deren Anwendung über die Fa. Sanum-Kehlbeck, 27316 Hoya Tel. 04251 491, Schrifttum kann angefordert werden.
15 Das BGA führt auch bei kardialen Ödemen Betula als Indikation an.
16 Die Wirksamkeit obiger Fertigmischungen ist vom Auszugsmittel abhängig, so finden sich bei Hexanverwendung höhere Phytosterolgehalte. Ethanol als Auszugsmittel fördert deren lipophile Komponente und wirkt daher besser antiandrogen. Die neueren Verfahren mit hyperkritischer Kohlensäure sind möglicherweise wirkstoffärmer, diese Erkenntnis ist noch nicht endgültig gesichert
17 siehe Rote Liste ab 82150, z.B. Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin.
18 Bericht in Current Prostata Report, Nr. 4, 2006. Meine Bedenken sind, dass eine Schädigung des pelvinen Nervengeflechts durch Botulinum Toxin auftreten und dieses für einige Monate lahm legen kann. Eine Rückbildung ist mit der Injektion beschrieben, diese kann aber evtl. zu einer Harnsperre und Miktionsstörungen führen.

Quellen.
Die Arzneibilder stammen aus: Julius Mezger: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre Band 1, 2., derselbe: Aus Lehre und Praxis der Homöopathie,
der Praktischen Phytotherapie: Walter Zimmermann, Sonntag Verlag 1994,
der „Homöopathischen Arzneitherapie von W. Zimmermann, Sonntag Verlag,
dem Lehrbuch für Homöopathie/1 von Otto Leeser,
dem Band: Umweltbedingte Frauenkrankheiten, von Claus Schulte-Uebbing, Sonntag Verlag 1995, dem Band Heilkunde und Arzneipflanzen von G. Fischer/E. Krug, Haug Verlag, 7. Auflage 1984,
dem Band: Das große Buch der Heilpflanzen von Apotheker M. Pahlow, Verlag Weltbild, 2005/06, der Mikroökologie des Darmes von G. Beckmann und Andreas Rüffer, Schlütersche Verlagsbuchhandlung, 2000,
der Homöopathischen Differentialtherapie von W. Quilisch, Haug-Verlag, 1980,
der „Materia medica of Homöopathic Medicines“ von Dr. S. R. Phatak, 1977,
dem Band der „biodynamischen Behandlung urologischer Krankheitserscheinungen“ von Karl-Heinz Heusterberg, Haug Verlag, 1972,
dem Repertorium der Sanum Arzneimittel von 1995 u.a.

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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. H. Massinger
Gerner Str. 27
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