Chronische Krankheiten

Der chronisch gemütskranke König Saul

Von Brigitte Nusser

„Für Shakespeare war er die „einzig nahezu tragische Figur der Bibel“, für die Christen der dunkle, bösartige Gegenspieler Davids. Saul, der Ungehorsame, von Gott erst Erkorene dann Verworfene, der Ungeheuerliche, der Gegenpol zum lichten und guten David oder Saul, der Überforderte, psychisch labile, dem innere Ruhe und charakterliche Stärke fehlt? Ein Mensch der unter sich selbst am meisten leidet und mit seiner chronisch psychischen Erkrankung nicht fertig wird?

Nach der Bibel war Saul um 1000 v. Chr. der erste König Israels. Er markierte den Übergang von der Landnahme der einzelnen Stämme unter ständiger Bedrohung durch die kanaanäischen Ureinwohner und die militärisch überlegenen Philister zur Errichtung eines eigenen Staates mit festen Territorium und zentralen Institutionen.

Neben dem christlichen Glaubensbekenntnis gibt es bisher keine historischen Zeugnisse für die Existenz dieses Stammesfürsten oder Königs.

„Es war ein Mann von Benjamin mit Namen Kis, ein Sohn Abiels, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechoraths, des Sohnes Aphias, des Sohnes eines Benjaminiters, ein wohlhabender Mann. Der hatte einen Sohn mit Namen Saul; der war ein junger schöner Mann, und ward kein schönerer unter den Kindern Israel, eines Hauptes länger denn alles Volk.“ (1 Sam 9,1-2)

Eben dieser Saul trifft den von Gott berufenen Samuel und wird von ihm gesalbt. Dies geschieht unvorbereitet für ihn, er fühlt sich dieser Auszeichnung nicht wert und erschrickt vor seinen neuen Aufgaben. Aber Samuel tröstet ihn und meint. „Und der Geist des Herrn wird über dich geraten, dass du mit ihnen weissagst; da wirst du ein anderer Mann werden. Wenn diese Zeichen kommen, so tue, was dir unter die Hand kommt, denn Gott ist mit dir.“

Bei der Königserhebung in Mizpa gab es einige Zweifler unter dem Volk, die wohl die Schwächen Sauls erkannt haben können. Doch Saul bewährte sich kurz darauf bei einer wichtigen militärischen Aktion. Die von den Ammonitern belagerte Stadt Jabesch-Gilead im Ostjordanland wandte sich mit einem verzweifelten Hilferuf an die anderen Stämme Israels. Saul erzwang durch einen starken symbolischen Akt die Hehrfolge aller und konnte die Ammoniter vernichtend schlagen. (1 Sam 11, 1-11) Daraufhin wurde das Königtum Sauls in Gilgal feierlich bestätigt und seinen Kritikern die Argumente entzogen. Saul schien nach anfänglichen Ambivalenzen die Optimalbesetzung für den ersten Amtsinhaber Israels zu sein. Saul war schön, überragte alle andern um Haupteslänge, der Geist des Herrn kam mehrfach über ihn, er erfüllte seine erste Mission erfolgreich und erwies sich danach noch als großzügig: Als das Volk nach seinem Sieg über die Ammoniter den anfänglichen Skeptikern ans Leben wollte, stellte er sich schützend vor sie: „An diesem Tag soll niemand getötet werden, denn heute hat der Herr Israel Hilfe gebracht“. (1 Sam 11, 12)

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Anschrift der Verfasserin:
Dr. med. Brigitte Nusser
Reinweg 1
82031 Grünwald

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