Psychotherapien

Möglichkeiten der Psychokinesiologie

Von Erwin Stutz

Für den renommierten Psychoanalytiker Phil Mollon sind die energetischen Psychotherapieverfahren, zu denen auch die Psycho-Kinesiologie gehört, die Methoden des 21. Jahrhunderts. Durch die Prämisse, psychische Probleme sind Störungen im Energiesystem des Organismus, ist die Therapie in der Lage in tiefere Ebenen von unbewußten Energiefeldern vorzustoßen. Dadurch wird der problemorientierte, oft schmerzhafte Prozess des emotionalen Durcharbeitens und der kognitiven Restrukturierung ersetzt durch eine lösungsorientierte Freisetzung blockierender Energien unter Vermeidung von Retraumatisationen. So neu sind diese Verfahren nicht, denken wir doch nur einmal an die Experimente von Wilhelm Reich mit seiner Orgontherapie oder A. Lowens Bioenergetik.

George Goodheart der Begründer der modernen Kinesiologie hat als Chiropraktor arbeitend erkannt, daß hinter den blockierten Gelenken oder Wirbelsäulensegmenten oft Emotionen steckten, deren Ablösung erst den endgültigen Durchbruch gestatteten. Seine Arbeitshypothese lautete, die Haltung von heute ist das Ergebnis der Erfahrungen von gestern, oft schmerzhafter Erfahrungen aus frühester Kindheit, die nicht nur durch eine einfache Grifftechnik aus der Welt zu schaffen ist. Goodheart ist es zu verdanken, daß das Team um Dr. Bennet in den 30iger Jahren nicht umsonst gestorben ist. Die Forscher hatten damals mit einem Fluoroskop, eine Art überdimensionalem Röntgenapparat nachgewiesen, daß das Halten bestimmter sog. Neurovaskulärer Reflexpunkte, die sich hauptsächlich am Kopf befinden, nachweisbare Hirnareale aktivieren konnte und einen ganz bestimmten Organbezug hatten. Leider war ihnen die Gefährlichkeit der Strahlen damals nicht bewußt, den Schuhgeschäften der 50iger Jahre übrigens immer noch nicht, die hauptsächlich bei Kindern! in dem „harmlosen“ Apparat nachschauen konnten, ob der Schuh passt.

Goodheart konnte die Verbindung Organ- NV Reflexpunkte erweitern, indem er den dazugehörigen Muskel fand, später gelang es ihm auch noch den entsprechenden Meridian zuzuordnen.

Heute kann die moderne Hirnforschung mit ihren phantastischen- hoffentlich harmlosen- Apparaten praktisch jede Gefühlsregung verfolgen. Die einfache, ja fast banale Stirn/H interkopf Haltung bzw. die Stimulierung der ENV, der Emotionalen Neurovaskulären Punkte, die ebenfalls auf Bennett zurückgeht, ist in der Kinesiologie zu eine der effektivsten Stressablösungs Techniken geworden. (ev. Bild aus Zeitung) Ausgehend von den zwei Reflexpunkten auf den Stirnbeinhöckern, welche man ursprünglich mit je zwei Fingern gehalten hat, ist man dazu übergegangen die ganze Hand auf die Stirn zu legen und die jeweils andere Hand gleichsam als Parabolspiegel gegenüber auf den Hinterkopf zu plazieren. Wir wissen heute und können es darstellen, daß dabei ein Feuerwek von Neuronenaktivität ausgelöst werden kann.

Ich möchte versuchen, den Prozess vereinfacht darzustellen.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, was uns die Forschung über die Altersdemenz, aber auch über Morbus Parkinson in letzter Zeit gelehrt hat: die Nichtbeschäftigung von bestimmten Hirnarealen führt schon nach wenigen Tagen zur Atrophie der zugehörigen Nervenzellen, nachdem die Dendriten sich regelrecht zurückgezogen haben, umgekehrt kann die aktive Beschäftigung mit z.B. Sinneseindrücken, aber auch die Stimulierung gewisser Reflexpunkte den Prozess umkehren.

Wir wissen, daß emotionale Erlebnisse z.B. Wut oder Angst im Limbischen System hauptsächlich in der Amygdala gespeichert werden. Wenn wir genug Erfahrungen gespeichert haben, laufen wir nicht mehr blind über die Straße. Bei Gefahr kann die gespeicherte Sammelstelle sekundenschnell abgerufen werden. Damit wir aber nicht wie eine Maus bei jedem kleinsten Anlaß des Bewegungsmelders zusammenzucken haben wir ein Gehirn entwickelt, daß es uns ermöglicht, Erfahrungen zu bewerten. Hier ist bevorzugt der Hippokampus, das Seepferdchen gefragt, das uns über Untiefen hinwegträgt. Nun ist bei Kindern das Großhirn mindestens bis ins siebte Lebensjahr noch nicht ganz ausgereift, Emotionen können noch ziemlich unkontrolliert sich austoben. Kommen jetzt besonders schlimme Erlebnisse auf das Kind zu, hat es als Überlebensstrategie nur noch die Verleugnung, das Kind hält sich z.B. die Augen zu, damit man es nicht mehr sieht. Für das Kind ist das - Entschuldigung - blöde, aber häufig zu sehende Eltern Spiel, sie verstecken sich, um das Kind zum Weitergehen zu bringen, eine Katastrophe. Dem Kind fehlt die vernünftige Beurteilung, es registriert, das ist das Ende, die von denen ich abhängig bin, gibt’s nicht mehr. Ein Erlebnis, das immer wieder auftaucht bei Ablösungen, ist die eigentlich gut gemeinte Kinderlandverschickung. Da können Sie erleben, daß es Ihnen kalt über den Rücken läuft, wie eine 60ig jährige nochmal nach erlebt, wie der Zug abfährt, die Eltern winken und das Kind ist ab jetzt „mutterseelenallein“. Die Wahrnehmung des Kindes ist seine Realität, eingespeichert und abrufbereit und so kann es passieren, daß auch ein Erwachsener bei einer plötzlichen oder besonders schmerzlichen Trennungssituation wie ein 5 jähriges Kind statt als 50 jähriger Mann reagiert, denn unser Reptiliengehirn ist schneller, als unser relativierender Verstand.

Die Entwicklung des vegetativen Nervensystems

Unsere Erfahrungen kommen nicht nur aus unserer individuellen Kindheit, sondern auch aus der Kindheitsgeschichte der Menschheit insgesamt. Das vegetative Nervensystem, das Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus hat sich auf dem Weg zum homo sapiens mit realen Gefahren entwickelt. Fiel der Schatten des Bären in die Höhle war der Sympathikus für Kampf oder Flucht gefragt, konnten wir ihn erlegen, kam der Parasympathikus zu seinem Recht. Wir hatten ein üppiges Mal und anschließend streckten wir uns auf unserem Bärenfell aus. Heute kommt der Chef in unser Büro und wir können weder kämpfen noch flüchten, trotzdem ist unser Vegetativum in voller Alarmbereitschaft. Wir bräuchten Bewegung und ein dickes Fell, stattdessen haben wir chronischen Stress.

Die Entstehung der Psychoneuroimmunologie

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Anschrift des Verfassers:
Erwin Stutz
Heilpraktiker
Senftenau 2
88131 Lindau

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