Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Die Behandlung von Heuschnupfen

Wenn Sulfur angezeigt scheint, aber nicht bessert

Von Beate Schulz

Zusammenfassung
Anhand einer Kasuistik wird dargestellt, dass das angezeigte Mittel nicht immer zum Erfolg führt. Nach längerer Gabe einer auf die akute Symptomatik passenden Arznei zeigen sich neue Symptome, die zum wirksamen Arzneimittel führen.

Schlüsselwörter
Heuschnupfen (Pollinosis), Kasuistik, Repertorisation, Sulfur, Nosode, Psorinum.

Erstanamnese am 02.05.06:
Patient, 44 Jahre alt, Größe 179 cm, Gewicht 70 kg, verheiratet
Diagnose: Pollinosis

Spontanbericht:
Der Patient berichtete, dass er jedes Jahr von Mai bis September an Heuschnupfen leide. Dabei habe er ständigen Tränen- und Nasenfluss. Abends ginge die Nase dann zu und nachts sei sie immer verstopft, was ihn sehr beim Schlafen störe. Er sei vor Jahren schon bei einer Homöopathin gewesen, die ihm immer gut über die Sommermonate geholfen habe. Die Homöopathin aber habe vor einigen Jahren aufgehört, und er hoffe nun, dass ich ihm ebenso helfen könne.
Ich fragte den Patienten, ob er früher auch den Winter über weiter behandelt worden sei, was er verneinte. Er habe nur über den Sommer etwas eingenommen. Daraufhin klärte ich den Patienten darüber auf, dass es sinnvoll wäre die Behandlung auch in der beschwerdefreien Zeit fortzuführen, um langfristig eine Linderung des Heuschnupfens zu erreichen.
Damit war er einverstanden und ich fuhr mit dem gelenkten Bericht fort. An diesem Termin wurde nur die akute Symptomatik aufgenommen und mit dem Patienten vereinbart, dass er sich für die vollständige Anamnese melden solle, sobald der Heuschnupfen abgeklungen sei.

Gelenkter Bericht:
Die Augen würden jucken und seien besonders lichtempfindlich, so dass er nur mit Sonnenbrille herumlaufen könne. Die Tränen seien wundmachend. Kälte, Dunkelheit und kühle frische Luft, z.B. Klimaanlage, bessere die Augen. Ich konnte feststellen, dass die Augen und auch die Haut um die Augen herum gerötet waren. Er müsse häufig niesen, die Nase laufe wässrig, klar und mild. Abends verstopfe dann die Nase, bis sie im Laufe des nächsten Vormittags langsam wieder aufgehe.
Es fiel noch auf, dass er sehr warm angezogen war und kalte Hände hatte. Als ich ihn darauf ansprach, antwortete er, dass er immer friere. Die weitere Befragung sollte dann nach der Heuschnupfensaison erfolgen.
Vorgehen: Zuerst soll ein Arzneimittel für die hochakute Heuschupfensymptomatik gewählt werden. Deshalb schlage ich nur diese akuten Symptome im Repertorium nach (wie oben schon erwähnt). (Repertorisation 1 - siehe Naturheilpraxis 05/2009)

Begründung der Mittelwahl:
Da Nux vomica die sonderlichen Symptome besser abdeckt als Sulfur, vor allem die nur nachts verstopfte Nase, habe ich mich für dieses Arzneimittel entschieden. Ebenso sind das Frieren und die kalten Hände für Nux vomica charakteristischer als für Sulfur.
Wegen der wundmachenden Tränen und des milden Nasensekrets dachte ich auch an Euphrasia. Da aber vor allem die Schnupfensymptomatik besser durch Nux-v abgedeckt wurde, begann ich damit die Behandlung.

Verordnung:
Nux vomica C 200. Ich verabreichte dem Patienten in der Praxis 2 Globuli per os.
Ich entschied mich für eine Einmalgabe, da er es so von früheren Behandlungen her kannte und ich bei akuten Fällen meistens C-Potenzen anwende. Die chronische Behandlung sollte dann mit LM-Potenzen durchgeführt werden.
Anruf am 17.05.06:
Der Patient berichtete, dass er eine deutliche Verbesserung seiner Beschwerden am Abend bemerke, die Nase gehe erst im Schlaf zu. Außerdem sei morgens die Nase schneller frei. Das Augentränen sei auch erträglicher geworden.
Aus weiteren Rücksprachen konnte ich schließen, dass sich sein Zustand besserte und eine Zeitlang stabil blieb. Als Anfang Juli ein Anruf kam, bei dem er beklagte, dass alles wieder schlechter sei, lies ich Nux vomica C 200 nochmals in aufgelöster Form einnehmen. Als dies keine Besserung mehr brachte, verordnete ich Nux vomica C 1000. Diese Potenz brachte wieder eine Besserung seiner Beschwerden.
Ich hörte dann erst einmal nichts mehr von dem Patienten, bis er sich Anfang Dezember zur chronischen Anamnese anmeldete.

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Literaturangaben:
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, 6. Aufl., Heidelberg: Haug-Verlag, 1993,
Morrison, Roger: Handbuch der homöopathischen Leitsymptome und Bestätigungssymptome, 2. überarbeitete Aufl. Groß Wittensee: Kai Kröger Verlag, 1997.,
Pfeiffer, H. / Drescher, M. / Hirte, M.: Homöopathie in der Kinder- und Jugendmedizin, 1. Auf. München: Elsevier, 2004.
Phatak, S.R.: Homöopathische Arzneimittellehre, Übers. und anhand der Quellen überprüft und bearb. von Frank Seiß. Göttingen: Burgdorf, 1998.
Simbürger, F.: ComRep, Software für Homöopathie, Eching.

Anschrift der Verfasserin:
Beate Schulz
Am Ligusterhag 11
69469 Weinheim

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