Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Gedanken zur Ernährung im Frühling

Von Helmut Magel

Die Warenwelt und die Jahreszeiten

Hat die Sommerpause für Mon Chèrie von Ferrero bereits begonnen hat oder dürfen die Pralinen noch in den Regalen liegen? Wenn Sie diese mit Kirschlikör und Piemont-Kirschen (die nur so heißen, aber nicht aus dem Piemont stammen) gefüllten Pralinen noch im Handel erhalten, kann der Sommer noch nicht so nahe sein. „Um das herauszufinden,“ so die Herstellerfirma „schicken wir jedes Jahr die Wetterfrösche los. In enger Abstimmung mit den regionalen Wetterdiensten bestimmen unsere Qualitätsexperten den genauen Tag“, an dem die Pralinen für die Sommerpause aus den Regalen genommen wird.

Unser „In-der-Welt-Sein“ ist jahreszeitlich

Das ist nur ein Beispiel, wie die Warenwelt mit künstlicher Stimulation auf eine tief verwurzelte Gegebenheit reagiert: Die Jahreszeiten beeinflussen den Menschen und bewegen ihn im Inneren.
Mit anderen Worten: Die Jahreszeiten bringen ein spezifisches Lebensgefühl mit sich. „Unser „In-der-Welt-Sein“ ist jahreszeitlich, unsere Inspiration gleichfalls.“ Der Kern der chinesischen Fünf Wandlungsphasen sind die Jahreszeiten.

Der diesjährige Winter brachte Schnee bis in das Flachland und es gab wieder Gelegenheiten, den Schlitten aus dem Keller zu holen. Zumindest in Nordrhein-Westfalen war es der kälteste Winter seit 13 Jahren. Auf die Klimakatastrophe ist in Wetterangelegenheiten nicht immer Verlass. Das Wetter macht was es will.

„Alexander von Humboldt, der weltreisende Naturforscher, präsentiert das Klima als den unveräußerlichen Umraum jedweden menschlichen Erfahrens und Erlebens. Der Ausdruck Klima, erläutert der Autor des «Kosmos» 1845, bezeichne «alle Veränderungen in der Atmosphäre, die unsre Organe merklich afficiren: die Temperatur, die Feuchtigkeit, die Veränderungen des barometrischen Druckes, den ruhigen Luftzustand oder die Wirkungen ungleichnamiger Winde, die Größe der elektrischen Spannung, die Reinheit der Atmosphäre oder die Vermengung mit mehr oder minder schädlichen gasförmigen Exhalationen, endlich den Grad habitueller Durchsichtigkeit und Heiterkeit des Himmels; welcher nicht bloss wichtig ist für die vermehrte Wärmestrahlung des Bodens, die organische Entwicklung der Gewächse und die Reifung der Früchte, sondern auch für die Gefühle und ganze Seelenstimmung des Menschen»“.

In ähnlichem, jedoch weniger naturwissenschaftlichem Sinn waren die Autoren des Nei Jing Su Wen der Meinung, dass die Wechselbeziehung zwischen Yin und Yang in den vier Jahreszeiten die Wurzel von allem ist, was in der Natur existiert. Die Vier Jahreszeiten sind die Ursache von Wachstum und Verfall. In Folge dessen kultivierten die Weisen [sheng4 ren2] ihr Yang im Frühling und Sommer, während sie im Herbst und Winter ihr Yin nährten. So folgten sie dem Ursprung [gen1].
Ein Verstoß gegen den Ursprung (die grundlegenden Regeln des Universums) führt dazu, die eigenen Wurzeln [ben3] zu zerstören und dem Körper Schaden zuzufügen.

Die vier Jahreszeiten beschränken sich nicht einfach auf das, was uns der tägliche Wetterbericht mitteilt und was sich in der Wetter-Statisik niederschlägt. Der Makrokosmos wirkt über die Jahreszeiten mit zahlreichen Auswirkungen in den Mikrokosmos, der wir sind. Solche saisonalen Änderungen zeigen sich in der Fortpflanzung, der psychischen Verfassung, dem Schlafbedürfnis, der Körperfettverteilung, dem Temperaturempfinden, dem hormonellen Status, dem Immunsystem bis hin zur Mortalität. Wir sind Teil der Natur und Teil des meteorologischen Geschehens.

„Die Wahrnehmung von Jahreszeiten wird beim Menschen von dreierlei Einflussfaktoren gesteuert. Man kann davon ausgehen, dass angeborene Wahrnehmungsmechanismen, die auf Änderungen der Tageslänge reagieren, der Jahreszeitenwahrnehmung zugrunde liegen. Sie lösen eine Erwartungshaltung aus, die durch saisonale Auslöser wie zum Beispiel Ernährung oder Temperatur in eine Jahreszeitenempfindung umgewandelt werden. Hier könnten auch olfaktorische Reize oder akustische Reize (z.B. Vogelstimmen) eine Rolle spielen. Überlagert werden diese zwei Bündel an Einflussfaktoren durch kulturelle Faktoren, wie saisonale Feste und Bräuche.“

Es riecht anders, die Luft „fühlt sich“ anders an, die Vögel zwitschern (besonders morgens früh), die Cafèhaus-Tische stehen wieder draußen, es beginnt zu blühen, die zarten Blätter der Bäume und Büsche bringen jenen vielversprechenden grünen Schimmer hervor, die Tage werden länger, das morgendliche Aufstehen gelingt wieder leichter.

Frühlingsbeginn nach Kalender und nach Naturbeobachtung
Saisonale Nahrungsmittel
Wildkräuter im Frühjahr zur Umstimmung
Saisonale Gemüsesorten
Sinnlicher Zugang zur Jahrszeit

...

Anschrift des Verfassers
Helmut Magel
Heilpraktiker und Lebensberater, Praxis für Chinesische Medizin
Löhrerlen 16
42279 Wuppertal (Langerfeld)
E-Mail: h.magel@t-online.de

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 04/2009

Naturheilpraxis 04/2009