LESERBRIEF

Betr.: 03/2009 Ein Plädoyer für die schweigende Mehrheit von D. Fendt

An die Redaktion,

Zum Inhalt Ihres Artikels zur Situation der Komplexmittelhomöopathie: Der begonnene Niedergang der Komplexmittel begann mit der Nachzulassung im Jahre 1978 und betrifft leider nicht nur die homöopathischen Komplexmittel, sondern alle naturheilkundlichem Arzneimittel in der EU. Und, wie Herr Fendt völlig richtig aufzeigt: Dieser Prozess hat jetzt einen neuen Namen (Wissenschaftlich-EBM-basiert + sicher für den Verbraucher) und hält unvermindert an. Die Begleitthemen wie BEIPACKZETTEL, PATIENTENINFORMATION, ARZNEIMITTEL für KINDER oder die von Ihnen erwähnte DOSIERUNG werden in EU-Richtlinien gegossen und von den einzelnen Mitgliedsstaaten mehr oder weniger schnell umgesetzt.

Und völlig zu Recht fragt Herr Fendt in seinem Plädoyer „Wo sind denn die entsprechenden fachkundigen Vertreter, die inhaltlich sinnvoll beraten können?“ Diese Frage möchte ich offen und ein wenig polemisch aufgreifen und ich versuche sie zu beantworten: Diese fachkundigen Vertreter sind beschäftigt!

Diese Vertreter haben so mit dem gegenwärtigen Themen, die „völlig überraschend“ über sie hereinbrechen zu tun, dass biologische Hersteller, Berufsverbände, Fachgesellschaften bis hin zum individuellen Anwender in der Praxis niemanden für die zukünftige Problematik abzweigen können – letztlich ein Personalproblem, welches aufzeigt, wie wenig Stellenwert die zukünftige Gesetzgebung bei den Betroffenen besitzt. Die Betroffenen leiden still und vereinzelt vor sich hin, halten Informationen ihres Unterganges oder ihrer Erfolge zurück, und halten Ausschau nach der Konkurrenz.

Dieses Verhalten steht in einem krassen Wiederspruch zum ganzheitlichen Ansatz der Naturheilkunde und ist selbst nach nunmehr über dreißig Jahren Leidensgeschichte erstaunlich. Das lebenslange Lernen, das der Naturmedizin innewohnt, bleibt offensichtlich beim politischen Handeln in Form einer Interessenvertretung außen vor. Hinzu kommt die freiwillige berufliche Scheuklappe, mit der Ärzte und Heilpraktiker in der Lage sind, ausschließlich ihre berufständischen Interessen wahrzunehmen und Themen wie Verbraucherschutz, Erhalt der Arzneimittel, Gesundheitswirtschaft, Forschung und Dienstleistung nur am Rande wahrzunehmen.

Ein weiteres Problem, mit dem sich die „schweigende Mehrheit“ bestens auskennt, ist das Abwarten, Delegieren und Verdrängen.

Im konkret geschilderten Fall der Komplexmittelhomöopathie fällt auf, dass in Deutschland der führende Hersteller der Antihomotoxischen Arzneimittel sowie die Gesellschaft, die sich deren Vertretung auf die Fahne geschrieben hat, politisch völlig verstummt ist. Die kommerzielle Nutzung dieses genialen Erbe von Herrn Dr. Reckeweg erfolg weiterhin in Form eines traurigen, ständig schrumpfenden Prozesses – solange es eben noch geht..; kommerziell und therapeutisch sind die homöopathischen Komplexmittel eine Erfolgsgeschichte! Arzneipolitisch offenbaren sie gnadenlos die Schwäche der Interessenvertretungen. Warum lässt die „schweigende Mehrheit“ diese Verwahrlosung des Erbes von Pastor Felke, Madaus, Löw, Diener, Felke, Reckeweg und anderen eigentlich zu?

Mit freundlichen Grüßen
Nora Laubstein
ANME-Vorsitzende

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