LESERBRIEF
Betr.: NHP 01/2009 u. 03/2009 zum Thema: Borreliose
Leserbrief :
Schön, dass auf die Themennummer „Borreliose“ hin in der NHP eine (Leserbrief-) Mini-Diskussion stattfindet. Josef Karl kritisiert dankbarer Weise ausführlich, jedoch nicht ganz zu Recht, wie ich meine:
- Bezeichnet der von mir benutzte Begriff „Modekrankheit“ natürlich den derzeitigen öffentlichen Umgang mit Borreliose, meint, dass die Krankheit in aller Munde ist und nötiger Respekt vor Borreliose sich allmählich in Angst verwandelt. Anzunehmen, dass ein gestandener Kollege, der sich aus eigener Praxis äußert, medizinische Moden mit Phantomkrankheiten verwechselt und dazu noch die Beschwerden seiner Patienten gering schätzt, ist weit hergeholt.
- Wissenschaftlichkeit heißt, sich der Empirie zu stellen. Das Ernst-Nehmen von konkreten Einzelfällen ist in diesem Sinne Grundlagenwissenschaft, also das Gegenteil von „wissenschaftsfeindlich“ (J. K.). Damit wird eine Krankheit nicht „verharmlost“, sondern anhand von Fallstudien diskutiert. Ich kenne persönlich einige Borreliose-Patienten, bei denen trotz (oder gerade wegen?) sofortiger Antibiotika-Behandlungen schwere chronische Verläufe entstanden sind. Was nun „das kleinere Übel“ (J. K.) ist, das muss jeder Behandler bei voller Kenntnis der Gesetzeslage selber entscheiden dürfen, sonst droht Dogmatismus.
- Ich halte nichts von der Auffassung, dass Heilpraktiker-Behandlungen lediglich eine Ergänzung der Schulmedizin sind, für die wir stets den „kundigen Arzt brauchen“, wobei wir dann nur die „Zusatz- und Nachbehandlung übernehmen können“ (J. K.). Naturheilkunde ist ebenfalls Primärmedizin, das haben A. Brauchle und L. R. Grote schon in den dreißiger Jahren eindrucksvoll praktisch und theoretisch gezeigt („Ergebnisse aus der Gemeinschaftsarbeit von Naturheilkunde und Schulmedizin“, 3 Bde., Leipzig 1938-1940). Natürlich werden wir dabei die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Universitätsmedizin ebenfalls dankbar verwenden.
Das alles habe ich bei meinen Überlegungen in der NHP 01/09 bereits deutlich gemacht.
Dr. Thomas Scholze
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