FACHFORUM

Homöopathie und Transpersonale Psychotherapie als integratives Behandlungsmodell

Von Beata Schnebel

Die Behandlung eines Patienten mit komplexen Beschwerdebildern stellt für den Therapeuten in vielen Fällen eine große Herausforderung dar. Dies betrifft vor allem Erkrankungen, die sich auf der emotionalen oder mentalen Ebene manifestieren wie Ängste, Depressionen oder Zwangsstörungen, aber auch psychosomatische Krankheiten wie z.B. eine chronische Gastritis, Colitis ulcerosa oder Neurodermitis. Häufig sind hier mannigfaltige Faktoren als Auslöser festzustellen, sodass auch in der Behandlung ein multikausales Vorgehen indiziert ist. Die Synthese von klassisch homöopathischer Behandlung und Psychotherapie erweist sich dabei als eine sinnvolle und sich ergänzende Form der Therapie.

Das homöopathische Simile zeigt sich, wie Whitmont es bezeichnet als „alchemistisches Juwel“, das zu tief greifenden Veränderungen auf den verschiedenen Seinsebenen führt. Es löst Blockaden im physischen und psychischen Bereich und eröffnet neue Wege, die eigenen Potenziale zu entfalten. Sehr oft kann im Laufe einer homöopathischen Behandlung beobachtet werden, dass der eine oder andere befähigt wird, Entscheidungen für neue berufliche oder private Perspektiven zu realisieren und festgefahrene Verhaltensmuster zu transformieren.

Mit der transpersonalen Psychotherapie wird ein Zugang zu den Wirklichkeiten des unbewussten Selbst und des transpersonalen Selbst ermöglicht, das zur Quelle der Inspiration und Einsicht wird. Die personale Selbstverwirklichung und existentielle Sinndimension und die transpersonale Erfahrung und spirituelle Sinndimension werden im therapeutischen Vorgehen gleichermaßen berücksichtigt. Die Realisation einer stabilen Ich-Identität und die spirituelle Suche und Erfahrung werden als einander ergänzende Aspekte der Heilung für den Weg der Selbstverwirklichung betrachtet.

Gesprächstherapie und andere Methoden der transpersonalen Psychotherapie wie Imagination, Traumarbeit, kreatives Arbeiten oder auch spirituelle Disziplinen wie Yoga und Meditation helfen, die Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis und Bewusstseinsentwicklung zu fördern und den Wachstums- und Individuationsprozess auf personaler und transpersonaler Ebene anzuregen. Diese Bewusstwerdung wird in der transpersonalen Psychotherapie als wesentlich für den Heilungsprozess erachtet.

Die transpersonale Psychologie ist eine relativ neue Richtung, die sich aus der humanistischen Psychologie entwickelt hat. Der Begriff transpersonal wurde Ende der 60er Jahre eingeführt, u.a. von Abraham Maslow, Anthony Sutich und Stanislav Grof. Die transpersonale Psychologie bezieht neben der emotionalen, mentalen und existentiellen Seinsebene die spirituelle Ebene des menschlichen Bewusstseins in die Betrachtung und ihren Forschungsbereich mit ein. Das individuelle Bewusstsein wird in Beziehung zu einem höheren Selbst, der transpersonalen Ebene des Seins gesetzt. Die Sinnfindung, das Streben nach Transzendenz und die Erfahrung, sich selbst als Teil eines komplexen, übergeordneten Systems zu realisieren, wird als grundlegender Aspekt für den Individuationsprozess erachtet.

Die Idee der Salutogenese (Gesundwerdung) spielt in beiden Behandlungsformen eine zentrale Rolle. Was sind die Ressourcen und Potenziale des einzelnen, die anzuregen sind, um den Prozess der Gesundung zu unterstützen? Diese können sich bei dem einen eher auf der physischen Ebene zeigen, z.B. in Fragen der Ernährung oder der Notwendigkeit körperlicher Bewegung und bei dem anderen eher auf der emotionalen oder mentalen Ebene, z.B. der Entwicklung von innerer Gelassenheit, geistiger Aktivität oder der Entfaltung kreativer Fähigkeiten. Die Weiterentwicklung der geistigen Ebene wird als wichtiges Kriterium für den Prozess der Salutogenese betrachtet. So schreibt auch Hahnemann im § 9 des Organon, dass im „gesunden Zustand des Menschen der vernünftige Geist sich der Lebenskraft als gesundes, lebendiges Werkzeug frei zu dem höhern Zwecke unsers Daseins bedienen kann.“ Salutogenese bedeutet eine kontinuierliche, dynamische Entwicklung auf körperlicher, emotionaler, mentaler, existentieller und spiritueller Ebene.

Im folgenden werde ich exemplarisch den Fall einer Patientin schildern, die ich über einen Zeitraum von drei Jahren homöopathisch und parallel mit Methoden der transpersonalen Psychotherapie behandelt habe.

Kasuistik: Frau L., geb. 1978, Erschöpfungssyndrom und chron. Diarrhoe mit Verdacht auf M. Crohn

...

Literatur:
J. Achterberg: Heilung aus dem Inneren, Rowohlt Verlag, Reinbek, 1993
E.C. Whitmont: Alchemie des Heilens, Burgdorf Verlag, Göttingen, 1993
S. Boorstein: Transpersonale Psychotherapie, Scherz Verlag, 1. Aufl., Berlin, München, Wien, 1988
B. Schnebel: Homöopathie und Transpersonale Psychotherapie, ViaNova Verlag, Petersberg, 2007
K. Wilber: Das Spektrum des Bewusstseins, Rowohlt Verlag, Reinbek, 1991

Anschrift der Verfasserin:
Beata Schnebel
Wiesenstr. 45
20255 Hamburg
tel. 040 – 40 49 75

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 04/2009

Naturheilpraxis 04/2009