FACHFORUM

Kurze botanische Reise nach Island

Von Josef Karl

Ein Reisebericht wird das nicht. Er wäre fehl in einer Zeitschrift für Heilkunde. Ein paar Impressionen, die überhaupt hierher passen.

Anfangs war es meine Neugierde – was für Pflanzen wachsen am nördlichen Polarkreis? Am Schluss kommt noch eine andere Motivation. Zu den Pflanzen; ganz einfach gesagt: Im Süden von Island, bei der Hauptstadt Reykjavik wachsen naturgemäß mehr als im Norden, gegen Grönland zu, wo es doch sehr spartanisch mit der Flora wird.

Abgesehen davon, dass bei Island fast alle an Geysire denken, an die Heiß-Wasser-speienden Fontänen – ist es wie mit vielen Klischees, dass sie brüchig sind: Ich sah nur wenige.

Sicher sind die meisten inzwischen gebändigt: Heißwasser-Kraftwerke durchziehen die Insel und machen sie von anderen Energien unabhängig (es gibt kein Heiz- oder Atomkraftwerk). Auch Wasser ungeheurer Mengen und deren Nutzbarmachung sorgen für Energie-Autarkie.

Aber nun zum Eigentlichen: die Flora. Auch hier ist es so, dass fast allen nur das Isländisch Moos (Cetraria islandica), bei uns bekannt ist, das gar kein Moos ist, vielmehr eine Flechte – daher auch der identische Name Lichen (= Flechte) islandica. Sie gehört seit vielen Jahrhunderten im Arzneischatz zu den Schleimdrogen und hat im Grunde zwei Indikationen, die sich auch in der Monografie der E-Kommission (Phytotherapie) niederschlug: Sie sei hier auszugsweise wiedergegeben: Bild 1 (siehe Naturheilpraxis 04/2009) und Monographie.

Monographie:
Lichen islandicus (Isländisches Moos)
Bezeichnung des Arzneimittels: Lichen islandicus, Isländisches Moos
Bestandteile des Arzneimittels: Isländisches Moos, bestehend aus dem getrockneten Thallus von Cetraria islandica (Linné) Acharius s.l. sowie dessen Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Die Droge enthält Schleim- und Bitterstoffe.
Anwendungsgebiete: a) Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundener trockener Reizhusten.
b) Appetitlosigkeit
Gegenanzeigen: Keine bekannt
Nebenwirkungen: Keine bekannt
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt
Dosierung: Soweit nicht anders verordnet:
Tagesdosis: 4-6 g Droge; Zubereitungen entsprechend
Art der Anwendung: Anwendungsgebiet a:
Zerkleinerte Droge für Aufgüsse sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
Anwendungsgebiet b:
Zerkleinerte Droge vorzugsweise für Kaltmazerate sowie andere bitterschmeckende Zubereitungen zum Einnehmen.
Wirkungen: Reizlindernd, schwach antimikrobiell.
(veröffentlicht im Bundesanzeiger Nr. 43 v. 2.3.89)

Seit Jahrzehnten ist das wohl bekannteste und auch wirksamste Monopräparat isla-Moos von Engelhard-Arzneimittel. Diese Pastillen lindern den Husten sowie die Heiserkeit, sind auch für Sänger (!) und Redner gut.

Nun ist es aber nicht so, dass diese Flechte nur in Island wächst. Auch in Mitteleuropa ist sie – wenngleich eher selten – zu finden. Sicher gelangt ein Teil des Sammelguts in die Pharmazie – aber primär dient sie verschiedenen Tieren – bei dem nicht üppigen Nahrungsangebot – als Futter, das sie sich suchen.

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Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg

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