Ernährung / Nahrungsergänzung

Historischer Text - Buch aus dem Jahr 1931: Gift in der Nahrung

von Curt Lenzner

Aus der Fülle des Gesagten, Gedruckten und Gesendeten könnte man schliessen: über die Ernährung ist bereits alles gesagt worden und es sei obsolet, diesem Weiteres hinzuzufügen. Wir fanden bei der Aufbereitung dieses Themas ein Buch aus dem Jahre 1931, knapp ein Jahrhundert nach dem Aufbruch in die Industriegesellschaft. Die Kritik an der industriellen Fertigung von Lebensmitteln ging einher mit einer Kritik der sozialen Verhältnisse, besonders der Zusammenballung in den Städten. Dabei waren das damals mit einer Weltbevölkerung von gerade einmal 2 Milliarden Menschen noch „idyllische“ Verhältnisse. Heute sind wir bei 6,8 Millarden und es munter weiter. Ernährung als unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens, aber moduliert aber auch stets durch unsere sozio-kulturelle Existenz, wird sicher Thema Nr. 1 bleiben.
Lesen Sie in diesem Sinne aus dem Vorwort und der Einleitung dieses Buches aus dem Jahre 1931.
Redaktion

Aus Vorwort und Einleitung

Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, den Beweis zu erbringen, dass durch die Entwicklung der Siedlungen zu Großstädten der Lebensmittelversorgung zum Großhandel, der Nahrungsmittelherstellung zur Industrie und Technik die Ernährung des Kulturmenschen immer künstlichere Formen annimmt. Unsere Nahrungsmittel werden als Handelsgegenstand den mannigfaltigsten physikalischen und chemischen Erhaltungsverfahren unterworfen, die sie ihrer natürlichen, lebensnotwendigen Substanzen berauben und mit giftigen Fremdstoffen durchsetzen. Sie werden weiterhin mit scharfen Chemikalien umgemodelt und mit bleichenden und färbenden Stoffen geschönt. Sie werden schließlich sogar aus reinen chemischen Produkten synthetisch hergestellt.

Diese fortschreitende Entwertung unserer Nahrung, die einer Vergiftung gleichkommt, ist durch jahrelangen Brauch gewissermaßen sanktioniert, und kein Erzeuger oder Händler ist sich eines Unrechtes am Volke bewusst, zumal das Geschäft solche Veränderungen des Lebensmittels erfordert und der Gesetzgeber sie vielfach genehmigt. Es wird deshalb auch weder dem Erzeuger noch dem Händler, weder Gewerben noch Organisationen ein Vorwurf gemacht; das System trifft die Schuld.

Diese gleichsam unbeabsichtigte Entwertung unserer Nahrungsmittel ist der Gegenstand dieses Buches und wird vom Verfasser als maskierte Verfälschung aufgedeckt. Sie hat mit der bekannten Nahrungsmittelfälschung, die bewusst und mit der Absicht geschieht, sich auf Kosten des Allgemeinwohles zu bereichern, nichts zu tun.

Unterstützt und beraten von den Beschlüssen des Vereins Deutscher Nahrungsmittelchemiker sucht die Gesetzgebung das Überhandnehmen verwerflicher Methoden der Lebensmittelindustrie durch Verordnungen einzudämmen. Die Kontrollämter haben die ungemein schwere Aufgabe, in mühevoller Kleinarbeit die Beachtung der Nahrungsmittelgesetze durchzusetzen. Ab und zu kommt der Gesetzgeber den Interessen der Industrie und des Handels entgegen und gestattet Ausnahmen, wie das Färben der süddeutschen Gelbwurst, die Zulassung borsäurehaltiger Eikonserven, den Zusatz von Süßstoff zu Limonaden, Bier usw., das Kupfern der Gemüse, das Polieren des Reises, das Schwefeln des Weines, das Glasieren des Kaffees, das Bleichen des Mehles usw.

Der Verfasser führt den Leser durch die wichtigsten und bekanntesten Nahrungs- und Genussmittel-Verkaufsstätten und zeigt ihm den industriellen Leidensweg jedes Nahrungsmittels. Zum Schlusse wird dieser erkannt haben, dass keines davon eine Ausnahme macht, nicht einmal das Trinkwasser.

Zunächst wird jedes Nahrungsmittel nach seinem Ernährungswert beurteilt, den es an und für sich für uns besitzt.

Dann wird festgestellt, welche Veränderungen der Produktionsprozess an jedem Nahrungsmittel hervorgerufen hat. Als besonders unheilvoll werden die thermischen Einwirkungen erkannt, die die feinen Inhaltsstoffe der Nährmittel, die Vitamine, Enzyme, Fermente, schwächen oder vernichten und die die wichtigsten Mineralstoffe verändern und damit die Nahrung zu einer Mangel- oder Hungernahrung erniedrigen. Mangel an Lebensnotwendigem wirkt wie Gift, wie die Mangelkrankheiten zeigen. Die in fast allen Lebensmittelbranchen eingeführte Erhitzung wird mit dem Hinweis auf die Schädlichkeit der Bakterien begründet, die abgetötet werden müssten. In dem Buche wird die Meinung vertreten, dass eine vollwertige natürliche Nahrung, die mit Bakterien behaftet ist, dem gesunden Organismus mehr nützt als eine sterile, aber entwertete. Eine offenkundige Entwertung von Lebensmitteln entschuldigt man mit der Forderung, vitaminarme mit vitaminreichen Lebensmitteln auszugleichen. Das ist leicht gesagt, wenn fast die gesamte Kost entwertet ist. Jedes Nahrungsmittel soll ein Heilmittel sein!

Zum dritten wird jedes Nahrungsmittel daraufhin untersucht, ob es mit chemischen Stoffen der Konservierung, der Schönung oder der „Veredlungsarbeit“ durchsetzt ist. Jedes dieser Chemikalien erfährt hinsichtlich seiner Wirksamkeit auf den Organismus eine besondere Beachtung. Dabei wird grundsätzlich ausgesprochen, dass alle diese Chemikalien Fremdstoffe im Körper und als solche schädlich sind. Die einen, das sind die zellwidrigen, also desinfizierenden Substanzen, werden als Zellgifte angesprochen die andern als scharfe Reizstoffe erkannt, die dritten günstigstenfalls als Ballast für den Ausscheidungsapparat betrachtet. Etwas näher wird auf die Teerfabrikate eingegangen, weil diese vielfach für die ernorme Ausbreitung der krebsartigen Erkrankungen mitverantwortlich gemacht werden. Auch die Metalle finden öfters Erwähnung, sie sollen nach neueren Forschungen in fast unmessbaren Mengen eine ungeheure biologische Giftwirkung ausüben, die sogenannte „oligodynamische Wirkung“. Ihre reichliche Verwendung in der Nahrungsmittelindustrie ist bestimmt von großem Nachteil für den Verbraucher. Der Einwand, dass unsere Bronzezeit-Vorfahren und unsere Urgroßeltern, die auf Zinntellern oder Fayencetellern mit weicher Bleiglasur aßen, mehr Metalle, insbesondere Blei, in sich aufgenommen hätten als wir, stimmt nicht, kann auch den verschwenderischen Gebrauch von Schwermetallen in der Nahrungsmittelindustrie nicht rechtfertigen. Unsere Vorfahren kannten keine Fetthydrierung mit Metalloxyden, keine Grünfärbung mit Kupfersalzen, keine Sterilisierung mit Silberlamellen, keine Genussmittel in Metallfolien, keine Nahrungsmittel in metallischen Dosen und Gefäßen, keine bleihaltigen Wasserleitungsröhren, keine Stahlhäuser usw.

Die Schädlichkeit der den Nahrungsmitteln zugesetzten Chemikalien wird allgemein nicht zugegeben, vor allem nicht von den Interessenten. So wenden sie dagegen ein, dass die meisten Desinfizientien, wie Salizylsäure, Benzoesäure, Borsäure u.a., doch auch in den Früchten enthalten seien, die in großen Mengen verzehrt werden. Also könnten sie doch nicht schädlich sein. Dem ist zu entgegnen, dass der natürliche Zustand einer Säure, die durch Zellarbeit und Sonnenenergie eingespannt wurde, nicht zu vergleichen ist mit dem freien Zustand im Reagenzglas. Ein anderer Einwand ist der Hinweis auf die minimale Dosierung dieser Chemikalien, die noch niemals zu einer Schädigung geführt habe. Es kann die Unschädlichkeit noch lange nicht behauptet werden, wenn einige Zeit nach der Zuführung keine Ausfallserscheinungen auftreten. Beim menschlichen Körper ist eine jahrelange Versuchsdauer unbedingt notwendig. Der Hinweis auf die Homöopathie, die doch kleinste Giftmengen selbst als Heilmittel verwende, wird auf Seite 165 ausführlich widerlegt.

Als Ursache der allgemeinen Entwertung der Nahrungsmittel wird auch die künstliche Düngung herangezogen. Die durch sie misshandelten Äcker und Gärten haben bestimmt die Entwertung der pflanzlichen Lebensmittel eingeleitet.

Die narkotischen Genussmittel werden als Volksgifte gekennzeichnet. Der Verfasser kann sich nicht der Meinung anschließen, dass der primitive Mensch die Betäubungsgetränke unbedingt brauche, da ihre biologische Bedeutung daran zu erkennen sei, dass jedes naturhafte Volk sein Rauschgift habe (Betel, Kaffee, Tee, Kawa-Kawa, Kokain, Sake, Haschisch, Kumys, Met, Tabak). Es ist in keiner Weise einzusehen, worin die biologische Notwendigkeit eines so starken Giftes, wie es beispielsweise der Alkohol ist, verankert sei.

Zum Schlusse sei noch hinzugefügt, dass das Thema in dieser Schrift in keiner Weise ausgeschöpft worden ist, das ist unter den heutigen Umständen eine glatte Unmöglichkeit. Darin liegt auch nicht der Zweck des Buches. Es soll lediglich ein Trommelschlag sein, ein Aufruf zur Schaffung einer natürlichen Kultur!

Der Weg zur allgemeinen Lebensmittel-Entwertung

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Naturheilpraxis 04/2009