Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Interview mit Matthias Wischner, dem Mitherausgeber von Hahnemanns Gesamter Arzneimittellehre1

DGKH: Herr Wischner, zusammen mit Bernhard Luft haben Sie im Jahr 2000 die Organon-Synopse herausgegeben. Vor kurzem ist nun ein weiteres Mammutprojekt erschienen, die Gesamte Arzneimittellehre Hahnemanns in Zusammenarbeit mit Christian Lucae. Wie ist die Idee zu diesem Großprojekt entstanden und welche Rolle spielt die Teamarbeit dabei?

Matthias Wischner: Der Verlag hatte mit dem Gedanken gespielt, bei einer Neuauflage der Reinen Arzneimittellehre (RAL) die Arzneien in alphabetischer Reihenfolge zu ordnen. Als Frau Müller 2005 in Berlin Christian Lucae gefragt hatte, was er davon halten würde, schlug er vor, die gesamte Arzneimittellehre Hahnemanns herauszugeben. Nachdem Christian ein Konzept entworfen hatte, wurde ich angesprochen. Ein solch großes Projekt kann kaum von einem Menschen alleine – neben der täglichen Praxis! – bewältigt werden. Wir haben uns dann in Stuttgart getroffen, um zu überlegen wie überhaupt an diese Arbeit herangegangen werden kann, was wichtig ist und wie das Ergebnis aussehen soll. Klar war, dass eine praxisnahe Zusammenfügung entstehen soll. Es sollte nicht nur darum gehen, etwas historisch Akribisches zu schaffen, sondern vor allem auch ein praxisnahes Werk der Arzneimittel aus der Reinen Arzneimittellehre, den Chronischen Krankheiten (CK), den Fragmenta und derjenigen, die im Stapf-Archiv verstreut sind. Das war die Idee: Hahnemanns Arzneimittellehre zusammenzufassen in drei Bänden, alphabetisch geordnet und jedes Arzneimittel mit einer Gliederung versehen, um dem Praktiker so zu ermöglichen, einfacher und schneller die Symptome vergleichen zu können.

DGKH: Wie sah die weitere Zusammenarbeit aus? Haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?

Matthias Wischner: Wir haben die Arzneimittel untereinander aufgeteilt und das Ergebnis unserer Bearbeitung einander per E-Mail zugeschickt. Dies war möglich, da der Thieme-Verlag uns das Rohmaterial jeder Arznei als Datei zur Verfügung gestellt hatte. Wir haben in diese Dateien eine Gliederung eingefügt, Querverweise bearbeitet und die Beobachtungen anderer in die von Hahnemann beobachteten Symptome eingeordnet, sofern bei Arzneimitteln diese Trennung bestand. Dann kontrollierten wir die Arbeit des anderen und haben jedes Arzneimittel miteinander durchgesprochen.

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Das Interview führte Roger Rissel

Anmerkungen:
1 Hahnemann, Samuel: Gesamte Arzneimittellehre. Alle Arzneien Hahnemanns: Reine Arzneimittellehre, Die chronischen Krankheiten und weitere Veröffentlichungen in seinem Werk. Hrsg. und bearb. v. Christian Lucae und Matthias Wischner. Stuttgart: Haug, 2007.
2 Wettemann, Marion: Samuel Hahnemanns „Fragmenta de viribus medicamentorum“. Die erste Materia medica homoeopathica. Diss. med. Tübingen 2000, S. 51-53. Siehe auch: Monika Papsch: Samuel Hahnemann: Krankenjournal D38 (1833-1835), Kommentarband Stuttgart: Haug 2007 (vgl. Insbesondere S. 116).
3 Hickmann, Reinhard: Das psorische Leiden der Antonie Volkmann. Edition und Kommentar einer Krankengeschichte aus Hahnemanns Krankenjournalen von 1819-1831 (Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte Bd. 2) Heidelberg: Haug, 1996.
4 Mortsch, Marcus: Transkription und Kommentar zum Krankenjournal D 22 (bisher unveröffentlicht). Siehe auch: Monika Papsch: Samuel Hahnemann: Krankenjournal D38 (1833-1835), Kommentarband, Stuttgart: Haug 2007 (vgl. Insbesondere S. 115).

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