Phytotherapie

Grüner Tee: Mehr als Genuss?

Von Heike Lück-Knobloch

Ein Blatt des Teestrauchs fiel zufällig in einen Kessel mit siedendem Wasser und färbte es grünlich. Das Zufallsgebräu weckt nicht nur die Lebensgeister, sondern linderte damals schon diverse Beschwerden. Diese Entdeckung soll der mythische chinesische Urkaiser Shen Nong vor 5000 Jahren gemacht haben.

In alten Apotheken-Dokumenten finden sich noch Aufzeichnungen über die Ankunft von Herba thae, dem ersten grünen Tee aus China. Der im 17. Jahrhundert von Holland nach Deutschland eingeführte Tee galt damals schon als Medizin, die für eine gute Mundflora sorgt und günstig auf Magen und Darm wirkt.

Grüner Tee wird aus den jungen Blättern und Trieben des Teestrauchs (Camellia sinensis) gewonnen, der zu den Teestrauchgewächsen (Theaceae) gehört. Im Gegensatz zum schwarzen Tee ist er nicht fermentiert. Zuerst werden die frisch geernteten Blätter kurz geröstet oder gedämpft, wodurch die für die Fermentierung verantwortlichen Enzyme innerhalb weniger Sekunden deaktiviert werden und die ursprüngliche Farbe der Blätter erhalten bleibt. Nachdem die Blätter abgekühlt und getrocknet wurden, werden sie zu kleinen Kugeln gerollt. Durch das Rollen werden die Blattzellen aufgebrochen und die Aromen freigesetzt. Anschließend werden sie nochmals getrocknet, indem die Blätter zu immer kleineren Kügelchen gerollt werden, bis sie die Form einer Nadel haben. In direkter Sonne angebaute japanische Tees, sogenannte Sencha, sind erfrischender, während die im Schatten kultivierten, Gyokuro, süßer sind. Die erste Ernte im Mai liefert die feinsten und zartesten Blätter und dient der Herstellung von Sencha und Gyokuro. Die Sommerernte ergibt einen kräftigeren Tee, den Bencha, der weniger Koffein enthält. Gyokuro-Tees gelten vielfach als die besten grünen Tees der Welt. Am Teearoma sind über 300 flüchtige Verbindungen beteiligt.

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Literatur
Privatdozent Dr. Ulrich Engelhardt, Institut für Lebensmittelkunde Universität Braunschweig, Polyphenole in Tee, Frühjahr 1998, Deutsches Tee-Institut, Hamburg;
Christof Jänicke, Dr. Jörg Grünwald, Thomas Brendler, alle Berlin, Handbuch Phytotherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2003;
Grüner Tee: Kultgetränk und gesunder Muntermacher, Apotheken Umschau B 02/04, S. 64 – 68;
Grüner Tee: Zuviel gespritzt, Test 2/99, S. 80 – 83;
Simone Engel, Grüner Tee, aus: Der Kräuter-Ratgeber aus dem Reformhaus 2004, S. 61, Hrsg. Verlag Natur und Gesundheit, Bruckmühl;
Birgit Ruf, Reine Geschmackssache? Diabetiker Ratgeber 11/2008, S. 62 – 66;
www.teeverband.de

Anschrift der Verfasserin:
Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin
Everskamp 8
40885 Ratingen
Tel. 02054 - 104 77 97
E-Mail: Heike_lueck@gmx.de

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