Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Der Mensch aus Sicht der Homöopathie: Hahnemanns teleologisches Menschenbild und seine Implikationen

von Josef M. Schmidt

Zusammenfassung

Ausgehend von Überlegungen grundsätzlicher Art zur Anthropologie in der Medizin wird das Menschenbild der modernen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin historisch auf seine Wurzeln zurück-verfolgt und ihm das der Homöopathie gegenübergestellt. Anhand von Hahnemanns Begriff vom Menschen werden die Eigenarten und Unterschiede der beiden konträren Ansätze verdeutlicht sowie ihr Status innerhalb der Heilkunde bestimmt. Während ein strenger Wissenschaftspositivismus das daraus resultierende Bild vom Menschen prinzipiell reduziert, ermöglichen teleologisches Denken und kognitive Bescheidenheit im Sinne Hahnemanns eine phänomenologische Anerkennung des Menschen in all seinen Dimensionen.

Das Menschenbild der Homöopathie ist ein Thema, das sich von den verschiedensten Seiten beleuchten lässt: medizinhistorisch, philosophisch, theologisch, psychologisch, soziologisch usw. Dementsprechend ist hier kein allen Aspekten gerecht werdendes Urteil zu erwarten. Es soll aber eine Annäherung – von einem ausgewählten Gesichtspunkt aus – versucht werden.

Aus der Perspektive des heutigen modernen Bewusstseins ist es schwer, sich das Menschenbild Samuel Hahnemanns, der vor rund 200 Jahren lebte, zu vergegenwärtigen. Dazu müssen erst Verständnisschwierigkeiten grundsätzlicher Art erkannt und überwunden werden, die sonst – wenn sie unbedacht bleiben – eine angemessene Rezeption erschweren oder verhindern. Im folgenden soll vor allem die philosophische Dimension des prinzipiellen Unterschieds zwischen dem Menschenbild Hahnemanns und dem der modernen naturwissenschaftlichen Medizin herausgearbeitet werden.

Der Gedankengang ist in sieben Punkte gegliedert. Nach einigen Vorbemerkungen zur Anthropologie in der Medizin wird das naturwissenschaftliche Menschenbild, dann das der Homöopathie und das von Hahnemann dargestellt. Sodann werden seine Bedeutung für die Homöopathie und einige sich daraus ergebende wissenschaftstheoretische Aspekte erörtert. Abschließend wird versucht, ein vorläufiges Resümee zu ziehen.

1. Vorbemerkungen zur Anthropologie in der Medizin

2. Das naturwissenschaftliche Menschenbild

3. Das Menschenbild der Homöopathie

4. Das Menschenbild Samuel Hahnemanns

5. Die Bedeutung von Hahnemanns Menschenbild für die Homöopathie

6. Das Menschenbild der Homöopathie zwischen Heilkunst und Wissenschaft

7. Schlussbetrachtung und Ausblick

...

Überarbeitete Fassung eines Vortrags an der Katholischen Akademie der Erzdiözese Bamberg, anlässlich des Studientags „Menschenbild und Medizin“, am 06.05.2006 im C.-Pirckheimer-Haus in Nürnberg.

Literatur
Hahnemann, Samuel: Gesammelte kleine Schriften. Hrsg. von Josef M. Schmidt und Daniel Kaiser. Heidelberg: Haug-Verlag (Thieme), 2001.
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst. Neufassung der 6. Auflage mit Systematik und Glossar von Josef M. Schmidt. München: Urban & Fischer-Verlag (Elsevier), 2003, 2. Aufl. 2006.
Schmidt, Josef M.: Bibliographie der Schriften Samuel Hahnemanns. Rauenberg: Siegle-Verlag, 1989.
Schmidt, Josef M.: Die philosophischen Vorstellungen Samuel Hahnemanns bei der Begründung der Homöopathie. München: Sonntag-Verlag (Thieme), 1990.
Schmidt, Josef M.: Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild. Heidelberg: Haug-Verlag (Thieme), 2001.

Anschrift des Verfassers:
Priv. Doz. Dr. med. Dr. phil. Josef M. Schmidt
Institut für Geschichte der Medizin
Ludwig-Maximilians-Universität München
Lessingstr. 2
80336 München

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