Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Müssen Sportler Tintenfische meiden?

von Henning Marx

Der auch ansonsten sportbegeisterte Hobbytaucher Felix Mare schätzte die Bewegung unter Wasser am liebsten in der Nähe von zahlreichen Fischen. Besonders mit größeren schwamm er dabei gerne um die Wette. Seine Frau Lexia, eine begeisterte Homöopathin, bat ihn immer wieder inständig, sich von Tintenfischen fernzuhalten, da sie der Auffassung war, Sepia sei sein Konstitutionsmittel. Felix Mare hielt von alledem nichts und verstand die Sorge seiner Frau in keiner Weise. Unvorsichtigerweise scheuchte er bei seinem letzten Tauchgang einen Tintenfisch auf, der ihn vor lauter Schreck mit seiner Tinte einhüllte, um zu fliehen. Als Felix Mare mit derselben in Kontakt kam, spürte er auf einmal keinerlei Drang mehr sich zu bewegen. Er versank langsam und zufrieden in der dunklen Welt des Andreas-Grabens.

Fragestellung

An der allgemein gehaltenen Rubrik „Anstrengung, körperliche, besser“ soll gezeigt werden, dass es teilweise weitergehender Überlegungen bedarf, um zu entscheiden, ob der Wesensgehalt einer Repertoriumsrubrik mit dem vom Patienten geschilderten Sachverhalt übereinstimmt und als verwertbares Symptom zur Arzneimittelwahl herangezogen werden kann.

Oben genannte Rubrik wird exemplarisch herangezogen, da diese in der heutigen Zeit eine kräftige Renaissance erleben könnte, wenn berücksichtigt wird, wie viele Menschen in ihrer Freizeit ernsthaft, sprich regelmäßig Sport treiben. Sicherlich darf dabei das wesentliche Merkmal der Anstrengung nicht außer Acht gelassen werden. Nicht jede sportlich anmutende Betätigung ist als körperliche Anstrengung zu verstehen. Anstrengung ist eine relative Größe und hängt von den individuellen Fähigkeiten eines Menschen ab. Eine Abgrenzung zu bloßer Bewegung muss getroffen werden. Körperliche Bewegung ist erst dann als Anstrengung aufzufassen, wenn diese Tätigkeit nicht über längere Zeit ausgeführt werden kann. Ernsthafte sportliche Betätigung erfüllt in den überwiegenden Fällen dieses Kriterium.

Schlüsselwörter
Rubrik „Anstrengung, körperliche, besser“, Sport, Sepia, charakteristisches Symptom nach Bönninghausen, §§ 83, 153 „Organon“

Einführung

Diskussion der generellen Anwendbarkeit

Zwischenergebnis

Diskussion der Sonderlichkeit

Zwischenergebnis

Endergebnis

...

Anmerkungen
1 Hierzu bedarf es mindestens des Vorliegens von Lokalisation, Modalität und Empfindung. Darüber hinaus stellen Causa, Begleitbeschwerde und Erstreckung Elemente eines vollständigen Symptoms dar.
2 Gleiches gilt für Lokalisationen und Empfindungen.
3 Auch ein Subjekt kann objektive Betrachtungen anstellen, ist aber an dieser Stelle nicht Gegenstand der Betrachtungen.
4 Von einer aeroben Belastung wird gesprochen, wenn die Belastungsintensität so gewählt wird, dass dem Muskel zu jeder Zeit genügend Sauerstoff zur Verfügung steht – salopp ausgedrückt: Die Belastung führt nicht dazu, dass der Ausführende „keuchen“ muss, bzw. verzweifelt nach Luft schnappt.
5 Zur Rolle der Endorphine soll hier nicht weiter eingegangen werden.
6 Im Sport stellt sich ein derartiger Zustand dann ein, wenn der Mensch weder über- noch unterfordert ist.
7 Die Handlungen können auch als unmittelbar oder natürlich bezeichnet werden, da die Person mit ihren Handlungen im Einklang steht.
8 Nicht zu verwechseln mit gedankenverlorener Träumerei.
9 Überhöhte Muskelgrundspannung
10 Muskelspannung und Hirnaktivität in Form von Gedankentätigkeit bedingen sich gegenseitig. Auf der anderen Seite kann dieses System allerdings auch von beiden Seiten beeinflusst werden. Es kann sowohl über Muskelentspannung eine Entspannung der Hirnaktivität erreicht werden als auch über ein Loslassen von Gedankentätigkeit mittels beispielsweise Meditationsübungen eine Entspannung der Muskulatur.
11 In beiden Fällen muss selbstverständlich der Versuchung widerstanden werden, eine Verschlechterung durch Bewegung anzunehmen. Es handelt sich um Überlastungen, die der Körper durch seine Reaktion zu Bewusstsein bringt. Somit liegt noch kein behandlungsbedürftiger Zustand vor. Anderes könnte sich ergeben, wenn die Beschwerden andauern.
12 Zur Verdeutlichung sei darauf verwiesen, dass eine Modalität nicht als solche Relevanz für die Arzneimittelwahl besitzt, wenn sie nur für die Zeit der Anwendung Wirkung zeigt. Wenn Schmerzen nur während der Anwendung von Wärme gemildert sind (danach allerdings sofort in voriger Stärke erneut auftreten), kann die Rubrik „Wärme bessert“ nicht zur Arzneimittelwahl herangezogen werden.

Literatur
Lit. 1 Hahnemann, S.: Organon der Heilkunst, 6. textkritische Ausgabe der 6. Auflage, Heidelberg: Haug 1999 (alle verwendeten Organon-Paragraphen beziehen sich auf diese Ausgabe, sodass die Quelle im weiterenText nicht mehr genannt wird).
Lit. 2 Genneper, T./Wegener, A.: Lehrbuch der Homöopathie, Heidelberg: Haug 2001, S. 140ff.
Lit. 3 Keller von, G./Künzli, J.: Kents Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, 1. Nachdruck der 14. überarbeiteten Auflage, Heidelberg: Haug 1999.
Lit. 4 Hering, Constantin: Leitsymptome unserer Materia medica, deutsche Übersetzung, Aachen: Verlag Renée von Schlick, 1. Aufl., 1998.
Lit. 5 Jahr, G.H.G.: Ausführliche Arzneimittellehre, Band 2, vergr. Nachdruck der Ausgabe 1848. Hamburg: B. v. Lieth Verlag 2001.
Lit. 7 Hahnemann, S: Chronische Krankheiten Band 5, 1. Nachdruck, Heidelberg: Haug 1999.
Lit. 8 Vithoulkas, G.: Essenzen homöopathischer Arzneimittel, Sylvia Faust Verlag 2002.
Lit. 9 Phatak, S.R.: Homöopathische Arzneimittellehre, Göttingen: Ulrich Burgdorf Verlag 1998.
Lit. 10 Genneper, T./Wegener A.: Lehrbuch der Homöopathie, Heidelberg: Haug 2001, S. 81.

Anschrift des Verfassers:
Henning Marx
Lessingstr. 26
69115 Heidelberg

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