Kinder

Blähungen – vielschichtig in Diagnose und Therapie

von Peter Germann

Warum rülpset und furzet ihr nicht,
hat es euch nicht geschmecket?

Dieser dem Reformer Martin Luther nachgesagte und oft zitierte Ausspruch zeigt nicht unbedingt den richtigen Verdauungsvorgang nach dem Essen auf. Luftbildungen in Ober- und Unterbauch werden vom Patienten sehr häufig angegeben und geben unterschiedliche Hinweise für die Diagnosestellung und die Therapie.

Zur Blähungsbildung gehören Gärungs- und Fäulnisprozesse, sowie die Aerophagie. Das so genannte Luftschlucken hat in der Regel eine psychische oder vegetative Labilität als Hintergrund, kann aber auch bei organischen Magenerkrankungen auftreten. Weitaus häufiger ist das Entstehen von Gasen durch Stoffwechselgeschehen.

Als erstes sollten die Kaugewohnheiten des Patienten erfragt werden.
Wer unter Stress isst und nach wenigen Kaubewegungen seine Nahrung herunterwürgt, hat Gärungs- und Fäulnisprozesse vorprogrammiert. Bei kalendarisch alten Patienten sollte anamnestisch erfragt werden, ob das eventuelle Vollgebiss richtig sitzt. Nicht selten sind die „Dritten Zähne“ nicht richtig angepasst und das Kauen tut ganz einfach weh. Im schlimmsten Fall wird der Patient zum so genannten „Pudding- Vegetarier“; ein Ausdruck für eine Klientel, welche auf Grund ihres schlecht sitzenden Zahnersatzes gar nicht mehr kaut und sich überwiegend von Joghurts und Puddings ernährt, welche sie einfach unterschlucken können.

Bei einem Zahnersatz, der trotz ständigen Nacharbeitens immer wieder an unterschiedlichen Stellen drückt, sollte auch an einen Beckenschiefstand gedacht werden. Dieser kann die gesamte Statik irritieren und den Kiefer als einzig losen Anteil am Schädel aus dem Winkel bringen, sodass die Okklussion nicht mehr stimmig ist.

Gärung und Fäulnis im Oberbauch, das Roemheld-Syndrom, kann bei jedem dritten bis vierten Patienten im Auge diagnostiziert werden. Die Darmkrause ist in der linken Iris zwischen zwei und vier Uhr ausgebuchtet und drückt topografisch ins Herzfeld. Diese Darstellung kann schon beinahe als Signaturenlehre gesehen werden, gibt der Patient ja tatsächlich auf Grund eines Zwerchfellhochstandes Atemnot und Herzdruck an. Hier gibt der epigastrische Winkel einen schnellen diagnostischen Hinweis. Mit beiden Daumen fährt der Therapeut dem auf dem Rücken liegenden Patienten über die Rippenbögen bis zur Sternumspitze und erhält so einen bestimmten Winkel. Dieser sollte dreißig Grad aufweisen. Beim Roemheldsyndrom ist er größer, da die durch Gasinhalt vergrößerten Verdauungsorgane von unten in den Brustkorb drücken und diesen nach außen hin aufbiegen, was einen breiteren epigastrischen Winkel ergibt. Eine Assistentin in unserer Praxis hat sich aus Pappe einen dreißig Grad Winkel ausgeschnitten, welchen sie bequem auf den Patienten auflegen kann.

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Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Viriditas - das Gesundheitshaus / Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund

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Naturheilpraxis 12/2008