FACHFORUM

Wege aus dem Schmerzgefängnis

Von Christine Osiw

Kaum eine Erfahrung empfinden wir existentiell als so bedrohlich und deprimierend wie das Gefühl Ohnmacht und Ausweglosigkeit. Es ist eine Erfahrung, die wir in vielen Bereichen erleben können: in der Familie, am Arbeitsplatz, finanziell und auch Krankheit und Schmerzen.

Schmerzen sind zunächst ein Warnsignal, welches uns auf eine Gefahr oder einen schädlichen Prozess hinweist. Um die angemessene Behandlung in die Wege zu leiten, ist deshalb gründliche Ursachenforschung unabdingbar. Allerdings gibt es auch Schmerzzustände, für die keine Diagnose gefunden wird. Dies liegt meistens nicht an der Oberflächlichkeit der Untersuchung oder an einer besonders starken Einbildung der Patienten, sondern eher daran, dass eine heftige oder lange andauernde psychosoziale Belastungssituation im Körper kompensiert wird.

Wenn für ein traumatisches Erlebnis und/oder belastende Lebensumstände über einen langen Zeitraum keine angemessene Lösung gefunden wurde, wird der Druck schließlich physisch. Das können z.B. finanzielle und familiäre Sorgen, wie um einen drogensüchtigen Sohn, pflegebedürftige Eltern, kranke Familienangehörige oder Mobbing am Arbeitsplatz sein. Oft vergehen Monate bis Jahre, bis ein physischer Befund diagnostiziert werden kann.

Erst wenn Schmerzphänomene über 6 Monate andauern, spricht man von chronischen Schmerzen. Charakteristisch dafür sind u.a. folgende Merkmale: Für die Schmerzintensität besteht scheinbar kein Kausalzusammenhang mit einer konkreten Ursache, Medikamente lindern wenig bis gar nicht, Rückzug aus sozialen Aktivitäten, oft auch Schlafstörungen... Und allen gut gemeinten Ratschlägen zum Trotz: Mit dem Willen ist dagegen wenig bis gar nichts auszurichten.
In der heutigen Medizin wird die These vertreten, dass unmittelbar nach Operationen oder bei Neuropathien wie einer Gürtelrose mit Analgetika „geklotzt“ werden muss, um zu verhindern, dass sich ein sogenanntes Scherzgedächtnis bildet, der Schmerz sich verselbständigt.

Was vom Ansatz her richtig ist, hat einen Haken: Analgetika wirken im Gehirn ausschließlich auf die sensorische Schmerzstimulation, d.h. auf die Reize, die von den Nervenzellen des Körpers und der Sinne ans Gehirn gesendet werden. In derselben Hirnregion (Thalamus) kommen aber auch emotionale Stimuli an, neue und alte, die durch etwas Aktuelles reaktiviert wurden. Da unser Gehirn gleichzeitig ankommende Reize miteinander verknüpft, entsteht sehr leicht eine Konditionierung, ein Phänomen, das auch bei den sogenannten Kreuzallergien eine Rolle spielt.

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Literaturhinweise:
1 Andrade, J., & Feinstein, D. (2004). Energy psychology: Theory, indications, evidence. In D. Feinstein, Energy psychology interactive (pp. 199 – 214). deutsch in Feinstein, D., Eden, D., Craig, G. (2005). Klopf die Sorgen weg, S. 373ff. und online
http://praxis-gerber.de/Downloads/Neurohumorales_Konzept_Andrade.pdf
2 Wilhelm-Gößling, C. (2006) in Energetische Psychotherapie – integrativ, S. 65-82
3 Andrade, J., Sutherland, C., Aalberse, M., Ruden, R. (2005): In the hands of the patient
4 Phillips, M. (2007). Reversing Chronic Pain und Vortrag Heidelberg, 2007 über
5 Porges, S. (1993). The polyvagal theory

Christine Osiw
Heilpraktikerin / Psychotherapie
Fasanenweg 6
51109 Köln

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