Wasser

Die Bubenstreiche Max und Moritz und das Wasserelement

von Traudl Walden

„Am 9. Januar 1908 verstarb der Dichter und Zeichner Wilhelm Busch. Im Jahre 1865 veröffentlichte er seine erste Bildergeschichte, die ihn berühmt gemacht hat: „Max und Moritz, eine Bubengeschichte in sieben Streichen“. Zum 100. Todestag von Wilhelm Busch eine eher seltene Betrachtungsweise seines berühmten Werkes und seiner Arbeit als Alchemist. In den Geschichten von Max und Moritz sind die Elemente versteckt, die Menschentypen der Funktionskreise wiedergegeben und die Erklärungen bringen den nötigen Humor in die Praxis. Die Beschreibungen der mitwirkenden Menschentypen zeigen uns den passenden Patienten mit seinen Beschwerden und Charakterzügen.

Was ist ein Funktionskreis?

Ein Funktionskreis ist ein Teil eines Systems, das aus fünf Organpaaren (Niere/Blase, Herz/Dünndarm, Lunge/Dickdarm, Leber/Galle und Magen/Milz/Pankreas) besteht und an jedes Organ sind zugehörige Körperteile gebunden. Das System ist der Mensch selbst, der Funktionskreis eine gedachte Linie, die entlang der Meridiane (Energiebahnen) läuft. Therapeutisch beobachtet werden die Veränderungen und Symptome (Ekzeme, Geschwüre, Schmerzen) auf diesen Energiebahnen. Behandelt wird das Organ, das dem Funktionskreis seinen Namen gibt. Auftretende Symptome wie Stirnkopfschmerz, gestörter Schlaf/Wach-Rhythmus oder Reizblase, wegen denen der Patient die Praxis für ganzheitliches Denken aufsucht, werden zweitrangig mitbehandelt. Der dem Organ zugerechnete Funktionskreis ist ein Pufferungsmechanismus, der Störungen aufnimmt, um das (übergeordnete) Organ selbst zu schützen. Also erkranken Nicht-Lebensnotwendige Organsysteme lange bevor das Organ selbst betroffen ist.

Das heißt, bevor beispielsweise die Nieren in ihren Tätigkeiten eingeschränkt sind, übernehmen Pufferungsstationen wie Ohren, Prostata oder Stirnhöhlen stellvertretend die Krankheiten und meldet diese über die Symptome. Anders gesagt: Klinische Einzelaussagen des Patienten sind Fernstörungen, Insuffizienzen oder Energiestörungen lebenswichtiger Organe.

Die lebenswichtigen Verbindungswege werden Meridiane oder jing luo genannt. Die TCM betrachtet die Meridiane als das wichtigste aller Systeme, weil sie es sind, die die wichtige Lebensenergie des Körpers, das Qi befördern. Es „pflanzt“ sich dort fort, wo keine Nervenfasern mehr vorhanden sind, also nicht physiologisch nachweisbar. Es gibt im Körper insgesamt 59 Meridiane, 12 davon sind Hauptmeridiane, von denen die restlichen abhängig sind. Jeder Hauptmeridian stellt ein biologisches Energiesystem dar, in dessen Zentrum eines der zwölf lebenswichtigen Organe einschließlich des Dreifach-Erwärmers und des Perikardiums liegen. Qi fließt nach einem bestimmten System von einem Meridian zum anderen bis schließlich das ganze Netzwerk versorgt ist. So gelangt die Lebensenergie in jeden Teil des Körpers. Stimuliert man nun einen der Hauptmeridiane durch Akupunktur, pflanzliche Heilmittel oder ganzheitliche Rezepturen, wirkt sich dies sowohl auf das mit ihm verbundene Organ, als auch auf das gesamte System aus.

In der chinesischen Medizin ist bekannt, dass Erkrankungen eines einzelnen Funktionskreises nur sehr selten isoliert vorkommen, sondern sich über den Zyklus fortpflanzen oder das ganze System beeinträchtigen. Beginnt zum Beispiel eine Organschwäche im Funktionskreis Galle und wird nicht behandelt, dann werden die Störungen auf den anschließenden Funktionskreis (in diesem Fall die Leber) ausgeweitet.

Die Aufgabe des Therapeuten (wenn er sich dieser Denkweise anschließen kann) ist es, durch zwanglose Einbettung der Symptome das erkrankte oder in Mitleidenschaft gezogene Organ zu finden. Eine Hilfe stellen die Meridianverläufe oder Energiebahnen dar. Die Gesamtheit der menschlichen Phänomene, gesammelt und verwertet mit der oft langen Krankheitsgeschichte des Patienten, gibt uns Hinweise und Ansatzpunkte für unsere Therapien am erkrankten Menschen.

Die Behandlung selbst kann über verschiedene naturheilkundliche Wege erfolgen: Ausleiten und Entgiften mit Kräutern, homöopathische Komplexmittel zur Unterstützung der Entgiftung von belasteten Organen, Teerezepte zur Förderung des Stoffwechsels, Akupunktur, Moxen . . . je nach den individuellen Bedürfnissen und Wünschen des Patienten.
Zur aufheiternden Betrachtung der Wandlungsphasen und zum Näherbringen der Funktionskreise wird die Geschichte von Meister Böck aus Max und Moritz von Wilhelm Busch „zerlegt“, weil in den Geschichten die Elemente stecken, die Menschentypen die Funktionskreise wiedergeben und die Erklärungen einfach köstlich sind!

Das Element Wasser und der Funktionskreis Niere/Blase:

Pathologie des Blasenmeridians

Der Meridian der Harmonie

Das Erdenorgan Lunge

...

Büchertipps und Quellennachweis:
- Das Buch „Fünf Wandlungsphasen in fünf Streichen“ von Antonius Pollmann gibt am Beispiel der Geschichte von Max und Moritz die Grundprinzipien der Chinesischen Medizin wieder: Haug Verlag, Ausgabe 1996, ISBN 3-8304-7076-2
- Die Organuhr von Erich W. Stiefvater, 12. Ausgabe 1998 Haug Verlag
dtv-Atlas Akupunktur von Carl-Hermann Hempen, Ausgabe 2001 vom Deutschen Taschenbuch Verlag
- Aus der anthroposophischen Medizin diente das Lehrbuch von Victor Bott, Band 1 Haug Verlag 1982
- Chinesische Heilkunde von Daniel P. Reid aus dem Thieme TRIAS Verlag 1995
- Hilfreich waren die Vorträge von Dr. Thomas Rau aus der Paracelsus Klinik in der Lustmühle/Schweiz, die mir den Patienten vor Augen führte.
- John Diamond in seinem Buch „Die heilende Kraft der Emotionen“ vom VAK Verlag beschreibt auf besonders zutreffende Weise die Gefühle, versteckt und oft unterdrückt manifestieren sie sich auf den Organen: 12. Ausgabe 2001 VAK Verlag Freiburg
- Tipp für HP-AnwärterInnen: Lernhilfen in Form von Mindmaps gibt es kostenlos als pdf.Datei zum Runterladen bei www.heilpraktikerabc.de
- Fortbildungen zum Thema Funktionskreise finden Sie unter www.heilkunst-muenchen.com

Anschrift der Verfasserin:
Traudl Walden
Heilpraktikerin
85570 Markt Schwaben
Fortbildungen unter www.heilkunst-muenchen.com


weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 11/2008

Naturheilpraxis 11/2008