Wasser

Pflanzenwässer

Über Wasser als Träger für pflanzliche Zubereitungen

von Michael Schmid

„Denkt man heutzutage an arzneiliche Zubereitungen mit Wasser, so fällt einem wohl zuerst der Tee ein. In der Tat wird kaum noch eine andere Form verwendet. In alten Zeiten hat man so etwas wie Tee jedoch kaum gekannt. Die entsprechenden Kräuter wurden stattdessen in die Suppe gegeben. Alte Kräuterbücher erwähnen häufig, dass das Kraut in der Suppe mit gekocht wird. Empfindlichere Substanzen gibt man erst beim Servieren zu.

Betrachtet man die standardmäßigen Zutaten einer Suppe, so fällt vor allem auf, dass – im Gegensatz zum Tee – durch die tierischen Zutaten (früher gerne Kapaun, also kastrierter Hahn) ein gewisser Fettgehalt vorhanden ist. Beim Garen von Kräutern wird im Gegensatz zum Tee also auch ein Teil der fettlöslichen Pflanzeninhaltstoffe ausgezogen. In der Volksmedizin ist seit jeher bekannt, wie eine gut zubereitete Suppe dem Kranken wieder auf die Beine helfen kann.

Alle alten Kräuterbücher sprechen außerdem bei den Pflanzenbeschreibungen von der Anwendung des entsprechenden Wassers. Was aber ist dieses Wasser?

Kauft man heute ein Pflanzenwasser, etwa Rosenwasser, so handelt es sich dabei genau genommen um ein „Abfallprodukt“, das bei der Herstellung eines ätherischen Öls entsteht. Nach einer Wasserdampfdestillation schwimmt das ätherische Öl auf dem übergegangenen Wasser. Das Öl wird abgetrennt, das Wasser ist das entsprechende Pflanzenwasser. Dieses wird in der Regel für kosmetische Zwecke eingesetzt, seltener in der Küche.

Auch früher wurde dieses Wasser weiterverwendet. Als Pflanzenwasser aber galten in der Regel andere Produkte.
In alter Zeit, als es noch kein Deutsches Arzneibuch gab, war man sich über die Zubereitungen von Arzneien nur bedingt einig. So kommt es, dass verschiedene Autoren auch verschiedene Herstellungsweisen als die Richtige beschreiben.

Mit am ausführlichsten dürfte dieses Thema bei Brunschwyk in seinem Buch „Ars Destillandi“ abgehandelt worden sein. Neben zahlreichen Monographien zu Pflanzenwässern findet man hier neben einer grundsätzlichen Einführung über die Destillationsarten auch eine genaue Beschreibung über die Herstellung.

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Literatur:
- Le Febure: Neuvermehrter Chymischer Handleiter. (Bd. 1-3; 1674). Nachdruck Edition – Hornfisher 1997
- Brunschwyk, Hieronymus; Ars destillandi, Nachdruck der Ausgabe von 1610
- Paracelsus; Sämtliche Werke; Anger-Verlag Eick 1993
- Schröder, Johann D.; Trefflich versehene Medicin-Chymische Apotheke, Nachdruck der Ausgabe von 1685
- Tabernaemontanus, Jacobus Theodorus; Neu vollkommen Kräuter-Buch, Nachdruck der Ausgabe von 1731
- Verschiedene Begleitskripte zu Ausbildungen und Seminaren von Natura Naturans, i.e. Dr. rer. nat. Max Amann, Olaf Rippe und Margret Madejsky.

Weiterbildung: Der Autor leitet Arbeitsgruppen zur Herstellung spagirischer Arzneimittel für Anfänger und Fortgeschrittene.

Anschrift des Verfassers
Michael Schmid, Heilpraktiker
Pfaffenhofenerstr. 33
84072 Au / Hallertau
Tel 08752 / 866 41 31
E-Mail info@lichtdernatur.de
Internet: www.lichtdernatur.de

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