Wasser

Heilende und heilige Wässer

von Olaf Rippe

Des Menschen Seele gleicht dem Wasser –
Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder zur Erde muss es, Ewig wechselnd“
(J.W. Goethe)

Auf der ganzen Welt spielt das Wasser im Schöpfungsmythos eine entscheidende Rolle. Für die alten Ägypter gab es vor der Erschaffung der Welt das dunkle Urmeer, aus dem sich eine Insel mit einem leuchtenden Ei auf der Spitze erhob. Diesem Ei entstieg der Sonnengott Ra und das gesamte Universum erstrahlte in seinem Licht. In der Bibel lesen wir, dass der Geist Gottes über dem Wasser schwebte, lange bevor Leben, geschweige denn der Mensch entstand und der griechische Philosoph Thales von Millet erkannte im Wasser den Urgrund des Seins. Diese Sichtweise ist naheliegend, bedenkt man, dass allein der menschliche Organismus zu mehr als zwei Dritteln aus Wasser besteht – eigentlich ist unsere feste Form ein Wunder. Wasser ist der energetische Träger der Lebenskräfte, mit deren Hilfe der Energieaufbau, aber auch die Regeneration und damit Heilprozesse möglich werden.

Obwohl so wichtig, ist Wasser eigentlich eine ausgesprochen gewöhnliche Substanz, jedoch mit ungewöhnlichen Eigenschaften. Es entsteht aus dem häufigsten und dem dritthäufigsten Element des Universums, nämlich Wasser- und Sauerstoff im Verhältnis 2:1. Doch dies ist nicht alles: „Wasser ist H2O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff, aber da ist noch ein Drittes, das Wasser ausmacht, und niemand weiß, was das ist“ (D.H. Lawrence).

Je nach Herkunft hat Wasser ganz individuelle Eigenschaften, die sich nicht allein durch die chemische Zusammensetzung erklären lassen. Wasser befindet sich in einem stetigen rhythmischen Kreislauf. Im gasförmigen Aggregatszustand reichert es sich in der Atmosphäre mit kosmischer Energie an. Als Niederschlag fällt es auf die Erde, wo es durch Gesteinsschichten gefiltert wird und dabei einen weiteren Teil seines spezifischen Charakters erhält. Als Quellwasser fließt es sodann aus dem Erdinneren. Hier wird das Wasser durch den Genius loci der Landschaft nochmals energetisch imprägniert. Aus allen Richtungen mäandert es schlangengleich über zahlreiche Umwege ins Meer, um schließlich erneut emporzusteigen – ein ewiger Kreislauf und doch ist jeder Augenblick einmalig – Paracelsus meinte hierzu: „Jedes fließende Wasser ist neu und nicht alt. Es ist nie vorher gesehen worden.“

Nach überlieferter Vorstellung ist das Wasser außerdem von machtvollen Wesenheiten beseelt. Wir kennen Nymphen, Undinen, Sirenen oder die Loreley und vielerorts findet man Marienfiguren an Quellen, was an die frühere Naturverehrung unserer Vorfahren erinnert.

Besonders Quellen gelten bis heute auf der ganzen Welt als heilig. Viele kennt man seit Generationen wegen ihrer spezifischen Heilkraft, manche gelten sogar als wundertätig. Andere wiederum kennt man als Wunschbrunnen, Orakelstätte oder als Ort der Einweihung. Diese besondere Wertschätzung lässt sich mit dem Mineralgehalt einer Quelle einfach nicht erklären. Paracelsus nannte diese magische Kraft „das Licht der Natur“ und wessen Augen durch die Wissenschaft nicht völlig erblindet sind, der kann dieses Licht an einer Quelle besonders intensiv wahrnehmen. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.

Bad Pfäfers – ein Jungbrunnen in den Schweizer Alpen

Das wundertätige Öl der heiligen Walburga

Wunschbrunnen in Irland
Wessobrunn – ein Ort der Visionssuche

Die Orakelquelle in Delphi

Trafoi – Ein Ort der Einweihung

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Literatur:
- Andreres, Bernhard (Hrsg): Altes Bad Pfäfers; Sarganserländer Verlag Mels, 1999
- Emoto, Masaru: „Die Botschaft des Wassers“; Koha-Verlag, 2002
- Paracelsus: „Von dem Bad Pfeffers in Oberschwytz gelegen“, eingeleitet und übersetzt von Gunhild Pörksen; zu beziehen über die Gemeindeverwaltung CH 7312 Pfäfers.
- Paracelsus: „Sämtliche Werke“, eingeleitet und übersetzt von Bernhard Aschner; Anger Verlag Eick, 1993
- Rippe, Olaf u.a.: „Paracelsusmedizin“; AT-Verlag, 2001
- Rippe, Olaf / Madejsky, Margret: „Die Kräuterkunde des Paracelsus“; AT-Verlag, 2006
- Strauss, Heidemarie und Peter: „Heilige Quellen zwischen Donau, Lech und Salzach“; Hugendubel 1987
- Schwenk, Theodor: „Das sensible Chaos“; Verlag Freies Geistesleben, 1962

Fotos vom Verfasser

Anschrift des Verfassers
Olaf Rippe, Heilpraktiker
Stuntzstr. 77, D- 81677 München
Tel.: 089/2725902, Fax: 089/27349566
E-Mail: o.rippe@natura-naturans.de
Homepage: www.natura-naturans.de

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