Heilweisen verschiedener Länder

Luban – Weihrauch im Oman

von Christian Rätsch

„Weihrauch erweckt die Himmel wie kein anderes“
Al-Tabari

„Duftstoffe sind die Nahrung, die den Geist wiedererwecken, und dieser Geist ist das Kamel, auf dem der Mensch reitet, und von dem er getragen wird.“
Mohammed der Prophet

Harzig, mit einem Hauch aus den Orangenplantagen, frisch, aber auch sinnlich, würzig wie 1001; er klärt den Geist, erzeugt Wohlbefinden, bewirkt spirituelle Erregung, löst Erinnerungen aus, produziert eine heimelige Atmosphäre, verbreitet rituelle Gefühle; er hat eine berückende olfaktorische Konditionierung, So lässt sich der Duft des Weihrauchs darstellen. Es ist der köstlichste Duft Arabiens, der typische Hauch des Orients, das Sinnbild der Königin von Saba 1. Der echte Weihrauch stammt aus dem Land, aus dem auch Sindbad der Seefahrer kommen soll, dem Oman.

„Die Perlen der Wüste“

Weihrauchwelten

Weihrauchwasser

Gastfreundschaft

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Weihrauch in der traditionellen arabischen/omanischen Medizin

Geburt:
Nach der Geburt stellt sich die Mutter über einen Weihrauchbrenner und lässt sich vollständig bedampfen. Dabei gilt eine Räuchermischung aus Weihrauch, Zwiebelschalen, Kreuzkümmelsamen (Cumin), und shabba (Alaun) als besonders günstig, da sie erwärmt und die Schmerzen im Uterus vertreibt.
Säuglinge werden schon früh, meist nach vierzig Tagen, mit Weihrauch und Spezereien beräuchert. Dadurch sollen sie gereinigt und gekräftigt werden.

Blutungen/Schwellungen:
Weihrauch wird erhitzt und verdampft. Der Dampf wird auf die Wunden und Schwellungen geführt.

Erkrankungen der Atemwege:
Der Dampf von Weihrauch und/oder Weihrauchwasser ist heilsam bei Halsschmerzen, Nebenhöhlenleiden, Rachenentzündungen und Lungenleiden (von Asthma, über Bronchitis bis zur Lungenentzündung).

Lungenleiden:
Weihrauchwasser wird bei allen Formen von Lungenleiden und –entzündungen getrunken.

Husten:
Weihrauch ist gut für die Brust und erleichtert den Hustenreiz. Dazu wird Weihrauchwasser, eventuell mit Myrrhe, getrunken. Oder ein Kaltwasserauszug aus (bitterem) Weihrauch und Ingwer, versetzt mit Limonensaft und Honig, wird mehrfach getrunken.

Diabetes:
Viele Araber bzw. Omani glauben, dass Weihrauch gegen Diabetes hilft, weil es angeblich den Blutzuckerspiegel senkt. Dazu werden Weihrauchtränen gekaut und/oder gegessen.

Durchfallerkrankungen:
Dabei wird ein Heiltee aus Myrrhe, Weihrauch und schwarzem Tee getrunken.

Magenleiden:
Bei allen Formen von Schmerzen oder Krankheiten im Magen wird Weihrauch, vorzüglich als Wasser, gegeben.

Schlechte Gerüche:
Weihrauch, entweder gekaut, getrunken (als Wasser) oder inhaliert, vertreibt unangenehme Gerüche und Ausdünstungen von Krankheiten.

Zahnfleischerkrankungen und Zahnschmerzen:
Weihrauch, ob gekaut, getrunken oder inhaliert, schützt und stärkt das Zahnfleisch und hilft erleichternd bei Zahnschmerzen.

Anschrift des Verfassers:
Christian Rätsch
www.christian-raetsch.de

Literatur

DAUM, Werner (Hg.)
1988 Die Königin von Saba: Kunst, Legende und Archäologie zwischen Morgenland und Abendland, Stuttgart, Zürich: Belser.
DORR, Marcia S.
2005 A Taste of Oman: Traditional Omani Food, Sultanat von Oman: Mazoon Printing Press.
EL QASSANI, A.S.
1980 Dhofar The Land of Frankincense, Südprovinz Oman: Directorate General for Education.
HIGHET, Juliet
2006 Frankincense: Oman’s Gift to the World, München, Berlin, London, New York: Prestel.
LEBLING, Robert W. und Donna PEPPERDINE
2006 Natural Remedies of Arabia, Riyadh: Al-Turath und London: Stacey International.
RÄTSCH, Christian
1996 Räucherstoffe – Der Atem des Drachen: Ethnobotanik, Rituale und praktische Anwendungen, Aarau, Stuttgart: AT Verlag.
2004 Weihrauch und Copal: Räucherharze und Hölzer – Ethnobotanik, Rituale und Rezepturen, Baden und München: AT Verlag.
RUETE, Emily (geb. Prinzessin Salme von Oman und Sansibar)
2007 Leben im Sultanspalast: Memoiren aus dem 19. Jahrhundert, Hamburg: Die Hanse.
THESIGER, Wilfred
1991 Die Brunnen der Wüste: Mit den Beduinen durch das unbekannte Arabien, München, Zürich: Piper.

Fotos: Christian Rätsch,
Nr. 2 und Nr. 13: Claudia Müller-Ebeling

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