Herz Kreislauf

Lebenskraft zuführen

Anregungen zu Verständnis und Therapie der Hypotonie

von Margret Rupprecht

„Ursache der Moral ist oft nur ein niedriger Blutdruck“,
schrieb der englische Schriftsteller Samuel Coleridge vor zweihundert Jahren. Ob dieser Satz zutrifft, ist Ansichtssache, doch interessanter ist die Beobachtung, dass sich Menschen, die unter Hypotonie leiden, für den Lebenskampf und die Notwendigkeit, sich in ihm zu behaupten, nicht stark genug fühlen. Sie pochen besonders gern auf moralische Postulate, um sich mit ihrer Hilfe vor der als bedrohlich empfundenen Umwelt zu schützen.

Der Anthroposoph Volker Fintelmann weist darauf hin, dass sich die Hypertonie aus der Antipathie speist, die Hypotonie jedoch aus der Sympathie. Während Antipathie zur Aggression wird, entwickelt sich Sympathie zur Ergebenheit. Die regulative Hypotonie ohne Krankheitswert trifft das „passive“ weibliche Geschlecht sechs mal häufiger als Männer und geht oft mit Bindegewebsschwäche, seelischer Adynamie und körperlichen Unpässlichkeiten einher. „In Polarität zum Hypertonus ist die Einatmung gestört, die Ausdruck des Inkarnationswillens von Seele und Ich ist, um das eigene geistige Wesen mit den Bedingungen der Erde und damit dem Leib ganz neu zu verbinden. Der Hypotoniker möchte nicht so tief in die Stoffeswelt und deren Schwere und Dunkelheit, er möchte mehr „himmlisch“ bleiben, wie er es als Kind war.“1 Die alte Medizin sprach von Chlorose, der Bleichsucht vorwiegend junger Frauen, womit nicht immer und unbedingt eine Eisenmangelanämie gemeint war, auch wenn diese oft mit einer Hypotonie einhergeht. Niedriger Blutdruck taucht besonders häufig bei Menschen mit leptosomer Konstitution auf. Leptosom, vom griechischen leptós – dünn, klein, fein, schwach und soma – Körper abgeleitet („Schwachkörperlichkeit“) deutet in eine ähnliche Richtung wie das Zitat von Coleridge.

Zu diesen Beobachtungen passt das typische Patientenpublikum der Hypotonie: pubertierende Jugendliche, vor allem Mädchen; junge und schlanke Frauen; Frauen mit Essstörungen, Schwangere und hagere, ältere Menschen. Der klassische Niederdruckpatient macht selten den Eindruck von Erdenschwere und praller, saftiger Lebendigkeit. Die Seele scheint nicht ganz im Leib angekommen zu sein, folglich fehlt es an Antrieb und Dynamik, wie bei einer nicht ganz zum Abschluss gelangten Inkarnation.

Rückzug und Depression

Das Ich stärken

Durch Gesprächstherapie für innere Emanzipation sensibilisieren

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Literatur
Volker Fintelmann: Intuitive Medizin – Anthroposophische Medizin in der Praxis. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2007 (1)
Rudolf Klußmann: Psychosomatische Medizin. Springer Verlag, Heidelberg 1998
Theodor Dingermann, Dieter Loew: Phytopharmakologie. Experimentelle und klinische Pharmakologie pflanzlicher Arzneimittel. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Thomas Feichtinger/Elisabeth Mandl/Susana Niedan-Feichtinger: Handbuch der Biochemie nach Dr. Schüßler. Haug Verlag, Stuttgart 2003
Hunnius. Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter. Berlin und New York 2004
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathica. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Max Wichtl u. a.: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002
Fritz Oelze, Helmut Brinkmann, Markus Wiesenauer: Naturheilverfahren bei Herz-Kreislauferkrankungen. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1994
Olaf Rippe u. a.: Paracelsusmedizin – Altes Wissen in der Heilkunst von heute. AT Verlag, Aarau 2001

Die homöopathischen Mittel wurden repertorisiert nach:
a) Der Neue Clarke. Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. 6418 Seiten. Dr. Grohmann Verlag für homöopathische Literatur, Bielefeld 2001
b) Karl Stauffer: Klinische Homöopathische Arzneimittellehre. Johannes Sonntag Verlagsbuchhandlung, Regensburg 1955
c) William Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Verlag Grundlagen und Praxis, Leer 1973

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

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